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Finanzmarktklausur am Finanzplatz 2025 setzt das erfolgreiche Format fort

Wirtschaftsrat holt EU-Finanzkommissarin nach Deutschland

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Zum zweiten Mal hat der Wirtschaftsrat der CDU seine Finanzmarktkonferenz in Frankfurt ausgerichtet. Die Präsidentin des Wirtschaftsrates, Astrid Hamker, und der Gastgeber, Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender der Union Asset Management, konnten am 26. Juni 2025 über 150 Teilnehmer bei der „Finanzmarktklausur am Finanzplatz“ begrüßen. Frau Hamker eröffnete die Klausurtagung mit dem Grundverständnis, dass die Finanz- und Realwirtschaft gemeinsam zu denken sei und regulatorische Maßnahmen sich immer an der Wettbewerbsfähigkeit beider Sektoren messen lassen müssten. Sie betonte, dass Unternehmen auf leistungsfähige Banken in der EU angewiesen seien, in Zukunft die Wirtschaft Europas jedoch ohne einen leistungsfähigen Kapitalmarkt nicht ausreichend wachsen werde. Es brauche ein Rahmenwerk, das mehr privates Kapital mobilisiert und mehr Investitionen hierzulande ermöglicht. 

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Höhepunkt der Finanzmarktklausur war die Keynote von und anschließende Diskussion mit Maria Luís Albuquerque, der EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen und die Spar- und Investitionsunion. Dem Wirtschaftsrat war es gelungen, die EU-Kommissarin erstmalig für eine Konferenz in Deutschland zu gewinnen. Frau Albuquerque stellte vor hochrangigen Vertretern aus der Finanzwirtschaft ihre Strategie zur Wettbewerbsfähigkeit der Finanz- und Realwirtschaft in der EU vor. Dabei betonte sie die schwierige ökonomische Lage Deutschlands. Insgesamt brauche es mehr Investitionen in strategische Branchen. Es sei jetzt das „Momentum“, für bessere Investitionsbedingungen zu sorgen. Kernstück hierfür sei die im März 2025 vorgestellte Spar- und Investitionsunion (SIU). Mit dieser Initiative solle die seit langem bestehende Fragmentierung der Kapitalmärkte beseitigt werden. Ein konkreter Vorschlag sei die Überarbeitung des Rechtsrahmens für Verbriefungen. Für den Herbst 2025 kündigte die EU-Kommissarin auch Vorschläge für eine stärker kapitalmarktorientierte Altersvorsorge an. Auch die verschiedenen europäischen und nationalen Aufsichtsinstitutionen müssten innerhalb der EU besser abgestimmt und wirksamer werden. Die Aussagen der EU-Kommissarin fanden auch in der Börsen-Zeitung Beachtung.

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Anschließend diskutierte die EU-Finanzkommissarin mit Dr. Stephan Leithner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse AG, Alexander von zur Mühlen, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank AG, und Tobias Vogel, Vorstandsvorsitzender der UBS Europe SE über die wichtigsten Maßnahmen. Die Diskutanten waren sich einig, dass es eine stärkere Investitionskultur brauche, um privates Kapital zu mobilisieren. Hierzu zählten überfällige Schritte zur privaten Kapitalbildung, auch über die Altersvorsorge. Bei der SIU sollte der Schwerpunkt klar auf der Vertiefung der europäischen Kapitalmärkte liegen. Ein wichtiges Kriterium sei, dass künftige Maßnahmen die Fragmentierung in der EU verringern. Daher gehöre auch ein optionales EU-28-Regime mitgedacht. Mit Blick auf die internationalen Finanzmärkte müsse Europa auch auf den jüngsten Fortschritten bei Innovation und Digitalisierung der Kapitalmärkte aufbauen. 

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Im anschließenden „Powertalk“ diskutierten Frank Scheidig von der DZ Bank AG und Eddy Henning, Wholesale-Vorstand der ING DiBa AG, zusammen mit der Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank (EIB), Nicola Beer, über die Mobilisierung privaten Kapitals für öffentliche Investitionen. Es wurde deutlich, dass die Transformation Deutschlands bankfähige Infrastrukturprojekte und klare politische Rahmenbedingungen braucht. Die Kombination aus öffentlichem und privatem Kapital sei dabei essenziell. Im Ausland würden Öffentlich-Private Partnerschaften viel weitergedacht und seien ein positiv belegtes Konzept, hieran sollte sich auch Deutschland orientieren. Frau Beer betonte, dass Kapital produktiv werden müsse, was auch das Humankapital beinhaltete. Entsprechend sollten öffentliche Mittel eingesetzt werden. 

