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12.12.2023
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ImmobilienForum 2023: Strategien für Wohnungsbau und leistbare Wärmewende vorgelegt

Die Highlights des ImmobilienForums 2023
©Jens Schicke

Auf Einladung des Wirtschaftsrates kamen im Rahmen eines ImmobilienForums am 30. November 2023 in Berlin Spitzenvertreter aus Immobilien-, Bau-, Energie-, Finanzwirtschaft zusammen, um Lösungen zur Wiederbelebung des Wohnungsbaus und zu praktischen Umsetzung der Wärmewende zu diskutieren. Aus den Reihen der Politik brachten sich in das viel beachtete Hearing u. a. Bundesbauministerin Klara Geywitz, Finanzstaatssekretär Dr. Florian Toncar MdB, die bau- und wohnungspolitischen Sprecher von Grünen und Union, Christina-Johanne Schröder MdB bzw. Dr. Jan-Marco Luczak MdB, oder auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann ein. 

Statt in immer weiteren Auflagen, Vorschriften und Markteingriffen die Lösung zu suchen, brauche es vielmehr den großen Befreiungsschlag, so die unmissverständliche zentrale Botschaft des Formats. Um Wohnungsbau und Sanierung zu beleben, forderten die Teilnehmer ein Stoppsignal für Regulierung und grünes Licht für Investitionen und Innovationen und vor allem auch die Anerkennung physikalischer wie ökonomischer Realitäten. So werde die Reduktion des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes auf nahezu Null den Planeten nicht retten, stehe doch der deutsche Anteil für lediglich zwei Prozent aller CO2-Emissionen. Gebraucht werde daher ein globales Emissionshandelssystem und kein deutsches strangulierendes Regelungsgeflecht, so die nüchterne Analyse.

Daneben stellten die Teilnehmer klar, dass dort, wo kein grüner Strom zur Verfügung stehe, wo keine Leitung liege und wo es an ausreichenden Fachkräften für die kommunale Wärmeplanung oder den Einbau einer Wärmepumpe fehle, der Kampf um Klimaneutralität im Gebäudesektor nicht in den deutschen Heizungskellern stattfinden sollte. Geforderte wurde insofern die Rücknahme teurer politischer Entscheidungen, konkret die Reduktion energetischer Anforderungen oder auch die Revision der beschlossenen Umstellungspflicht auf investitionsintensive Heizsysteme. 

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Bild (@Jens Schicke): Astrid Hamker, Präsidentin des Wirtschaftsrates; Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und Lars von Lackum, CEO der LEG Immobilien , Vorsitzender der Bundesfachkommission Bau, Immobilien, Smart Cities des Wirtschaftsrates

In seriellen Verfahren sahen die Vertreter der Immobilienwirtschaft einen Ansatz, um schnell, qualitätswahrend und kosteneffizient zu bauen und zu sanieren. Als notwendig hierfür wurde die bundesweit mögliche Nutzung von Typengenehmigungen, mithin eine Verständigung auf eine bundesweit gültige Musterbauordnung gesehen. Gerade das Bauen auf der so genannten grünen Wiese in modularer Bauweise, nach bundesweit einheitlichen Standards, mit geringeren energetischen Anforderungen wurde als zentraler Lösungsansatz erachtet. Allerdings, so das einhellige Urteil, dürften hierbei nicht die Fehler der 1970er Jahre wiederholt werden. Es brauche keine neuen Hochhaussiedlungen, auch Einfamilienhäuser und kleine Reihenhäuser müssten zwingend zum Wohnungsmix dieser neuen Quartiere gehören. Überdies würden geförderte Zinsprogramme, so eine der weiteren zentralen Empfehlungen, dem Wohnungsbau mehr helfen als Superabschreibungen. Das Problem eingebrochener Neubauprojekte bestehe nicht darin, dass diese nicht abgeschrieben, sondern nicht mehr verkauft werden können – weil sie von einer galoppierenden Kostenentwicklung und ausufernden Regulatorik eingeholt werden. 

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Bild (@Jens Schicke): Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender, Berlin Hyp AG; liver Schlodder, Managing Director / Member of the Executive Board, ista SE; Dr. Florian Toncar MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen und Moderation: Prof. Dr. Steffen Sebastian, Lehrstuhl für Immobilienfinanzierung, Universität Regensburg

In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass die Folgen unzähliger Eingriffe in das Mietrecht den Wohnraummangel eher verschärft und Ungerechtigkeiten geschaffen hätten. Als Beispiele gelten hier Kappungsgrenze, Mietpreisgrenze, politisch beeinflussbare Mietspiegel oder auch die Obergrenze für umlagefähige Modernisierungskosten. Gedacht für Mieter mit eher geringen Einkommen, profitieren davon nicht zuletzt Besserverdienende. Als Lösung schlugen die Teilnehmer eine grundlegende Reform des Mietrechts vor – mit einem Umstieg auf eine echte Subjektförderung für tatsächlich bedürftige Mieter. 

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Bild(@Jens Schicke): Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates

Für den Wirtschaftsrat stand am Ende des ImmobilienForums fest: Vermieter wie Selbstnutzer, die bereit sind, in den Neubau, Bestand oder in die Modernisierung zu investieren, sind ein Glücksfall für unser Land. Ihnen sollten Finanzierungsspielräume eingeräumt werden, statt deren Investitionsbereitschaft im Keim zu ersticken. Denn solange nicht genug Wohnraum gebaut wird, verhindert die Wohnungsknappheit, dass sich angemessene Mieten wie Preise für Wohneigentum am Wohnungsmarkt bilden können.