Finanzmarktklausur 2025: Wirtschaftsrat drängt auf stärkere Mobilisierung privaten Kapitals
Wolfgang Steiger: „Wir müssen Sparer zu Investoren machen“
Berlin, 26.11.2025. Zentrales Thema der Finanzmarktklausur des Wirtschaftsrates in Berlin ist in diesem Jahr die Mobilisierung privaten Kapitals. Dafür muss privates Geld stärker in die Finanzierung von Unternehmen und öffentlichen Projekten fließen. „Wir brauchen mehr Produktivität, dazu mehr Investitionen und dafür braucht es mehr privates Kapital“, sagt Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates.
Privates Kapital für Unternehmen und öffentliche Projekte mobilisieren
Der Wirtschaftsrat verweist auf die Struktur des deutschen Sparverhaltens: Private Haushalte halten rund 3.400 Milliarden Euro auf Spar- und Sichteinlagen, doppelt so viel wie in Aktien und Anteilsrechten (1.700 Milliarden Euro). Dieses Vermögen arbeite jedoch kaum für die Wirtschaft.
Steiger betont: „Deutschland spart viel, aber am Kapitalmarkt vorbei. Dabei stehen Unternehmen vor großen Investitionsanforderungen: Digitalisierung, CO₂-arme Produktion, globale Expansion.“ Im internationalen Vergleich fehlt es jedoch an privatem Innovations- und Wachstumskapital: In Europa liegen private Innovationsausgaben mit 1,2 Prozent des BIP weit hinter den USA (2,3 Prozent). Der Wirtschaftsrat fordert daher, privates Geldvermögen stärker in produktive Anlagen zu lenken und Kapitalmärkte zu vertiefen. „Wir müssen Sparer zu Investoren machen“, so Steiger.
Ebenso gelte es, privates Kapital stärker in öffentliche Vorhaben einzubinden. „Nicht jede öffentliche Aufgabe muss aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Wo privates Kapital mitfinanziert, werden Projekte effizienter und realistischer geplant“, sagt Wolfgang Steiger. Öffentliche Investitionen könnten über Nutzerfinanzierungen, Gebühren oder Renditemodelle marktwirtschaftlich abgesichert werden.
Als entscheidenden Hebel sieht der Wirtschaftsrat eine Reform der privaten Altersvorsorge. Wolfgang Steiger: „Solange die Altersvorsorge zu sehr im Umlageverfahren organisiert ist, fließen nicht ausreichend Mittel in den Kapitalmarkt.“
Finanzmarktklausur 2025: führende Stimmen aus Politik und Finanzwirtschaft
Diese und weitere Themen diskutiert der Wirtschaftsrat am 26. November 2025 in Berlin mit führenden Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und europäischen Institutionen. Darunter Nicola Beer, Vizepräsidentin, Europäische Investitionsbank (EIB), Dr. Cornelius Riese, Vorstandsvorsitzender, DZ BANK AG, Prof. Dr. Ulrich Reuter, Präsident, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Dr. Andreas Schwarz, Europäische Kommission sowie Dr. Carsten Brodesser MdB, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Finanzausschuss und Dr. Klaus Wiener MdB, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Wirtschaftsausschuss.
Die Finanzmarktklausur des Wirtschaftsrates in Berlin hat sich in den letzten Jahren als bedeutendes Forum zum fachlichen Austausch über die ökonomische Bedeutung der Finanzwirtschaft für Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand etabliert. Dabei ist klar: Der Branche kommt eine Schlüsselrolle in der Investitionsdekade zu, es braucht daher wieder wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Banken- und Kapitalmärkte.