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Der Nachmittag der Finanzmarktklausur griff den Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit von Finanz- und Realwirtschaft in verschiedenen Podien wieder auf. Das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, Prof. Dr. Isabel Schnabel, referierte in ihrem Impuls über die Zusammenhänge von geopolitischen Unruhen und der Wirkung von Geldpolitik. Die EZB nähere sich ihrem Inflationsziel, jedoch führten US-Zölle und erhöhte Unsicherheiten zu einer fragmentierten Weltwirtschaft, die mittelfristig erneute Inflationsrisiken verursache. Die Thesen wurden in der anschließenden Diskussion von Sandra Veseli, Geschäftsführerin von Moody's Deutschland, Stefan Meine, Mitglied der Geschäftsleitung der Bethmann Bank, Sadia Wern-Sukhera, CEO von Vertevis Capital Partners, und Dr. Ingrid Hengster, CEO von Barclays in Deutschland, aufgegriffen. Die geopolitische Landschaft erhöhe in der EU die Dringlichkeit einer weiteren Integration und struktureller Reformen. In den letzten Jahren sei in Europa zu wenig in Innovationen investiert worden, worunter heute die Produktivität der Volkswirtschaft leide. Daher sei jetzt das Momentum für einen starken EU-Kapitalmarkt. Dabei gebe es keinen Mangel an Erkenntnis, sondern der Umsetzungswillen fehle – so die Kritik vom Panel. 

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In einem direkten Gespräch mit der Moderation konnte Florian Rentsch als Sonderbeauftragter der Hessischen Landesregierung für den Finanzplatz Frankfurt die Bedeutung der Wettbewerbsfähigkeit der Finanzwirtschaft beleuchten. Der Finanzplatz Frankfurt müsse den Wettbewerb mit anderen Finanzplätzen erst nehmen. 

Die Finanzmarktklausur beleuchtete den Beitrag, den die Kapitalmarktfinanzierung für die Wettbewerbsfähigkeit der Realwirtschaft leisten kann. Hier halfen insbesondere Perspektiven internationaler Banken, wie von Stefan Hafke, CEO der Citi Bank Germany, Lutz Diederichs, CEO der BNP Paribas Deutschland und Souâd Benkredda, Kapitalmarktvorstand der DZ BANK AG. Herr Diederichs reflektierte, dass im EU-Ausland Deutschland als „Wachstumslokomotive“ gesehen werde. Allerdings stünde nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung, um hier ein Momentum zu nutzen. Auch Frau Benkredda sprach von einem Vertrauensvorschuss, den Deutschland und die EU jetzt nutzen müssten. Sie sieht die immensen Investitionsbedarfe in die Verteidigung auch als Chance, in Deutschland die Digitalisierung voranzutreiben. Herr Hafke ergänzte, dass nicht durch Regulierung ein tiefer, liquidier Kapitalmarkt zu erreichen sei. Es sei jetzt Deutschlands Chance, einen europäischen Blick einzunehmen und zusammen mit weiteren EU-Mitgliedstaaten nationale Partikularinteressen zu überwinden. Lutz Diederichs mahnte, dass in Deutschland die Bedeutung der Finanzindustrie für den Wohlstand politisch und gesellschaftlich anerkannt werden müsse. Auch der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesfinanzminister, Dr. Florian Toncar, betonte, dass ein europäischer Kapitalmarkt für die Wettbewerbsfähigkeit der EU unverzichtbar sei. Europa habe jetzt die Chance, Kapital und Fachkräfte für sich und die heimische Wirtschaft zu gewinnen. Der Banking Capital Markets Leader von PwC Deutschland, Sven Hauke, untermauerte, dass der Erfolg der SIU maßgeblich von der Bereitschaft der EU-Mitgliedstaaten zu einer echten Integration nationaler Kapitalmärkte abhinge. Es bedürfe politischen Mut, um zu schnelleren Entscheidungen zu kommen. 

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Als weiteres Highlight der Finanzmarktkonferenz stand der Präsident der deutschen Finanzmarktaufsicht BaFin, Mark Branson, den Mitgliedern des Wirtschaftsrates Rede und Antwort. In seiner Keynote stellte er klar, dass die europäischen Finanzmärkte mehr Effizienz und Resilienz bräuchten. Die Bankenregulierung sei effektiv, die Vorgaben der Aufsicht müssten nun aber richtig kalibriert werden, um Resilienz zu schaffen. Leitbild der BaFin sei daher, Komplexität abzubauen und Proportionalität entsprechend der Realwirtschaft und Finanzierungsstrukturen herzustellen.

