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Gesundheitssymposion 2025: „Einen guten und gemeinsamen Weg finden“

Aufbruch für ein stabiles und zukunftsfähiges Gesundheitssystem

Am 3. Dezember versammelte der Wirtschaftsrat 200 führende Gesundheitsexperten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin-Mitte. Der Leitgedanke des diesjährigen Symposion: „Aufbruch für ein stabiles und zukunftsfähiges Gesundheitssystem“. Ziel: Die offene Diskussion darüber, wie sich der Sektor weiterentwickeln kann und wie sich gesundheitspolitische Herausforderungen bewältigen lassen. Mit dabei: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. 

Zunächst machte Astrid Hamker, Präsidentin des Wirtschaftsrates, in ihrer Eröffnung klar, wie wichtig die Gesundheitswirtschaft für unser Land ist – 12,5 Prozent der Wertschöpfung mache der Sektor aus. Umso wichtiger: „Reformen dürfen nicht länger aufgeschoben werden.“ Entscheidend sei, dass die Bundesregierung nun einen „guten und gemeinsamen Weg“ finde. Und spielte den Ball damit zu Nina Warken.

Das System sei „in die Jahre gekommen“, stellte die Bundesministerin fest und viele der bisherigen Leistungen finanziell eigentlich nicht mehr tragbar. Sie appellierte: „Reformen heißt, dass sich in allen Bereichen etwas ändern muss und kein Bereich sich ausnehmen kann, sondern dass es gemeinsame Kraftanstrengung braucht.“

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Astrid Hamker und Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ©Jens Schicke

Ein besonders vielversprechender Hebel, um die Kosten runterzubringen: Der Abbau unnötiger Bürokratie. Kurz zuvor hatte Astrid Hamker der Ministerin zwei Positionspapiere übergeben, in denen die für Kliniken und Pflege zuständigen Bundesarbeitsgruppen des Wirtschaftsrates sehr konkrete Vorschläge unterbreiten, wie das ganz praktisch funktionieren kann. Eine Steilvorlage für anwesende Medienvertreter, diese Vorschläge aufzugreifen, so z.B. die WiWo und das Deutsche Ärzteblatt

Dann ging es im Programm weiter Schlag auf Schlag:

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Alexandra Bishop ©Jens Schicke

Alexandra Bishop, Geschäftsführerin von AstraZeneca Deutschland, sprach sich in ihrer Impuls-Rede für mehr „Prävention“ aus. Prävention bedeute nicht nur Sport und gesunde Ernährung, sondern auch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Krankheiten. Innovative Arzneimittel könnten hierbei einen wesentlichen Beitrag leisten.

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Dr. Michael Müller, Ralf Hermes, Prof. Dr. Hendrik Streeck MdB, Michael Dieckmann, Dr. Manuel Nothelfer und Martin Fleischer ©Jens Schicke

Im Panel „Gesundheitswesen am Limit: Wie wir die Versorgung von morgen sichern“ wurden unter der Moderation von Dr. Michael Müller, Geschäftsführer von Labor 28 und Vorstandsvorsitzender der Akkreditierten Labore in der Medizin e.V., konkrete Reformoptionen diskutiert. Ralf Hermes, Vorstand der IKK – Innovationskasse, plädierte für einen Paradigmenwechsel bei den Beitragssätzen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Statt sich nur auf Beitragssatzsteigerungen zu konzentrieren, solle die Diskussion auch um Wahltarife innerhalb der GKV erweitert werden. Prof. Dr. Hendrick Streeck MdB betonte die Notwendigkeit, die Eigenbeteiligung der Bürger weiter zu fördern, etwa durch Zuzahlungen bei Krankenhausaufenthalten und Medikamenten. Diese Eigenbeteiligung müsse jedoch auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden, um die finanzielle Belastung des Systems zu verringern. Michael Dieckmann, Vorsitzender der Bundesarbeitsgruppe Krankenhaus des Wirtschaftsrates, verwies auf die schwierige finanzielle Lage der Krankenhäuser und die unzureichende Finanzierung.

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Rainer Berthan ©Jens Schicke

Rainer Berthan, CEO der Bauerfeind AG, sprach in seiner Keynote über die zunehmende internationale Konkurrenz im Bereich Medizintechnik. Deutschland müsse seine Anstrengungen verstärken, um nicht im globalen Wettbewerb zurückzufallen. Derzeit konzentriere sich die Branche vor allem auf die Existenzsicherung, doch für die Zukunft seien Bürokratieabbau, Investitionen in Innovation und Digitalisierung entscheidend.

