Wirtschaftsrat kritisiert in der WELT die Energiepolitik der Ampel
Der Wirtschaftsrat hat den Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Habeck scharf kritisiert, die beiden Kernkraftwerke Neckarwestheim 2 und Isar 2 in einer Art Reserve zu halten. „Die preisdämpfende Wirkung aller noch lauffähigen Kernkraftwerke durch aktiven Betrieb wird dringend benötigt“, appellierte Wolfgang Steiger gegenüber der WELT. „Industrie und private Verbraucher werden durch die explodierenden Strompreise inzwischen überlastet, mit absehbar schlimmen Folgen.“
Die Bundesregierung agiere am völlig falschen Ende des Energiemarktes, denn nicht die Nachfrage nach Energie habe sich verändert, sondern die Angebotssituation. Die 65 Milliarden des Entlastungspaketes bräuchte es größtenteils nicht, wenn das Angebot auf den Energiemärkten gleich bliebe. Wolfgang Steiger: „Anstatt den Unternehmen und Bürgern Taschengeld und neunmalkluge Tipps zu geben, wie sie Energie sparen können, ist es die Aufgabe der Ampel für günstige Energiepreise und Versorgungssicherheit zu sorgen. Das betrifft nicht nur das Gas, sondern auch die Spritpreise und vor allem den durch die völlig verkorkste Energiewende und Anti-Atomkraft-Ideologie weit überspannten Strommarkt.“
Außerdem bezweifelt der Wirtschaftsrat die technische Umsetzbarkeit der Notreserve. „Bundesminister Habeck spricht von einer Vorlaufzeit von einer Woche für den Einsatz der Kernkraftwerke aus der Reserve heraus. Wie will er damit kritische Netzsituationen in den Griff bekommen, die oft nur wenige Stunden dauern, bei denen aber sehr kurzfristig eingegriffen werden muss? Und aus welchem technischen Betriebszustand sollen die Kernkraftwerke in einem solchen Fall hochlaufen?“, fragte Wolfgang Steiger und fügte an: „Hat Robert Habeck überhaupt mit den Betreibern der Kernkraftwerke über die technische Umsetzbarkeit seines Vorschlags gesprochen?“ Wenn dieser Vorschlag handwerklich in der traurigen Tradition der Gasumlage stünde und Habeck ihn in wenigen Tagen kleinlaut wieder zurückziehen müsse, sei der Schaden immens. „Die Menschen verlieren vollends das Vertrauen in die Ampelregierung, wenn der Bundesminister notwendige Entscheidungen für die Versorgung der Bürger aus Angst vor den Hardcore-Atomkraftgegnern in seiner Partei verzögert“, betonte Wolfgang Steiger.