Erster Außenhandelstag des Wirtschaftsrates
Angesichts der derzeit äußerst angespannten außenpolitischen Lage hatte der Wirtschaftsrat erstmals zu einem Außenhandelstag unter dem Motto "Gemeinsam mehr erreichen - Wachstum für die Weltwirtschaft" organisiert. Die richtige Kulisse für diese Veranstaltung bot die Tschechische Botschaft in Berlin auf freundliche Einladung des Botschafters der Tschechischen Republik: Das Land hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Seine Exzellenz Tomáš Kafka eröffnete die Diskussion mit den Worten: „Gerade in Zeiten, in denen wir große Herausforderungen erleben, ist die Geschlossenheit mit unseren Partnern das strategisch und psychologisch Kostbarste in der Europäischen Union und der westlichen Familie.“
"Der Außenhandelstag dient dazu, Wirtschaft, Politik und Diplomatie ins Gespräch zu bringen", sagt die Präsidentin des Wirtschaftsrates, Astrid Hamker. "Angesichts der Verschiebung des globalen Machtgefüges muss die westliche Welt politisch, wirtschaftlich und militärisch zusammenstehen. Der Wirtschaftsrat fordert seit Jahren ein transatlantisches Freihandelsabkommen. Es ist absurd, dass die EU keinen Freihandel mit unserem wichtigsten Handelspartner und engsten Verbündeten führt. Der Handels- und Technologierat, besser bekannt als TTC, ist der richtige Schritt zur Weiterentwicklung der transatlantischen Handelsbeziehungen. Wir müssen jedoch noch weitere Schritte gehen, um ein vollumfängliches Freihandelsabkommen abzuschließen."
Im Fokus des ersten Panels standen die transatlantischen Beziehungen. In seinem Impuls hob der Präsident des Stiftungsrats der Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, mit Blick auf die neuen Herausforderungen der deutschen Außenpolitik hervor: „Kein Land muss seine Außenpolitik in einem derartigen Maß neu ausrichten wie wir. Die Bundesregierung hat bisher kein Instrumentarium, um derartige strategische Verwundbarkeiten systematisch zu definieren und darauf zu reagieren. Der Ausbau des nationalen Sicherheitsrates ist daher längst überfällig.“
Woodward Clark Price, Gesandter der Botschaft der Vereinigen Staaten unterstrich, „Zusammenarbeit ist die einzige Möglichkeit, um zu bestehen. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit zwischen Pfizer und Biontech während der Corona-Pandemie.“
Ein spannender Diskussionsteil ergänzte die interessanten Eingangsreden. Unter der Moderation des Generalsekretärs der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission, Dr. Josef Braml, berieten die Genannten mit dem Außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt MdB, dem Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai MdB, und Sascha Kelterborn, President & CRO, Microvast Holdings, Inc. Die Diskussion endete mit der Forderung nach Abschluss eines transatlantischen Freihandelsabkommens sowie einem engeren Schulterschluss mit unseren Verbündeten. Sowohl Washington D.C. als auch Brüssel wurden aufgefordert, angesichts der aktuellen weltpolitischen Dynamik jegliche protektionistische Tendenzen zu unterlassen.
Das zweite Panel mit dem Titel "Lieferketten in Zeiten des Umbruchs – Rohstoffe und Produktionsprozesse unabhängig gestalten" schloss inhaltlich an die erste Diskussion an. Die Diversifizierung der Lieferantenbasis für Vorprodukte und Rohstoffe ist eine der größten Herausforderungen neben der Energiewende für unsere Unternehmen. Volker Backs, Vorsitzender der Bundesarbeitsgruppe Rohstoffpolitik im Wirtschaftsrat, gab mit seinen Erfahrungen als Geschäftsführer der Speira GmbH einen hervorragenden Einstieg in das Thema. Wilfried Eberhardt, CMO der Kuka AG, Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sowie Stefan Rouenhoff MdB gaben facettenreichen Einblicke in ihre Lösungsansätze für die derzeitige Problemlage.
Auf dem letzten Panel widmeten sich die Rednerinnen und Redner der europäischen Beschaffungs- und Exportpolitik. Die Diskussionsleitung übernahm Prof. Dr. Peter Neumann vom King’s College in London. Dr. Stephanie Willmann, Country Director Germany bei Rolls-Royce, Dr. Marcus Faber MdB, Jakub Gabriel, Managing Director bei Ray Servise, a.s., und der CEO der Heckler & Koch GmbH, Dr. Jens Bodo Koch, erörterten die Widrigkeiten in der Beschaffungspolitik angesichts des Sondervermögens. Zugleich besteht in der Rüstungsindustrie nach den Ankündigungen ein positiver Blick in die Zukunft.
Als gelungenen Abschloss gab der Obmann im Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Roderich Kiesewetter MdB, eine vielbeachtete Keynote, bei der er seinen Fokus auf den Grund des Krieges in der Ukraine legte: „Die Ukraine ist ein Spielball eines russischen Krieges gegen unsere Art zu leben. Es ist ein Krieg gegen Europa und die regelbasierte internationale Organisation.“ Mit diesem starken Ausgangsstatement endete der erste Außenhandelstag, der eine rundum gelungene Veranstaltung war und großes Wiederholungspotenzial hat.