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25.04.2024
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Wirtschaftspolitischer Ausblick: Deutsch-Indische Handelsbeziehungen

©Adobe Stock (DorSteffen)

In den nächsten Jahren werden die deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen weiter Fahrt aufnehmen. Seit 2016 hat sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutsch­land und Indien fast verdoppelt und betrug 2023 rund 33 Milliarden Euro. Indiens Wirtschaft wächst rasant. Aus der Entwicklung der deutsch-indischen Handelsbeziehun­gen erhebt der Wirtschaftsrat drei konkrete Forderungen: Deutschland muss in der Außenwirtschaftspolitik strategischer denken, die deutsche Bürokratie benötigt dringend einen Mentalitätswechsel, um internationale Unternehmen nicht zu verprellen und Freihandelsabkommen dürfen nicht länger mit moralischen Forderungen überlastet werden.

Die strategische Bedeutung der Handelsbeziehungen mit Indien wird mit Blick auf die Zahlen schnell klar. Indiens Markt wächst rasant und die Bundesregierung muss sich positionieren, um international nicht abgehängt zu werden. Das gilt auch mit Blick auf eine tiefgreifende Energiepartnerschaft – insbesondere bei grünem Wasserstoff – bis zum Jahr 2030, auf die sich Deutschland und Indien geeinigt haben. Die Bundesregierung muss sich dringend strategisch neu aufstellen, um die Handelsbeziehungen zu Indien zu vertiefen und krisenfester zu machen. Deutschland ist mittlerweile zu Indiens wichtigsten Handelspart­ner in Europa aufgestiegen. Es existieren in Deutschland über 200 indische Firmen, die bereits über 6,5 Milliarden Euro in den Bereichen IT, Automobil, Pharma und Biotechnolo­gie investiert haben. Für die nahe Zukunft ist damit zu rechnen, dass sich die Wirtschafts­beziehungen weiter vertiefen.

Die deutsche Verwaltung und Bürokratie muss sich dringend fit machen für mehr Internationa­lität. Für hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland, wie aus Indien, stellen deutsche Verwaltungsbürokratie eine fast uneinnehmbare Hürde dar: Insbesondere die Sprach­barriere und undurchsichtige Verwaltungsprozesse sind eine Herausforderung. Oftmals führen sie dazu, dass sich indische Fachkräfte dazu entscheiden, sich in anderen Ländern wie den USA oder Kanada niederzulassen. Bereits der Blick ins europäische Ausland zeigt, wie es besser gehen kann. Deutschland muss in diesen Punkt dringend zulegen, um an Attraktivität zu gewinnen.

Die Wirtschaftsbeziehungen mit Indien werden nicht zuletzt über ein Freihandelsabk­ommen (FTA) der EU bestimmt. Gespräche dazu wurden bereits 2022 aufgenommen. Derzeit ist es aber unwahrscheinlich, dass sich die relevanten Parteien noch im Jahr 2024 auf ein FTA verständigen werden. Grund dafür sind anstehende Wahlen, sowohl in Indien als auch der EU. Der derzeitige Verhandlungsstand zeigt jedoch, dass die EU und besonders Deutschland den lokalen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten Indiens zu wenig Beachtung schenken. Dieser Ansatz wurde bereits deutlich beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG): Es macht es indischen Unternehmen künftig schwerer mit europäischen Partnern zu arbeiten. Aus Sicht Indiens wirkt das Lieferkettengesetz wie eine Marktabschottung, die EU und Deutschland erweisen den Wirtschaftsbeziehungen mit Indien damit einen Bärendienst.