Cookie-Einstellungen

Positionspapier
28.05.2025
Drucken

Der Junge Wirtschaftsrat appelliert an die neue Bundesregierung, unverzüglich substanzielle Reformen im Bereich Alterssicherung einzuleiten:

©None

1) Beitragszahler im Umlageverfahren nachhaltig zu entlasten, dieses durch eine starke betriebliche und private Altersvorsorge zu flankieren und das Umlageverfahren künftig politisch nicht instrumentalisieren zu lassen        

2) die Komplexität der betrieblichen Altersvorsorge abzubauen, Opt-Out ermöglichen und Rendite spürbar zu steigern  

3) die Riester-Rente grundlegend zu überarbeiten, um sie transparent, kosteneffizient und leistungsfähig auszurichten. 

Das deutsche Rentensystem basiert im Kern auf dem Umlageverfahren: Seit seiner Reform von 1957 fließen die Beiträge der aktuell Beschäftigten (ergänzt mit Arbeitgeberanteilen und Bundeszuschüssen) unmittelbar in die laufenden Renten. Kapital wird lediglich als Nachhaltigkeitsreserve von 0,2 bis höchstens 1,5 Monatsausgaben gehalten, also ein dünnes Polster, kein echter Fonds. Dieses Modell funktioniert nur auskömmlich, solange viele Einzahler auf vergleichsweise wenige Empfänger kommen.

1962 war dieses Gleichgewicht gegeben: 6 Erwerbstätige kamen auf 1 Rentner. Im Jahr 2000 waren es 2,3, heute 1,8 : Tendenz weiter sinkend. Prognosen zufolge scheiden bis 2035 rund 7 Millionen Erwerbstätige altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus; das Verhältnis wird dann bei etwa 1,4 : 1 liegen. Eine kleiner werdende Beitragsgruppe muss also eine stetig wachsende Zahl an Renten finanzieren. 

Diese Entwicklung setzt das System massiv unter Druck. Weil die Höhe der gesetzlichen Renten weitgehend festgelegt ist, insbesondere mit der Definition eines Mindestrentenniveaus, reagieren die Beitragssätze wie ein Ventil: Steigt die Zahl der Rentner oder sinkt die Zahl der Beitragszahler, müssen Beiträge steigen oder der Staat der Staat seine Zuschüsse anheben. Schon 2024 fließen dafür über 110 Mrd. € Steuergelder, gut ein Viertel des gesamten Bundeshaushalts. Das Umlagesystem, einst robust, ist damit nicht nur in eine Schieflage geraten, sondern steuert in dieser Konstellation ungebremst auf einen finanziellen Abgrund zu. 

Die Festschreibung des Rentenniveaus auf mindestens 48% bis 2031, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, mag vielleicht die ältere Wählerschaft beruhigt haben, löst jedoch kein einziges Problem in der Zukunft. Eine nachhaltige Antwort darauf darf nicht darin bestehen, das Umlagesystem weiter zu überdehnen, sie muss die übrigen Säulen der Alterssicherung stärken und einen wahren Dreiklang der Alterssicherung etablieren. Der neue Vorsorge-Baustein der neuen Regierung, die sogenannte „Frühstart-Rente“, taugt ebenfalls nicht zur Deckung der Vorsorgelücke. Zwar ist es lobenswert, dass sich die Bundesregierung verpflichtet, 10 € / Monat für ein individuelles Depot für jedes Kind zwischen 6 und 18 Jahren bereitzustellen, doch handelt es sich erneut um Fixbeträge, die nicht an die Inflation gekoppelt sind. Was heute gut und beruhigend klingt, dürfte in wenigen Jahren zu einem zahnlosen Tiger werden, der wieder nur steigende Verwaltungskosten produziert. Entscheidend ist, dass die Eltern das Geld im Wettbewerb bei einem der konkurrierenden Anbieter einzahlen und diese Einzahlungen mit privaten Mitteln noch weiter aufstocken können. 

Die Selbsttäuschung muss nun ein Ende finden! Als erster Schritt muss einmal Transparenz über die Lage des aktuellen Rentensystems herrschen und diese klar und ehrlich kommuniziert werden. Der Junge Wirtschaftsrat fordert die sofortige Stärkung aller drei Säulen der deutschen Alterssicherung, damit jüngere Generationen wirksam entlastet und langfristig abgesichert werden.

1) Beitragszahler im Umlageverfahren nachhaltig zu entlasten, dieses durch eine starke betriebliche und private Altersvorsorge zu flankieren und das Umlageverfahren künftig politisch nicht instrumentalisieren zu lassen

Eine Entlastung der Beitragszahler ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung dafür, dass junge Fachkräfte überhaupt noch einen Netto­Spielraum für private Vorsorge besitzen.