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Wurde die Bedeutung privaten Kapitals in den ersten Panels bereits diskutiert, betrachtete das Podium zur Mobilisierung privaten Kapitals grundsätzlich den Handlungsbedarf und speziell den Beitrag einer kapitalgedeckten Altersvorsorge. Eine wissenschaftliche Einordnung zum Handlungsbedarf gab Prof. Dr. Sascha Steffen, Professor of Finance bei der Frankfurt School of Finance and Management. Die Rentenpolitik präge das gesamte Finanzsystem. In Deutschland reduziere das umlagefinanzierte System Anreize für Kapitalmarktanlagen und stärke Banken, zulasten der Kapitalmarktentwicklung. Er zeigte auf, dass Länder mit einer kapitalgedeckten Altersvorsorge tiefere und robustere Kapitalmärkte aufwiesen. In der nachfolgenden Diskussion mit Sonja Albers, Vorstandsmitglied der Union Asset Management, Thomas Kruse, Mitglied der Geschäftsführung bei Amundi Deutschland, Dr. Helge Lach, Vorstandsmitglied der Deutschen Vermögensberatung AG, Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital GmbH, Christian Machts, Head of Germany & Austria bei Franklin Templeton International Services, wurden zwei Kernaussagen deutlich: Erstens diene die Kapitaldeckung in der Altersvorsorge nicht nur der Sozialpolitik, sondern dem Aufbau langfristigen inländischen Kapitals. Sie ermögliche so breite Investitionen in zentrale Zukunftsaufgaben. Zweitens müsse insgesamt die private Altersvorsorge einfacher werden. Hierzu zähle auch eine bessere Finanzbildung der Verbraucher in Deutschland. Eine zeitnahe Einführung der Frühstart-Rente und die Reform der Riester-Rente seien unabdingbar.

Die Finanzmarktklausur nahm sich zum Ende des Konferenztages auch den Potentialen der Innovationen und insbesondere des Digitalen Euros an. Burkard Balz konnte als verantwortliches Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen zum Digitalen Euro geben. Das Mitglied der Geschäftsführung von AllUnity, Simon Seiter, adressierte ein unzureichendes Mindset in Deutschland gegenüber Innovationen. Es überwiegten noch immer Befürchtungen, dabei müssten Innovationen einen Vertrauensvorschuss erhalten. Hierfür müsse jedoch ein veränderter politischer Rahmen geschaffen werden. Auch Jochen Werne, CEO von Experian, Dr. Benon Janos, stellvertretender CEO und CFO der flatexDEGIRO, und Tobias Czekalla, Country Manager Germany von Visa, stellten dar, wie mit Daten und Innovationen weitere Wertschöpfung in Financial Services gehoben werden können. 

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Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, gab abschließend ein Resümee, in dem er die Finanzmarktklausur nochmals in einen politischen Kontext rückte. Auch medial wurden seine Aussagen aufgegriffen und zitiert: Es sei ein „Lichtblick“, dass die EU die überzogene Finanzmarktregulierung der letzten Jahre zurückfahren wolle. Der Wirtschaftsrat sehe eine strategische Relevanz der Finanzwirtschaft für die Wettbewerbsfähigkeit der Realwirtschaft und damit auch für die Wachstumsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaft insgesamt. Daher brauche die Finanzindustrie ihrerseits wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, denn die europäische Finanzmarktregulierung habe immer auch eine internationale Dimension. Hieran wolle der Wirtschaftsrat die EU-Kommission aber auch die neue Bundesregierung messen. Der Generalsekretär des Wirtschaftsrates vermisse den entsprechenden Stellenwert der Finanzwirtschaft im Koalitionsvertrag. Politik müsse verstehen, dass die Finanzierung der Wirtschaft eine strategische Komponente für den Strukturwandel der Wirtschaft darstelle. Hier hoffe er auf einen Kurswechsel in der neuen Bundesregierung. Herr Steiger äußerte die klare Erwartung, dass der deutsche Finanzminister gemeinsam mit Frankreich Vorschläge für die Vollendung eines EU-Finanzbinnenmarktes entwickele. Die Politik müsse sich an den Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft orientieren, andernfalls sorgten die Märkte für Fakten. Herr Steiger betonte, dass eine stärkere Einbindung des Kapitalmarkts sowohl eine wirtschaftspolitische als auch eine gesellschaftspolitische Wirkung habe, indem sie zum Wohlstandversprechen der Sozialen Marktwirtschaft beitrage. Abschließend kündigte Herr Steiger an, die Debatten im Rahmen der nächsten Finanzmarktklausur am 26. November 2025 in Berlin fortzusetzen.

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Der erfolgreiche Konferenztag fand im Rahmen eines exklusiven Abendessens seinen Ausklang, bei dem die Dinner-Speech des hessischen Innenministers Prof. Dr. Roman Poseck einen letzten Höhepunkt setzte. In seiner Rede hob er die Bedeutung von Rechtssicherheit und verlässlichen Rahmenbedingungen als essenzielle Standortfaktoren für Unternehmen hervor. Neben dem Schutz vor Kriminalität sei die Cybersicherheit von maßgeblicher Bedeutung.

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Für die freundliche Unterstützung der Finanzmarktklausur am Finanzplatz 2025 danken wir: 

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