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20.11.2025
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Eng verflochten, geopolitisch gefordert: Der Wirtschaftsrat sucht den Dialog mit China

Trotz geopolitischer Spannungen bleibt China ein zentraler Partner. Der Wirtschaftsrat fördert den strategischen Dialog für stabile Wirtschaftsbeziehungen.
©Adobe Stock (FACTORY GRAPHICA)

Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik China ruhen trotz zunehmender geopolitischer Spannungen weiterhin auf einem belastbaren Fundament. China wird auch in mittel- und langfristiger Perspektive ein zentraler Partner für die deutsche Wirtschaft bleiben. Die gemeinsame Partnerschaft ist getragen von jahrzehntelanger Verflechtung, intensiven Lieferketten und komplementären Stärken beider Volkswirtschaften.

Gleichzeitig hat sich das politische Umfeld spürbar verkompliziert. Dies zeigen auch die jüngsten diplomatischen Entwicklungen: Die für Ende Oktober geplante Chinareise von Außenminister Wadephul musste kurzfristig abgesagt werden, da wesentliche Gesprächspartner – abgesehen von Außenminister Wang Yi – keine Termine zusagen konnten. Ein neuer Anlauf ist noch offen. Auch die seit Langem erwartete Reise des Bundeskanzlers ist weiterhin nicht terminiert. Als erstes Regierungsmitglied ist nun Finanzminister Klingbeil im Rahmen des deutsch-chinesischen Finanzdialogs am 17. November nach China gereist. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass Berlin und Peking ihre politischen Beziehungen neu justieren und der wirtschaftspolitische Dialog umso wichtiger wird.

Vor diesem Hintergrund führte die Bundesfachkommission Internationaler Kreis des Wirtschaftsrates ein umfassendes Gespräch mit S. E. Deng Hongbo, Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland. Der Wirtschaftsrat bietet eine zentrale Plattform, auf der Vertreter aus Politik und Wirtschaft offen und strategisch diskutieren können. Dabei wurde erneut deutlich, dass Deutschland und China trotz globaler Umbrüche weiterhin durch eine enge wirtschaftliche Verflechtung verbunden sind, von der beide Seiten profitieren. Kontinuierliche und ehrliche Gespräche sind unerlässlich, um Herausforderungen frühzeitig zu erkennen, Chancen zu nutzen und für Unternehmen planbare Rahmenbedingungen zu schaffen.

In einem weiteren Austausch mit Dr. Chen Longjian, Präsident der Chinesischen Handelskammer in Deutschland, sowie Billy Leung, Deputy Director des Hong Kong Economic and Trade Office in Berlin, wurde zudem die wirtschaftliche Dynamik Chinas deutlich. Die Volksrepublik hat Europa mittlerweile in zentralen Zukunftsfeldern überholt, wodurch sich erhebliche Lernpotenziale für deutsche Unter-nehmen ergeben. Zugleich muss die Bundesregierung Wege eröffnen, die Zusammenarbeit zu ermöglichen, ohne strategische Abhängigkeiten zu schaffen. Hongkong kommt dabei eine bedeutende Rolle als wirtschaftliche Drehscheibe und Brückenmarkt zu.

Insgesamt müssen Bundesregierung und Europäische Kommission künftig deutlich strategischer handeln. Wirtschaftliche Zusammenarbeit, europäische Interessen und außenwirtschaftspolitische Leitlinien müssen enger verzahnt werden, um Deutschlands und Europas Handlungsfähigkeit zu sichern. Der Wirtschaftsrat wird diese Debatte weiter aktiv begleiten und eine Plattform für den Aus-tausch zwischen zentralen Akteuren aus Politik und Wirtschaft bereitstellen.