Erster Hebel ist das Renteneintrittsalter: Künftig muss das Renteneintrittsalter automatisch der Lebenserwartung folgen. Frühverrentungsprogramme wie die „Rente mit 63“ sind auszuschleichen. 

Zweiter Hebel ist die gezielte Stärkung der zweiten und dritten Säule: Die betriebliche Altersvorsorge braucht haftungsarme Opt-Out-Modelle und einen einfachen und entbürokratisierten Zugang. In der privaten Vorsorge müssen schlanke, kostengünstige Produkte rasch Verbreitung finden. Außerdem ist die Riester-Rente grundlegend zu überarbeiten, um sie transparent, kosteneffizient und renditestark auszurichten.

Darüber hinaus darf das Umlagesystem nicht länger als Wahlkampfinstrument benutzt werden. Die Rentenkasse ist kein Verteilertopf für kurzfristige Popularität. 

2) die Komplexität der betrieblichen Altersvorsorge abzubauen, Opt-Out ermöglichen und Rendite spürbar zu steigern  

Die betriebliche Altersvorsorge kann erst dann ihre volle entlastende Wirkung entfalten, wenn sie von überflüssiger Komplexität befreit wird. Unternehmen brauchen endlich weniger Bürokratie: Standardprozesse und klar definierte Haftungsgrenzen sind entscheidend. 

Attraktiv wird die zweite Säule aber erst, wenn sich Sparen messbar lohnt. Dazu gehören modernisierte Anlagevorschriften, die Investments in zwar volatile, dafür aber langfristig renditestarke Vermögenswerte wie zum Beispiel Aktien ausdrücklich zulassen, sowie bilanzielle Regeln, die erforderlich Rückstellungen realitätsnah bemessen und Arbeitgeber somit nicht über Gebühr belasten. Sozialabgaben sind in der Einzahlungs- wie der Rentenphase zu deckeln. So wird die bAV zum renditestarken, schlanken Instrument, das Beschäftigte motiviert, Arbeitgeber entlastet und das umlagefinanzierte Rentensystem nachhaltig stützt. 

3)  Private Vorsorge – Renaissance der Riester Rente 

Der Junge Wirtschaftsrat fordert eine Renaissance der Riester-Rente! Die Riester-Rente ist mit 16,5 Millionen Verträgen die erfolgreichste freiwillige Vorsorge der Welt, die von der OECD ausdrücklich als internationales Vorbild gelobt wurde. Seit ihrer Einführung im Jahr 2002 ergänzt die Riester-Rente die gesetzliche Altersvorsorge um einen staatlich geförderten, kapitalgedeckten Baustein. Arbeitnehmer zahlen eigene Beiträge ein und erhalten dafür Grund- und Kinderzulagen sowie Steuervorteile. Dieses Modell erreicht vor allem Familien, Frauen und Haushalte mit geringen Einkommen: Über 70 % der Familien mit zwei und mehr Kindern besitzen mindestens einen Vertrag. 

Um diese Erfolgsgeschichte angesichts steigender Lebenserwartung, höherer Preise und zunehmender finanzieller Unsicherheit fortzuschreiben, bedarf es einer sorgfältigen Feinjustierung, die Rendite und Generationengerechtigkeit ausgewogen in Einklang bringt. 

Der Junge Wirtschaftsrat fordert eine Flexibilisierung der Bruttobeitragsgarantie! Nach geltendem Recht muss jeder Anbieter immer noch 100% Bruttobeitragsgarantie sicherstellen. Damit wandern die Beiträge überwiegend in niedrig verzinste Anleihen und kaum in langfristig renditestärkere, aber auch volatilere Aktien oder Immobilienfonds. Das ist in Zeiten von Bitcoin, S&P 500 und mit teilweise 3% Inflation kaum noch zeitgemäß. Der förderfähige Höchstbeitrag ist seit 2008 unverändert auf 2100€/Jahr gedeckelt. Eine starre Grenze, die längst nicht mehr mit den allgemeinen Preisentwicklungen Schritt hält. Hier fordert der Junge Wirtschaftsrat eine Dynamisierung des Förderhöchstbetrags! 

Zu guter Letzt soll die Riester-Rente für alle Erwerbstätigen geöffnet werden! Dass die Riester-Rente nach wie vor an die Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung sowie an den beamtenrechtlichen Status gebunden ist, entspricht keineswegs den Anforderungen einer zeitgemäßen Altersvorsorge. Alle Selbstständigen und Freiberufler müssen zum unmittelbaren Kreis der Förderberechtigten gehören. 

Der Junge Wirtschaftsrat fordert die neue Bundesregierung eindringlich auf, diese Reformpunkte unverzüglich ganz oben auf die politische Agenda zu setzen und damit endlich verantwortlich für die Zukunft der jungen Generation einzustehen.