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30.04.2025
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Schlüsseltechnologien made in Germany – Deutschland muss seinen Führungsan-spruch jetzt einlösen

Der Wirtschaftsrat fordert von der neuen Bundesregierung, KI und andere bedeutsame Schlüsseltechnologien in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft zu verankern

©Adobe Stock

Ob Supercomputer, KI-Fabriken oder Quantenstrategien – Europa bewegt sich, doch Deutschland droht sich in Ankündigungen zu verlieren. Während die EU mit ihrer KI-Kontinentstrategie große Ambitionen formuliert und mit Projekten wie dem Exascale-Rechner Jupiter in Jülich den Aufbau leistungsfähiger KI-Infrastrukturen vorantreibt, fehlte es in Deutschland bislang an klarer politischer Führung, stringenten Zielvorgaben und verbindlichen Zeitplänen. Der Wirtschaftsrat fordert daher eine strategische Neuausrichtung der nationalen KI-Politik, die über bloßes Mitlaufen hinausgeht.

Die EU macht mit dem Aufbau von 13 KI-Fabriken vor, was es braucht: Zugang zu Rechenkapazitäten, technisches Know-how, Raum für Anwendung und Skalierung. In Deutschland entsteht mit Jupiter eine dieser KI-Fabriken – doch die nationale Einbettung bleibt zu vage. Noch fehlt eine klare Priorisierung, wie die Standorte systematisch in Wirtschaft, den Mittelstand, Wissenschaft und Verwaltung eingebunden werden sollen. Der Wirtschaftsrat fordert deshalb, dass die Bundesregierung die KI-Fabriken als strukturelle Ankerpunkte einer bundesweiten KI-Infrastrukturpolitik begreift – mit einer zentralen Steuerung, gezielter Finanzierung und enger Verzahnung mit Unternehmen.

Ebenso unzureichend bleibt der deutsche Kurs im Bereich Quantencomputing. Während Länder wie Kanada oder Großbritannien ambitionierte Fahrpläne mit messbaren Meilensteinen vorlegen, bleiben Deutschlands Ziele im internationalen Vergleich ungenau und unverbindlich. Der Vorschlag für eine nationale Benchmarking-Initiative ist deshalb richtig und überfällig: Nur wer sich messen lässt, kann seine Wettbewerbsfähigkeit glaubwürdig demonstrieren. Der Wirtschaftsrat fordert die Einrichtung eines unabhängigen Quanten-Benchmarkings unter Leitung des Digitalministeriums, das Fortschritte transparent erfasst und die Beschaffung öffentlicher Stellen strategisch ausrichtet.

Mit Blick auf die jüngste Konsultation der EU-Kommission zu Allzweck-KI-Modellen (GPAI) und zur Einstufung von Hochrisikoanwendungen betont der Wirtschaftsrat erneut: Die Umsetzung des AI Act muss wirtschaftsfreundlich, praxistauglich und risiko-orientiert erfolgen. Nur so lassen sich Innovationshemmnisse abbauen und gleichzeitig Vertrauen in KI stärken. Die Bundesregierung ist gefordert, sich aktiv in diese Prozesse einzubringen und eine klare Linie für GPAI zu entwickeln, die sowohl technologische Komplexität als auch unternehmerische Realität abbildet.

Die Herausforderungen sind bekannt, die Instrumente vorhanden – jetzt braucht es politischen Gestaltungswillen. Der Wirtschaftsrat fordert die neue Bundesregierung auf, endlich die Weichen für eine tiefgreifende Verankerung von KI und Schlüsseltechnologien in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft zu stellen. Dazu gehören vor allem eine innovationsfreundliche Umsetzung des AI Acts sowie gezielte Investitionen in Rechenzentren und Datenräume.