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Bericht
03.12.2020
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"Verwaltung ist nicht auf Kurzfristigkeit ausgelegt"

Die Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft ließ sich aus erster Hand über die aktuelle Corona-Lage in den Gesundheitsämtern und Laboren Berlins informieren. Falko Liecke, Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit Neukölln und stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Berlin, gab ebenso einen Einblick in die tägliche Arbeit der Pandemiebekämpfung wie der Geschäftsführer der Labor 28 GmbH, Dr. Michael Müller.
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Insgesamt seien aktuell im Bezirk Neukölln rund 240 Mitarbeiter mit der Pandemiebekämpfung beauftragt, berichtete Liecke. Diese würden sich aus den normalen Angestellten des Gesundheitsamtes und externen Hilfskräften wie Soldaten, Rentnern oder Studenten zusammensetzen. „Wir versuchen alles, um der Lage Herr zu werden“, berichtete Liecke. Dennoch genüge das Personal nicht und es fehle an passender Ausstattung. Um dem entgegenzusteuern, würde die Bundesregierung bis ins Jahr 2025 vier Milliarden Euro bereitstellen, „die ganz dringend notwendig sind. Wir arbeiten hier auf Steinzeitniveau“, sagte der CDU-Politiker.

 

Vor allem die mangelnde Digitalisierung mache sich laut Liecke besonders bemerkbar. Die Serverkapazitäten des Gesundheitsamtes seien zu niedrig, um Mitarbeiter auch ausreichend Homeoffice-Kapazitäten zu ermöglichen. Außerdem gebe es immer wieder Probleme bei der Datenübermittlung. Hierunter leide die Kommunikation zwischen Arztpraxen, Laboren und dem Gesundheitsamt. Beispielsweise würden Testergebnisse per Fax an das Gesundheitsamt gesendet und dort händisch in Datenbanken verarbeitet werden, da es keine automatisierte elektronische Alternative gäbe.

 

Diese Erfahrungen bestätigte auch der Geschäftsführer der Labor 28 GmbH, Dr. Michael Müller. Die Labor 28 GmbH ist eine der führenden  Laborgesellschaften Berlins und daran beteiligt, die hohe Coronatest-Nachfrage in Deutschland zu bewerkstelligen. „Konkret heißt das für Berlin rund 60 000 Covid-19 Tests wöchentlich“, gab Dr. Müller einen Einblick in die Größenordnungen. Da die Labore an ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten würden, forderte der Facharzt für Laboratoriumsmedizin eine Kompromisslösung in der Teststrategie.

 

Es könne nicht jede Erkältung getestet werden, sondern die Testung dürfe die eigentliche Ziele nicht aus dem Blick verlieren: Das Behandlungsmanagement zu ermöglichen und die Pandemieausbreitung einzudämmen. Neben guten Strategien brauche es für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung jedoch an erster Stelle die Bereitschaft der Bevölkerung, sagte Dr. Müller: „Wir haben gar keine Chance, wenn es nicht alle Bürger verinnerlichen, wenn nicht alle mitmachen.“