Chancen für deutsche Werften durch den Ausbau der Offshore-Windenergie
Neben Windenergie an Land (onshore) und Solarenergie soll Windenergie auf See (offshore) eine der tragenden Säulen beim Ausbau der erneuerbaren Energien sein.
Die Leistung aller Windparks vor der deutschen Nord- und Ostseeküste beträgt nach Angaben der Deutsche WindGuard GmbH derzeit allerdings nur 7,8 GW. Des Weiteren kam der Ausbau der Offshore-Windkraft seit der zweiten Jahreshälfte 2020 zum ersten Mal seit vielen Jahren komplett zum Erliegen, sodass 2021 keine einzige Anlage zusätzlich ans Netz ging.
Aus diesem Grund hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag höhere Ausbauziele für die Offshore-Windenergie festgeschrieben und sich ein Ziel von 30 GW bis 2030 gesetzt.
Für den Ausbau der Offshore-Windenergie werden wiederum Plattformen und Spezialschiffe benötigt. Viele deutsche Werften haben sich auf diesen Spezialschiffbau fokussiert, da Massengeschäfte mit Tankern, Fähren und Containerschiffen nach Asien abgewandert sind. Daher stellt sich die Frage, welche Marktchancen der Ausbau der Offshore-Windenergie den deutschen Werften bietet.
Aus diesem Anlass war der Wirtschaftsrat Bremen bei einer Werftbesichtigung der ABEKING & RASMUSSEN Schiffs- und Yachtwerft SE unter Führung von Carsten-Söhnke Wibel, Sales Director Special Vessels Germany, und Dr. Christian Peters, General Counsel, zu Gast.
ABEKING & RASMUSSEN ist ein 1907 gegründetes familiengeführtes Unternehmen, welches bisher über 6.500 Aufträge für Boote und Schiffe ausgeführt und sich auf den Bau von Yachten, Marine- und Mehrzweckschiffen konzentriert hat.
Carsten-Söhnke Wibel erläuterte, dass die deutschen Werften vor einigen Herausforderungen stehen würden. Zum einem gebe es in Deutschland, im Verglich zu anderen Ländern, keine Verpflichtung zu Local-Content-Vorschriften, um die Produktion nationaler Unternehmen zu fördern.
Darüber hinaus bestehe ein hoher Bedarf an Bauplätzen, Personal und qualifizierten Fachkräften, der nicht gedeckt werden könne. Eine restriktive Finanzierungspolitik würde zusätzlich dazu beitragen, dass den deutschen Werften, im Vergleich zu China, Nachteile entstehen würden.
Aus diesem Grund seien eine Spezialisierung und das Ausnutzen von Marktnischen für die deutschen Werften entscheidend, so Wibel. Dies lasse sich vor allem durch Wettbewerbsvorteile, beispielsweise in der Technologie, realisieren.
Wibel stellte dar, dass ABEKING & RASMUSSEN als eine von lediglich zwei Werften weltweit in der Lage sei, amagnetischer Stahl zum Bau von Minenjagdbooten herzustellen. Ebenfalls würde beim Schiffbau die SWATH-Technologie verwendet, mit deren Hilfe sich die Wasserlinienfläche verkleinern und die Auswirkungen der Wellen auf das Schiff reduzieren ließen. Diese Technologie könne den Bedarf von Spezialschiffen für den Bau von Offshore-Plattformen oder Offshore-Rettungsbasen für Rettungshubschrauber decken.
Den deutschen Werften würden sich daher mit dem Ausbau der Offshore-Windenergie einige Marktchancen ermöglichen. Dadurch hätten sie das Potential, sich zu einem Schlüsselfaktor der gesamtdeutschen Energiewende zu entwickeln.