„Bremen muss die Kehrtwende schaffen!“
Beim Business Lunch der Sektion Bremen konnte Sektionssprecher Matthias Blümel den Vorsitzenden der CDU-Bürgerschaftsfraktion Heiko Strohmann begrüßen und gab seiner Hoffnung Ausdruck, von ihm eine Prognose zum Ausgang der bevorstehenden Bürgerschaftswahl zu erhalten.
Strohmann nahm den Ball dankbar auf und sagte, er hoffe, dass die CDU Platz 1 erreiche. Wie dann die künftige Koalition aussehen werde, sei eine Frage der Mathematik. Wichtig für Bremen sei in der Folge eine ideologiefreie Koalition. Denn in der aktuellen rot-grün-roten Konstellation werde Geld derzeit nach Proporz verteilt, nicht nach Sinnhaftigkeit.
Für die CDU stehe Bildung
als eines der wichtigsten Themen ganz oben auf der Prioritätenliste. Dabei
müsse Bildung ganzheitlich und nicht mehr isoliert betrachtet werden, denn sie
habe mittlerweile gravierende Auswirkungen auf andere gesellschaftliche und
wirtschaftliche Bereiche. 600 Schülerinnen und Schüler verließen die Schulen in
Bremen ohne Abschluss. Das entspreche einer Quote von 10 Prozent. Hinzu käme
nochmals die gleiche Anzahl von Schulabgängern, die den Abschluss mit Ach und
Krach bestanden hätten. 20 Prozent eines Jahrgangs seien somit nicht
ausbildungsfähig.
Unternehmen fänden
daher nicht mehr ausreichend Auszubildende. Auch die Suche nach Fachkräften
werde immer schwieriger. Die Folge: Unternehmen wanderten ab. Dabei sei das
Humankapital die entscheidende Ressource des Landes, so Strohmann. Seit 21
Jahren gebe es die PISA-Studien, bei denen Bremen regelmäßig die hinteren
Plätze belege. Geschehen sei seitdem aber nichts. Anders als in Hamburg, wo man
sich von einem der hinteren Plätze ins obere Mittelfeld bewegt habe. In Bremen
hingegen bekomme man noch nicht einmal die Leitung des Bildungsinstituts
besetzt. „Man sollte lieber gute Idee klauen, anstatt selbst schlechte Ideen zu
entwickeln“, so Strohmann.
Nächstes Thema: Der
Arbeitsmarkt. Hier werde nicht zielorientiert in die Nach- und Weiterbildung
investiert. Die massive und begrüßenswerte Zuwanderung aus Ost- und
Südosteuropa werde nicht genutzt. Es kämen motivierte und qualifizierte
Arbeitskräfte, die aber nicht entsprechend ihren Potenzialen eingesetzt würden.
Das habe massive Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort
Bremen.
Für ein Bundesland
mit Häfen sei es wichtig, auf die sich ändernde Hafenlandschaft zu reagieren.
Bremerhaven befinde sich in einem harten Konkurrenzkampf mit den Westhäfen Antwerpen,
Rotterdam, Amsterdam und Zeebrugge. Künftig werde es zu weniger Personaleinsatz
in den Häfen kommen, und es stelle sich die Frage: Lohnt sich der
Containerumschlag überhaupt noch? Oder müsste man alternativ in andere
Wertschöpfungsketten investieren, beispielsweise in die Windkraft?
Vor dem Hintergrund
der Meldungen über die bevorstehende Schließung der Bremer Karstadt-Filiale ist
natürlich auch die Innenstadt ein Thema für Heiko Strohmann. Denn deren
Niedergang habe bereits vor 15 Jahren begonnen, der Einzelhandel verändere
sich. Auch für die Innenstadt seien ideologiefreie, neue Ideen gefragt. Bei der
Frage einer autofreien Innenstadt dürfe das Auto nicht zu einem Kampfbegriff
werden.
Beim Thema Innere
Sicherheit fühlte sich Strohmann unangenehm an frühere Zeiten erinnert: Es gebe
erneut Krawalle und eine offene Drogenszene. Den Bahnhofsvorplatz könne man zu
bestimmten Uhrzeiten kaum noch allein überqueren. Bei der Polizei gebe es
20.000 unbearbeitete Akten; Verfahren würden eingestellt.
„Alles in allem
braucht Bremen eine Kehrtwende“, lautete Heiko Strohmanns Fazit. Den Berlinern
habe es nach jahrelangem Missmanagement gereicht, sie hätten die Regierung
abgewählt. „Auch in Bremen brauchen wir eine pragmatische Politik, die auf die
fortdauernden Verschlechterungen reagiert.“