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Sebastian Zirfas ©Jens Schicke

Sebastian Zirfas von Pfizer zielte in dieselbe Richtung:. Das Max-Planck-Institut sei inzwischen auf Platz 11 der weltweiten Forschungsrankings abgerutscht, während China und die USA die Spitzenpositionen einnehmen. Mit dem Medizinforschungsgesetz sei zwar ein erster Schritt gemacht worden, doch es müsse mehr getan werden, um die Innovationslücke zu schließen. Notwendig seien unter anderem Bürokratieabbau und eine innovationsfreundlichere Gestaltung des AMNOG.

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Thomas Knieling, Daniel Klein, Dr. Martin Schölkopf, Sascha van Beek, Ulrich Bramkamp, Thomas Flotow und Esther Freitag ©Jens Schicke

Im „Pflegereform im Fokus: Finanzierung sichern, Bürokratie abbauen“ diskutierten Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sehr konkret über die bevorstehende Pflegereform. Sascha van Beek MdB zeigte sich zuversichtlich und meinte, dass die zu lösenden Probleme im Vergleich zu Renten- und GKV-Reformen weniger komplex seien. Dr. Martin Schölkopf, Leiter der Abteilung Pflegeversicherung und -stärkung im Bundesministerium für Gesundheit, wies darauf hin, dass seine Abteilung lediglich eine Skizze für die Reform liefern werde, während die finale Ausgestaltung nach der politischen Abstimmung festgelegt wird. Daniel Klein, CEO von DEUTSCHEFACHPFLEGE, und Esther Freitag, Geschäftsführende Gesellschafterin von DZP Deutsches Zentrum für Pflege, betonten die Notwendigkeit eines Bürokratieabbaus und einer rechtzeitigen Refinanzierung. Ein Lösungsansatz sei es, das Problem der Tariftreue anzugehen, da dies ein wesentlicher Kostentreiber in der Pflege sei.


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Joachim Gemmel ©Jens Schicke

Joachim Gemmel, CEO der Asklepios Kliniken GmbH Co. KGaA, mahnte die Defizite im Krankenhausbereich an und warnte vor den Folgen für die Versorgung. Sein Appell an die Politik: Die Vorhaltefinanzierung müsse abgeschafft werden, ebenso wie der Fixkostendegressionsabschlag. Stattdessen sollten neue sektorenübergreifende Budgetmodelle entwickelt und die Digitalisierung vorangetrieben werden.

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Dr. Frank Wartenberg, Mark Böhm, Dr. Ina Katharina Lucas, Dr. Florian Hartge, Matthias Mieves MdB und Olaf Heinrich ©Jens Schicke

Im Panel „Digital gesund: E-Health als Schlüssel für ein modernes Gesundheitswesen“ stand die Rolle der Digitalisierung für ein zukunftssicheres Gesundheitswesen im Mittelpunkt. Einigkeit herrschte darüber, dass die beste Versorgung eine hybride Form sei – eine Mischung aus digitalen Lösungen und der traditionellen Versorgung vor Ort. Dr. Florian Hartge, Geschäftsführer von gematik GmbH, betonte, dass die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und des E-Rezepts vorrangig umgesetzt werden müsse. „Das perfekte Modell gibt es nicht“, sagte Hartge, aber der Fortschritt in der Digitalisierung müsse dennoch weiter vorangetrieben werden.

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Dr. Florian Reuther ©Jens Schicke

In seiner abschließenden Keynote betonte Dr. Florian Reuther, Verbandsdirektor des PKV-Verbandes, die Bedeutung der Kapitaldeckung für – die Gesundheitsversorgung – insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. Zusätzliche Ausgaben der privaten Krankenversicherung (PKV) in Höhe von 14 Milliarden Euro würden eine bessere Versorgung und mehr Innovation für alle Patienten ermöglichen.

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Michael Dieckmann ©Jens Schicke

Im Schlusswort warnte Michael Dieckmann, CDO und Vorstandsmitglied der AMEOS Gruppe, noch einmal eindringlich: Besonders die demografische Krise werde schon bald spürbare Auswirkungen auf die Branche haben. „Die Geschwindigkeit, mit der uns diese Krise erreicht, lässt keinen Aufschub zu“, sagte Dieckmann und forderte eine Beschleunigung der Reformanstrengungen. Dabei gelte es, das Zusammenspiel von Eigenvorsorge und sozialer Verantwortung für die Schwächsten zu berücksichtigen.