Energieeffizienz ist der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der Klimaziele
Neuen Schätzungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zufolge wird Deutschland bis 2030 ganze 655 Terawattstunden an Stromleistung benötigen, ein Anstieg von rund zehn Prozent gegenüber dem Verbrauch von 2020. Das übersteigt selbst den bisherigen Höhepunkt des Stromverbrauchs in Deutschland im Jahr 2007 mit 625 Terawattstunden. Dabei stellen der gleichzeitige Kohle- und Kernkraftausstieg die Versorgungssicherheit zunehmend in Frage. Perspektivisch kann die Energiewende nur dann gelingen, wenn die Stromversorgung auch weiterhin jederzeit gewährleistet ist.
Oberstes Ziel der Energiepolitik muss es deshalb sein, den zukünftigen Stromverbrauch so gering wie möglich zu halten. Dafür braucht es den effizientesten Umgang mit jeder Kilowattstunde und den effizientesten Ausbau neuer Wertschöpfungsketten alternativer Kraft- und Brennstoffe. Deshalb setzen wir uns dafür ein, die Rahmenbedingungen verlässlich und nutzerfreundlich zu gestalten, den Sektoren Wärme und Verkehr einen klaren Preis für Treibhausgasemissionen vorzugeben, die Dekarbonisierung voranzutreiben und den Markthochlauf der Wasserstoff- und Power-to-X-Wirtschaft technologieoffen und energieeffizient zu gestalten.
Der Wirtschaftsrat fordert:
- Die Anerkennung der Energieeffizienz als Schlüsselelement in der Umsetzung der Klimaziele 2045. Ohne massive Steigerung der Energieeffizienz in allen Sektoren wird der Stromverbrauch in Zukunft zu hoch, um ausschließlich über die Erneuerbaren Energien gedeckt zu werden.
- Eine sektorübergreifende, möglichst globale CO2-Bepreisung. Nur ein marktwirtschaftlicher CO2-Preis kann den technischen Fortschritt und das Wirtschaftswachstum in eine emissionsfreie Richtung lenken. Perspektivisch sollte das europäische Emissionshandelssystem auf alle Sektoren und weitere Wirtschaftsräume ausgeweitet werden. Um die unterschiedlichen Preiselastizitäten bei der CO2-Vermeidung in den verschiedenen Sektoren in der Zwischenzeit zu berücksichtigen, sollte auf dem Weg dahin ein separater gemeinsamer EU-Emissionshandel für Wärme und Verkehr etabliert werden. Parallele Instrumente wie das EEG sollten zeitgleich auslaufen und die Industrie bei dem umfassenden Transformationsprozess unterstützt werden.
- Die Energiewende durch hohe Priorisierung des Gebäudesektors zum Erfolg führen. Bis 2030 sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die sich an den verschärften Klimazielen des Green Deals orientieren, um die Wege zur Klimaneutralität bis 2045 zu ebnen. Eine weitergreifende und unbürokratisch unproblematische Ausweitung der energetischen Gebäudesanierung muss vorangetrieben werden. Das Mieter-Vermieter-Dilemma muss aufgelöst werden. Die bereits seit diesem Jahr gültige Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) kann an dieser Stelle viel leisten. Wichtig ist, dass auch weiterhin Einzelmaßnahmen und nicht nur die Komplettsanierung gefördert werden.
- Energiesysteme sektorübergreifend optimieren. Deutschland muss Wasserstoff als Schlüsselelement nutzen und den Aufbau einer leistungsfähigen Power-to-X-Infrastruktur vorantreiben, entlang und mit den bestehenden Gasnetzen. Die Schaffung und Bereitstellung von modernen wasserstofffähigen Gasnetzen und Tankinfrastruktur für synthetische Kraft- und Brennstoffe sind eine wichtige Grundlage für eine innovative, integrierte Energiewende und Klimaneutralität.
- Level-Playing-Field für strombasierte Anwendungen, insbesondere Wärmepumpen, garantieren. Die Wärmepumpentechnologie ist ein europäischer und weltweiter Wachstumsmarkt. Die hohen staatlichen Belastungen auf den Strompreis erschweren den Markzutritt von Wärmepumpen. Dabei sind Wärmepumpen-Technologien Erneuerbare Energie und Energieeffizienz zugleich. Sie werden gebraucht, um einen effizienten Energieeinsatz im Wärmesektor zu beschleunigen.
- Abwärme in Unternehmen nutzen. Abwärme muss stärker in den Fokus geraten, da hier die wirtschaftlichsten Potentiale bei sinnvollen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu heben sind.
- Die Energiewirtschaft zeitnah digitalisieren. Digitalisierung ist eine unabdingbare Grundvoraussetzung für die Energieeffizienz. Nur digital kann die Energieinfrastruktur effizient genutzt, Flexibilität über Märkte direkt organisiert und eine volkswirtschaftlich sinnvolle Abwägung zwischen Netzausbau und Laststeuerung gewährleistet werden. Hierfür ist die Marktintegration sämtlicher dezentraler Energieerzeugungseinheiten, Energiespeicher und Lasten aller Größen dringend erforderlich.