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25.09.2025
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Die Elektronische Patientenakte ist „KI-ready“ – jetzt handeln

Laut Gematik ist die ePa „KI-ready“. Der Wirtschaftsrat fordert Datenschutzregeln, stabile Infrastruktur, Wirtschaftszugang zu Daten sowie klare KI-Standards.
©Adobe Stock (khunkornStudio)

Die jüngsten Aussagen der Gematik-Geschäftsführerin Brenya Adjei, wonach die elektronische Patientenakte (ePA) „KI-ready“ sei, setzen ein wichtiges Signal für die Zukunft der Gesundheitsversorgung. 

Der Wirtschaftsrat begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich – doch jetzt ist Tempo gefragt. Damit Digitalisierung und KI nicht nur leere Versprechen bleiben, müssen Politik, Verbände und Anbieter klare Rahmenbedingungen schaffen und bestehende Forderungen konsequent umsetzen.

Bereits heute nutzen viele Arztpraxen die ePA, und erste Erfahrungswerte zeigen: Die elektronische Medikationsliste hat geholfen, Medikationsfehler zu erkennen, Patienten in Not zu versorgen und Ärzten wichtige Informationen zu liefern, bevor sie einschreiten.

Dass Versicherte zunehmend Verantwortung übernehmen und Dokumente selbst herunterladen oder verwalten, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die ePA ist damit nicht nur digitales Infrastrukturprojekt, sondern im Alltag angekommen.

Was jetzt nötig ist

Damit die ePA ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es jetzt mehr als nur technische Bereitschaft. Der Wirtschaftsrat stellt im Einklang mit anderen digitalen Verbänden folgende Forderungen auf:

Flexiblere Datenschutzregeln

Starre Vorgaben dürfen nicht länger den praktischen Nutzen der ePA behindern. Es braucht ein modernes, flexibles Datenschutzverständnis, das Patientensouveränität respektiert, aber gleichzeitig Innovationen wie KI-gestützte Analysen ermöglicht. Ziel muss sein: mehr Nutzbarkeit bei gleichbleibend hohem Schutz. 

Stabilität und Verlässlichkeit der Grundinfrastruktur

Bevor neue KI-Features wie Datenanalysen, intelligente Assistenzsysteme oder prädiktive Anwendungen kommen, muss das Grundsystem stabil sein. Systemausfälle, komplizierte Anmeldeprozesse oder fragmentierte Datensilos dürfen den Fortschritt nicht behindern. 

Zugang für Wirtschaft und Forschung

Unternehmen aus Medizintechnik, Pharma und Digital Health benötigen – selbstverständlich unter strengen Auflagen – Zugang zu pseudonymisierten Daten. Nur so können innovative Anwendungen entwickelt, neue Therapien schneller erforscht und der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb gestärkt werden.

Innovationsfreundliche Rahmenbedingungen

KI im Gesundheitswesen kann nur erfolgreich sein, wenn Unternehmen klare Investitionssicherheit haben. Dazu braucht es standardisierte Schnittstellen, Rechtssicherheit beim Datenaustausch sowie Förderprogramme für Start-ups und Mittelstand, die Lösungen für die ePA entwickeln.

Gleichberechtigte Teilhabe aller Akteure

Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und ältere Menschen müssen stärker eingebunden und unterstützt werden. Viele Häuser nutzen die ePA bislang kaum; das muss sich ändern, etwa durch gezielte Förderung, Schulungen und technische Unterstützung. 

Konkretisierung bestehender Regelungen für den KI-Einsatz im Gesundheitsbereich

Wo KI Entscheidungen mit Einfluss auf Gesundheit trifft, braucht es klare, praktikable Rahmenbedingungen. Anstelle neuer regulatorischer Hürden sollten bestehende Regel-werke – insbesondere der EU AI Act – gezielt für den Gesundheitsbereich konkretisiert werden. Ziel muss sein, Unsicherheiten bei der Anwendung und Zulassung KI-gestützter Medizinprodukte zu vermeiden. Aktuell bestehen Herausforderungen, etwa beim Nach-weis regulatorisch geforderter Kriterien (z. B. Studienlage, Validierung). Diese führen zu Hemmnissen in der Entwicklung und Anwendung innovativer KI-Lösungen im Gesundheitswesen. Notwendig sind daher Klarheit, Verlässlichkeit und praxisnahe Leitlinien – keine zusätzliche Regulierung, sondern eine sinnvolle Präzisierung bestehender Vorschriften.

Interoperabilität von KI-Systemen

KI-Anwendungen im Gesundheitswesen dürfen nicht in Insellösungen enden. Es braucht verbindliche Standards, die gewährleisten, dass Systeme unterschiedlicher Anbieter miteinander kommunizieren und Daten reibungslos austauschen können. Nur so lassen sich Synergien heben und der Nutzen für Patienten wie auch Unternehmen maximieren.

In der KI-Bereitschaft der ePA ist ein zentrales Momentum zu sehen. Jetzt gilt es, diese Chance nicht zu verspielen: Mit klaren Standards, sicheren Rahmenbedingungen und einer inklusiven digitalen Strategie kann Deutschland im Bereich Digital Health eine echte Vorreiterrolle spielen. Die Zeit drängt – die Bemühungen dürfen nicht in Halbschritten stecken bleiben.