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Medienresonanz
02.05.2022
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Hohe Lohnforderungen entfachen Streit

Börsen-Zeitung
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ms Frankfurt - Die Debatte und der Streit über deutliche Lohnerhöhungen infolge der hohen Inflation in Deutschland nehmen an Schärfe zu - nicht zuletzt mit Blick auf eine drohende Lohn-Preis-Spirale. Der CDU-Wirtschaftsrat kritisierte am Montag Forderungen von Gewerkschaften nach Lohnerhöhungen von bis zu 8 % als "nicht von dieser Welt" und "Gift" für die Wirtschaft. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos betonte, dass die Notenbank "sehr aufmerksam" sein müsse, dämpfte aber Spekulationen auf eine EZB-Zinserhöhung bereits im Juli etwas.

Die Inflation in Deutschland ist, wie im Euroraum insgesamt, im Laufe des vergangenen Jahres vor allem als Folge der Coronakrise sprunghaft und viel stärker als erwartet angestiegen. Im März lag sie nach EU-Berechnung bei 7,8% und damit so hoch wie seit mehr als 40 Jahren nicht. Die Sorge ist jetzt, dass sich Preise und Löhne gegenseitig hochschaukeln und sich der Preisauftrieb so verfestigt. Vergangene Woche hatte die Tarifkommission der IG Metall dem Vorstand der Gewerkschaft empfohlen, in der nächsten Tarifrunde 8,2% mehr Lohn zu fordern (vgl. BZ vom 29. April).

Der CDU-Wirtschaftsrat attackierte solche Forderungen nun scharf. "Das ist Gift angesichts der Rekordinflation", sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger am Montag. Die hohen Preissteigerungen bedeuteten einen Abfluss von Wohlstand aus Deutschland zu den Anbieterländern von Energieträgern. "Dieser Wohlstandsverlust muss von der deutschen Volkswirtschaft und allen ihren Akteuren - Unternehmern wie Arbeitnehmern - insgesamt geschultert werden", so Steiger. "Die Forderung der IG Metall nach 8,2% Lohnplus ist nicht von dieser Welt." Ebenso unrealistisch sei der Anspruch von Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die diesjährige Tarifrunde müsse neben dem vollen Inflationsausgleich ein zusätzliches Plus abwerfen. Auch die Firmen würden durch die Energiepreisexplosion enorm belastet. Steigende Arbeitskosten müssten sie an die Verbraucher weitergeben. "Wenn sich die Lohn-Preis-Spirale immer schneller dreht, profitiert am Ende niemand, sondern alle verlieren", so Steiger.

EZB-Vize de Guindos betonte am Montag die Bedeutung der Lohnentwicklung für die Inflation und die EZB-Geldpolitik. Die EZB strebt mittelfristig 2,0% Inflation an. "Bisher haben wir noch keine Lohnerhöhungen gesehen, die dieses Ziel gefährden würden, aber wir müssen sehr aufmerksam sein, da dies ein verzögerter Indikator ist", so de Guindos in der spanischen Zeitung "El Correo". Mit Blick auf eine erste Zinserhöhung bereits im Juli sagte er: "Juli ist möglich, aber das heißt nicht, dass es wahrscheinlich ist." Zuletzt hatten Spekulationen auf eine erste Anhebung schon im Sommer deutlich zugenommen. Dazu hatten Aussagen von de Guindos beigetragen.

 

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, hat für die Börsen-Zeitung einen Gastkommentar verfasst: Die EZB-Geldpolitik führte zur Schuldenpolitik - nicht nur der Bundesregierung. Beides zusammen ist der Nährboden für die aktuellen Inflationsraten.

 

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