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04.12.2025
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Zuckersteuer: Viel heiße Luft – wenig Wirkung

Die geplante Zuckersteuer belastet vor allem Geringverdiener, während der Gesundheitsnutzen unbewiesen bleibt – der Wirtschaftsrat setzt auf Bildung.
©Adobe Stock (Cozine)

Die Idee klingt süß, die Realität ist bitter: Eine Steuer auf Zucker soll angeblich Kinder und Jugendliche vor übermäßigem Konsum schützen. Für den Wirtschaftsrat ist klar: Hinter der vermeintlichen Gesundheitsmaßnahme steckt vor allem Symbolpolitik – mit fragwürdiger Wirkung und handfesten Nachteilen. Trotzdem wird das Thema immer wieder neu aufgewärmt: Zuletzt im Oktober, als die schleswig-holsteinische Landesregierung (CDU/Grüne) im Bundesrat den Antrag „Kindergesundheit schützen: Nationale Zuckersteuer in Deutschland einführen“ stellte. Ein großer Titel – aber wenig Substanz. 

Warum die Zuckersteuer nicht überzeugt: 

Die Maßnahme klingt nach einer einfachen Lösung, doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Ein klarer Wirkungsnachweis fehlt: In Großbritannien hat die Fettleibigkeit trotz Zuckersteuer weiter zugenommen, in Dänemark wurde die Abgabe mangels Erfolgs sogar wieder abgeschafft. Dabei hat die Industrie längst geliefert: Seit 2018 reduzierten Hersteller den Zuckergehalt ihrer Getränke um 15 Prozent, ganz ohne staatlichen Eingriff. 

Hinzu kommt die soziale Schieflage: Wer wenig verdient, zahlt drauf. Laut Nationaler Verzehrsstudie trinken Menschen mit niedrigem Einkommen viermal so viele zuckergesüßte Getränke wie Besserverdiener. Da Händler die Steuer auf den Konsumenten umlegen, trifft die Mehrbelastung vor allem einkommensschwache Familien. 

Auch rechtlich ist die Einführung alles andere als trivial. Deutschland müsste eine Ausnahme von der EU-Verbrauchssteuerharmonisierung beantragen – ein hoher Aufwand bei gleichzeitig geringer Erfolgsaussicht. Und selbst wenn die Steuer käme, bliebe das Versprechen, die Einnahmen für Prävention zu nutzen, irreführend: Steuern dürfen in Deutschland nicht zweckgebunden erhoben werden. 

Am Ende bedeutet die Zuckersteuer vor allem eins: mehr Bürokratie, neue Verwaltung, zusätzliche Unsicherheiten – aber keine Garantie für bessere Gesundheit.  

Das eigentliche Problem: Zucker ist nicht der alleinige Übeltäter. Softdrinks machen gerade einmal rund 2 % der täglichen Kalorienaufnahme aus. Wer glaubt, damit Übergewicht zu bekämpfen, irrt gewaltig und belastet Unternehmen wie Verbraucher. 

Der Wirtschaftsrat fordert: 

Ernährungsbildung ab Kita und Schule – Wissen ist die beste Prävention.

Klare Kennzeichnung und attraktive Alternativen – Genuss ohne Reue ist längst möglich.

Social-Media-Kampagnen statt Strafsteuern – Vorbilder wirken besser als Vorschriften. 

Für den Wirtschaftsrat ist klar: Das Ziel, Kinder und Jugendliche vor übermäßigem Zuckerkonsum zu schützen, ist richtig. Aber der Weg über eine Steuer ist falsch. Der Staat sollte Rahmen setzen, nicht Lebensstile vorschreiben. Die Steuer führt gesundheitspolitisch zu keinen belegbaren Ergebnissen und ist daher eindeutig als Symbolpolitik zu verstehen. Es droht eine neue Belastungswelle für Wirtschaft und Verbraucher – ohne gesicherte Wirkung und mit einer besonderen Belastung für einkommensschwache Haus-halte. Wer Kinder schützen will, setzt auf Bildung, nicht auf Bevormundung.