„2026 erwarten wir nach Jahren der Stagnation ein ersehntes Wachstum“

Zum Hintergrundgespräch über die Auswirkungen der US-Zollpolitik auf Europa und die Geldpolitik der EZB konnte Sektionssprecher Philipp-J. von der Heide zwei ausgewiesene Experten in der Deutschen Bank Bremerhaven begrüßen: Dirk Gerlach, Leiter des Stabes des Präsidenten der Hauptverwaltung Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, der Deutschen Bundesbank, sowie Jürgen Wippern, stellvertretender Direktor und Senior Experte für Portfolioberatung bei der Deutschen Bank AG.
Herr Gerlach gab einen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Lage Deutschlands und Europas. Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer Schwächephase. Seit Mitte 2022 hat sich die Lage nicht grundlegend verbessert, und auch 2024 blieb eine nachhaltige Erholung aus. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein preis- und kalenderbereinigter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent verzeichnet.
Neben strukturellen Problemen wirken internationale Entwicklungen belastend. Insbesondere die jüngsten US-Zollerhöhungen und die schwer kalkulierbare Handelspolitik sorgen für Unsicherheit auf Kapital- und Gütermärkten. Die Bundesbank erwartet daher für 2025 eine Stagnation mit einer erwarteten Erholung ab 2026 durch expansivere Fiskalpolitik und einem Wachstum von 0,7 Prozent 2026 sowie 1,2 Prozent Wachstum im Jahr 2027.
Es ist deutlich, dass die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen vielschichtig sind und von strukturellen Problemen, globalen Unsicherheiten und politischer Komplexität geprägt werden. Klare wirtschaftspolitische Signale und zukunftsgerichtete Investitionen sind unerlässlich, um eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Ergänzend betonte Herr Jürgen Wippern von der Deutschen Bank, dass sich die US-Konjunktur merklich abschwächt, während die Eurozone langsam aufholt. Die Zollpolitik der USA bleibt unklar und bislang ohne wirtschaftliche Vorteile, wobei die US-Verbraucher die Hauptlast tragen müssen.
Aktuelle Krisen wie der Israel-Iran-Konflikt haben bisher keinen größeren Einbruch an den Aktienmärkten verursacht - Ölpreise seien kurzfristig gestiegen, doch die OPEC könne die Fördermengen erhöhen und damit den Preisanstieg dämpfen.
Trotz der aktuellen Unsicherheiten überwiegt bei beiden Experten die Zuversicht, dass Europa mit entschlossener Wirtschaftspolitik und gemeinsamer strategischer Ausrichtung gestärkt aus den Krisen der vergangenen Jahre hervorgehen kann – ab 2026 wird mit einer ersehnten Erholung gerechnet.