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Bericht
18.05.2022
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Energieträger für die Industrie – warum es nur mit Wasserstoff geht

Wirtschaft und Politik im Dialog

Saarlands Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas zu Gast bei Wirtschaftsrat
©Elena Yorgova—Ramanauskas

Seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 sieht Oliver Geis-Sändig, stellvertretender Landesvorsitzender des Wirtschaftsrats Saarland, Fortschritte. Beispielsweise bei der Abgasreduktion. Die Fragestellung sei jedoch, „was der Wasserstoff als Energieträger für die Stahlindustrie ausrichten kann“, so Geis Sändig. Zu diesem Fokus hatte der Wirtschaftsrat Saarland in die Encevo Deutschland GmbH eingeladen.

„Es geht nur mit Wasserstoff“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Hartmut Opperskalski, Leiter des Studiengangs Digital Engineering an der Hochschule Kaiserslautern. Von den 3.386 TWh unseres Primärenergieverbrauchs kommen nämlich 98 Prozent aus fossilen oder importierten Energieträgern. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir künftig die Energie über den Ozean zu uns bringen“, sagte er. Selbst die Kernenergie reiche nur zur Verlängerung des aktuellen Energieangebots. Für die Kernenergie-Zukunft sieht Opperskalski wegen des knapper werdenden Urans in wenigen Jahren keine Chance. Dafür aber eine für den Wasserstoff. Die nächste Frage sei: Wie speichern wir die Energie? Vorteil für den grünen Wasserstoff: wir können in Tanks und Kavernen speichern. „Der Weg zum Wasserstoff als Energieträger wird anspruchsvoll“, so der Professor. Damit wachse der Anspruch der Ausbildung für diejenigen, die den Weg für den Wasserstoff frei machen, als Energie- und Hoffnungsträger. „Wir haben eine Chance, wieder deutsche Ingenieurskunst einzusetzen“, freut sich Opperskalski, „die Sonne ist der Fusionsreaktor! Nur für die Akzeptanz müssen wir noch etwas bewegen“.

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Staatssekretärin Elena Yorgova—Ramanauskas begeistert sich für das Saarland als Drehkreuz in der Wasserstoffstrategie. „Das Saarland ist auf dem Weg, das Zentrum eines europaweiten Wasserstoffnetzes zu werden“, sagte sie. „Wasserstoff ist das technologische Update für unseren Wirtschaftsstandort mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: in der Brennstoffzellentechnologie -  für die Automobilwirtschaft genauso wie für saubere Produktionsprozesse in der Stahlindustrie. Damit schaffen wir neue Arbeitsplätze und gehen einen entscheidenden Schritt in Richtung Klimaneutralität“, so die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie des Saarlands. „Unsere exzellente Forschungslandschaft und die gute Vernetzung aller Akteure tragen dazu bei, das Innovations- und Wachstumspotential dieser Zukunftstechnologie für unseren Standort zu nutzen“, so Elena Yorgova-Ramanauskas.Politiker_Elena Yorgova Wamanauskas.jpg

Dr. Klaus Richter, Vorstand Technik Saarstahl AG, zeigte in seinem Impuls, wie der Weg der Stahlherstellung weg führt von Hochöfen und vom Schrott-Einschmelzen. In den Vordergrund rückt die Direktreduktion von Eisenerz mit Wasserstoff. Alles sei soweit bereit, für diesen Prozess. Aber: „Man erwartet von uns, dass wir Milliarden in die Hand nehmen, um etwas zu bauen, von dem wir noch gar nicht wissen, wo der Energieträger herkommen soll“, sagte Richter. Denn der Zwischenschritt – wo der Wasserstoff herkommen soll – fehle.

Der Geschäftsführer von Creos Deutschland, Jens Apelt, ist überzeugt, dass dieser Zwischenschritt machbar ist.

 „Die durch den Ukrainekrieg beschleunigte Energiewende erfordert noch größere Anstrengungen und enorme Investitionen in beinahe allen Sektoren“, sagte er. Die Politik beginne, die Rahmenbedingungen zu setzen und zwar in einem beeindruckenden Tempo. „Dieser Veränderungsprozess muss weiter beharrlich verfolgt und stringent von allen Stakeholdern umgesetzt werden“, fordert der Energieexperte. Dabei dürften die Konsequenzen die Gesellschaft nicht überfordern. „Hier die Balance zu finden, wird wohl eine der größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen dieses Jahrzehnts sein“, so Jens Apelt. „Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen.“ Er freue sich darauf, aus der französischen Nachbarschaft die großen Mengen Wasserstoff zu bekommen, „die wir brauchen“. Denn das Schöne am Wasserstoff sei, dass für ihn ein Weltmarkt besteht und es möglich ist, ihn zu transportieren.

Die französische Nachbarschaft repräsentiert Jean-Marc Leonhardt, Conseiller du président von H2V. H2V entwickelt, realisiert und investiert in erneuerbare Wasserstoffgroßprojekte zur Dekarbonisierung der lokalen Märkte. Das Unternehmen arbeitet mit Partnerunternehmen, die mit der Infrastruktur zu Wasserstoffherstellung punkten.

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„Ein ambitioniertes, industrielles Projekt“, nennt es Jean-Marc Leonhardt.

Ein Projekt, das nicht nur Wasserstoff sondern direkt 70 neue Arbeitsplätze schafft. Indirekt sind es 100 neue Arbeitsplätze.

 

Bericht: KR