Cookie-Einstellungen

Bericht
07.07.2022
Drucken

Bremerhaven kann mehr!

Business Lunch mit Dr. Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH, zum Potential des Tourismus in Bremerhaven
©Wirtschaftsrat Bremen

Der Tourismus besitzt für Bremerhaven eine sehr hohe Bedeutung, die weit über die unmittelbaren wirtschaftlichen Effekte hinausreicht. Neben der Erzielung von wichtigen Image-, Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten trägt der Tourismus entscheidend zur Steigerung der Lebensqualität und zur Sicherung des Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsstandortes Bremerhaven bei.

Der Wirtschaftszweig Tourismus steht jedoch trotz starker Entwicklungszahlen der vergangenen Jahre in Bremerhaven vor großen Herausforderungen. Die wettbewerbsbedingten Anforderungen und Aufgaben werden immer vielfältiger, umfangreicher und anspruchsvoller. Zusätzlich hat der Tourismus unter der Corona-Pandemie stark gelitten. Daher stellt sich die Frage, welche Planungen und Ziele, aber auch welche Schwierigkeiten und Herausforderungen es für den Tourismus in Bremerhaven gibt.

Zu diesem Anlass veranstaltete der Wirtschaftsrat Bremen einen Business Lunch mit Dr. Ralf Meyer, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH im Aufsichtsrat der Nordsee GmbH und als Vorstandsmitglied im Tourismusverband Nordsee (TVN) vertreten ist.

Dr. Ralf Meyer begann seine Ausführungen mit einer Vorstellung der Erlebnis Bremerhaven GmbH. Ziel sei die Förderung, Entwicklung, Umsetzung und Koordination geeigneter Maßnahmen in den Bereichen Tourismus, Veranstaltungsmanagement und Stadtmarketing im Gebiet der Stadt Bremerhaven und in den angrenzenden Regionen.

Anschließend stellte Dr. Meyer das Tourismuskonzept „Stadt Bremerhaven 2025“ vor, mit dem man zukünftig 550.000 Übernachtungen pro Jahr anpeile. Allerdings sei durch die Corona-Pandemie die Zahl der Übernachtungen und der Tagestouristen deutlich eingebrochen. Dr. Meyer verdeutlichte, dass die Zahl von 465.00 Übernachtungen im Jahr 2019 innerhalb eines Jahres um ein Drittel zurückgegangen sei. Dies habe zu einem Umsatzausfall von ca. 75 Mio. Euro alleine in der Tourismusbranche geführt.

Positiv hob er  hervor, dass es einige hochwertige Angebote für Kurzurlaube oder Tagesreisen in Bremerhaven gebe. Unter anderem würden die Wissens- und Erlebniswelten, das Klima- und das Auswanderhaus starke überregionale Besucheranreize setzen. 

Des Weiteren würde sich die maritime Identität der Stadt durch ein breites Angebot an maritimen Erlebnis- und Themenwelten zeigen. Die Hafenwelten, insbesondere der Fischereihafen, bildeten dabei den wichtigsten maritimen Teilbereich, so Dr. Meyer. Für äußerst gelungen hält er zudem den HafenBus, der eine Verbindung der verschiedenen maritimen Erlebnisräume ermöglicht. Außerdem würden verschiedene maritime Events und Schwerpunkte im Bereich maritimer Kulinarik die maritime Identität der Stadt weiter unterstreichen. 

Anschließend erläuterte Dr. Meyer die Maßnahmen zur Förderung und Stärkung des Tourismus in Bremerhaven. So sei ein Tourismusaktionsprogramm im Volumen von 2,5 Mio. Euro durch den Corona-Fonds finanziert und entwickelt worden. Letztendlich seien fünf zentrale Ziele in das Programm aufgenommen worden: Zum einem wolle man die Digitalisierung voranbringen und die Marketingmaßnahmen verstärken. Des Weiteren sollen vermehrt Veranstaltungen und Messen gefördert werden. Darüber hinaus sei die Verbesserung der Infrastruktur beispielsweise durch Fahrradwege ein weiteres zentrales Ziel.

Im Anschluss an die Vorstellung der Ziele nannte Dr. Meyer einige Projekte, die bereits umgesetzt oder in Planung seien. Im Bereich Digitalisierung sei in Kooperation mit der Hochschule Bremerhaven ein humanoider Roboter konzipiert worden. Die Programmierung und Testung fand in einem leeren Ladenlokal statt, sodass Besucher die Möglichkeit hatten, mit dem Roboter zu interagieren und zur Programmierung beizutragen. Durch die Interaktionen würde sich der Roboter für einen Einsatz am Kreuzfahrtterminal eignen.

Die Gründung der TANO (Tourismus Agentur Nordsee) solle zur Initiierung eines touristischen Kooperationsnetzwerkes zur gemeinsamen Vermarktung in der Urlaubsregion Nordsee beitragen und das enorme Potential von 43. Mio. Übernachtungen in dieser Region erschließen.

Andererseits hält Dr. Meyer eine gemeinsame Vermarktung mit Bremen aufgrund der unterschiedlichen Zielgruppen nicht für sinnvoll.  

Durch attraktive Veranstaltungen wie das IMM (International Multihull Meeting) oder die Maritimen Tage sollen die Hafenwelten gestärkt werden. An den Maritimen Tagen gebe es zum Beispiel verschiedene Künstler und mehr als 60 Schiffe mit bis zu 350.000 erwarteten Besuchern.

Die Hochseekreuzfahrt sei in Bremerhaven mit bis zu 250.000 Passagieren jährlich ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftszweig, so Dr. Meyer. Oftmals würden die Passagiere vor ihrer Reise in Bremerhaven übernachten und hätten so die Möglichkeit, die Stadt kennenzulernen. Zusätzlich dazu würden mittlerweile Flusskreuzfahrten mit bis zu 80 Personen angeboten werden.

Eine Verbesserung der Infrastruktur und die Stärkung der maritimen Identität werde mit Errichtung der DFGR (Deutsche Fisch-Genuss-Route) erreicht. Diese ermögliche, das Thema Fisch per Fahrrad entlang der Nordseeküste zu genießen.

Ebenfalls hält Dr. Meyer einen Standort der Universität Bremen in Bremerhaven für sinnvoll. Durch den damit verbunden Zuwachs von jungen Menschen könne man eine höhere Attraktivität der Stadt erreichen.

Zusammenfassend stellte Dr. Meyer dar, dass der Tourismus durch die Corona-Pandemie stark gelitten habe. Um dem entgegen zu wirken, hätte das Land Bremen viel früher Geld investieren müssen. Nichtsdestotrotz sei man auf dem Weg der Besserung, da es wieder zu mehr Übernachtungen und Tagesgästen komme. 

07-07-2022 Bl BHV Tisch