Wirtschaftsrat warnt vor Einführung des Pflegegeldes als Lohnersatz – Fehlanreize und Kostenexplosion drohen

Der Wirtschaftsrat hat erhebliche Bedenken gegenüber dem Vorhaben von Bundesfamilienministerin Karin Prien, ein Pflegegeld als Lohnersatz für pflegende Angehörige einzuführen. Diese Maßnahme, die analog zum Elterngeld gestaltet werden soll, birgt erhebliche Risiken für die Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes.
Kostenexplosion ohne nachhaltige Finanzierung
Die Einführung eines Pflegegeldes als Lohnersatz würde den Bundeshaushalt erheblich belasten. Bereits jetzt ist die Pflegeversicherung finanziell angespannt. Solche Ausweitungen der Sozialleistungen ohne nachhaltige Finanzierung würden die Staatskasse überfordern und langfristig zu Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen in anderen Bereichen führen.
Gefährdung des Arbeitsmarktes durch Rückzug von Fachkräften
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die potenziellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Wenn Angehörige durch finanzielle Anreize vermehrt Pflegeaufgaben übernehmen und dafür ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder aufgeben, könnte dies den Fachkräftemangel in anderen Branchen verschärfen. Die Sicherstellung der Pflege darf nicht zulasten der allgemeinen Arbeitsmarktstabilität erfolgen.
Fehlanreize und Belastung der sozialen Sicherungssysteme
Die Einführung eines Pflegegeldes als Lohnersatz könnte zudem Fehlanreize schaffen. Anstatt professionelle Pflegeangebote zu nutzen, könnten sich Angehörige aus finanziellen Gründen für die häusliche Pflege entscheiden, auch wenn dies nicht die optimale Lösung für die Pflegebedürftigen ist. Dies könnte zu einer Überlastung der pflegenden Angehörigen und zu einer Verschlechterung der Pflegequalität führen.
Forderung nach strukturellen Reformen statt kurzfristiger Lösungen
Nachhaltige und strukturelle Reformen im Pflegebereich sind das Gebot der Stunde. Dazu gehören unter anderem die Förderung der Zuwanderung von Pflegefachkräften durch den Abbau bürokratischer Hürden und die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche. Nur durch langfristige Strategien kann die Pflegeversorgung in Deutschland zukunftssicher gestaltet werden.
Insgesamt ist der Lohnersatz eine Maßnahme, die mehr Probleme schafft als löst. Von diesem Vorhaben sollte Abstand genommen und stattdessen auf nachhaltige Lösungen, die sowohl die Pflegequalität sichern als auch die wirtschaftliche Stabilität des Landes gewährleisten, gesetzt werden.