Kamala Harris auf der Überholspur, trotzdem bleiben offene Fragen
Kamala Harris hat in den letzten Wochen eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie das Momentum im US-Präsidentschaftswahlkampf auf ihre Seite ziehen, auch in strategisch bedeutenden Swing States. Im Vergleich zu Präsident Biden sah Herausforderer Donald Trump im hochmedialisierten US-Wahlkampf zeitweise wie der stärkste Kandidat aus. Diesen Eindruck zu zerstreuen ist Kamala Harris bereits wenige Wochen nach ihrer Nominierung gelungen – konkrete wirtschaftspolitische Positionen sind jedoch Mangelware.
Ihr wirtschafts- und handelspolitisches Profil bleibt bis heute unscharf und lässt sich nur erahnen. Experten gehen davon aus, dass sich unter einer möglichen Präsidentin Harris eine Fortführung der aktuellen Politik geben wird. Dies bedeutet u. a. die Stärkung der US-amerikanischen Mittelschicht, höhere Unternehmenssteuern, strengere Preiskontrollen im Lebensmittelsektor und ein Fokus auf den Klimawandel. Bei alldem bleibt allerdings unklar, wo sie ihre eigenen Akzente setzen und sich von Joe Biden absetzen möchte. Außerdem liegen bisher noch keine konkreten Umsetzungspläne vor. Die FAZ bezeichnete Kamala Harris‘ Ansatz daher jüngst als pragmatischen Wirtschaftspopulismus.
Auch politisch konnte sich Vizepräsidentin Harris in den vergangenen Jahren kaum in Szene setzen, dafür hat auch Präsident Biden gesorgt. Auffallend war nun bereits auf dem Parteitag der Demokraten in Chicago, die große Nähe Barack Obamas zu Kamala Harris, der sie bis heute als seine politische Erbin betrachtet. Aufsehen erregte zudem ihre jüngste Aussage, auch einen Vertreter der republikanischen Partei für ihr Kabinett nominieren zu wollen. Nicht nur an diesem Punkt werden die starken inhaltlichen Einflüsse Obamas auf Vizepräsidentin Harris deutlich.
Klar ist, dass sich die USA unabhängig vom nächsten Präsidenten weiter auf den asiatischen Raum konzentrieren werden. Die Volksrepublik ist und bleibt der Herausforderer der USA, der politisch wie auch wirtschaftlich eingehegt werden soll. Daran wird auch eine potenzielle Präsidentin Kamala Harris nichts ändern.