Gewerbeflächen stellen die Weichen für die Zukunft einer Stadt
Ein quantitativ und qualitativ ausreichendes Angebot an Gewerbeflächen ist neben einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur die entscheidende Voraussetzung für einen prosperierenden Industriestandort mit Zukunftsperspektiven. Die Verfügbarkeit qualitativ hoch-wertiger, planungsrechtlich gesicherter und kurzfristig verfügbarer Gewerbeflächen ist somit ein bedeutender Standortfaktor.
Die Gewerbeentwicklung ist ein
komplexer Prozess, der ein hohes öffentliches Interesse weckt und einen
angemessenen politischen Abstimmungs- und Beteiligungsprozess erforderlich
macht. Insbesondere Bremen steht vor der strategischen Aufgabe, wirtschaftliche
Prosperität mit einem flächensparenden intelligenten Ansatz in Einklang zu
bringen. Aus diesem Grund wurden im Gewerbeentwicklungsprogramms 2030 (GEP) der
Stadt Bremen die Leitlinien und Entwicklungsziele der zukünftigen
Gewerbeentwicklung festgelegt.
Mit dem GEP 2030 sollen die
Schlüsselbranchen Automobilbau, Maritime Wirtschaft, Luft-und Raumfahrt,
Nahrungs- und Genussmittel, Regenerative Energien, Gesundheitswirtschaft und
Logistik gestärkt und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden.
Nichtsdestotrotz müssen sich die
Akteure fragen, welche Anforderungen es an künftige Gewerbeflächen gibt, welche
Chancen die Gewerbeflächenentwicklung für den Wirtschaftsstandort Bremen bietet
und wo Schwerpunkte liegen sollten.
Diese Fragen stellte der
Wirtschaftsrat Bremen Christoph Weiss MdBB, CDU-Fraktion Bremen, Vorsitzender der Deputation für Wirtschaft und
Arbeit (Land und Stadt) und Theresa Gröninger Deputierte CDU-Fraktion Bremen, im Rahmen der Veranstaltung: „Knappe
Flächen - große Wünsche: Gewerbeflächenentwicklung in Bremen“.
Christoph Weiss begann seine
Ausführungen mit einem Bericht über den Status Quo des
Gewerbeentwicklungsprogramms 2030 (GEP) der Stadt Bremen. Dieser Prozess sei im
Koalitionsvertrag festgehalten worden und laufe seit vier Jahren. Nichtsdestotrotz
würde weitestgehend Stillstand in der Gewerbeflächenentwicklung in Bremen
herrschen.
Parallel dazu würden sich die
Reserveflächen in Bremen immer weiter reduzieren. Weiss erläuterte, dass sich
die gewerblichen Bauflächen im Zeitraum von 2012-2020 um 188 ha auf ca. 77 ha
reduziert hätten. Er betonte jedoch, dass eine bereinigte Dispositionsreserve
von 100 ha notwendig sei, um sie potentiellen Interessenten und Investoren anbieten
zu können.
Generell seien Gewerbeflächen
entscheidend für das Wirtschafts-, Beschäftigungs-, Einwohner- und
Steuerwachstum in Bremen. Darüber hinaus würden sie zu einer Entwicklung eines
starken und innovativen Wirtschaftsstandortes beitragen.
Um dies zu erreichen, seien
einige Anforderungen an geeignete Gewebeflächen notwendig, so Weiss. Zum einem
müsse eine planungsrechtliche Absicherung für Industrie und störendes Gewerbe gewährleistet
werden. Zum Anderem sei eine Nachverdichtungsstrategie für die stark
nachgefragten Standorte Technologiepark und Airport-Stadt entscheidend.
Vorverkaufsrechte bei Schlüsselgrundstücken und die Sicherstellung von leistungsfähigen
Breitband- und Mobilfunkanschlüssen an allen Gewerbestandorten seien ebenfalls
ausschlaggebend für die Bereitstellung attraktiver Gewerbeflächen.
Auch müsse das Thema
Nachhaltigkeit für eine klimaneutrale Wirtschaft bei Gewerbeflächen berücksichtigt
werden. Hierfür gebe es durch eine Solardachpflicht auf Gewerbeneubauten,
Vorgaben zu nachhaltigen Baumaterialien oder zukunftsweisende Mobilitätskonzepte
für Gewerbegebiete verschiedene Möglichkeiten.
Die Regierung habe jedoch
insbesondere bei der Nachverdichtung des begehrten Gewerbegebietes in der
Airport-Stadt einige Fehler gemacht, so Theresa Gröninger. Die gewerbliche
Erschließung der Airport-Stadt Süd würde sich vor allem für Unternehmen der
Luft- und Raumfahrtbranche eignen. Trotz der begrenzten Fläche habe dort aber das
„Anderswo Festival“ 8.500 Quadratmeter zu einem Nutzungsentgelt von 600 Euro
pro Jahr erhalten.
Jedoch gebe es in Bremen neben der Airport-Stadt noch andere sehr attraktive Gewerbeflächen. Weiss hält die „Horner Spitze“ für eine gewerbliche Potenzialfläche, die zu einer Erweiterung des Technologieparks beitragen könnte. Jedoch gebe es erheblichen Protest aus der Bevölkerung, da dort der Verein „Kinder Wald und Wiese“ beheimatet sei. Darüber hinaus sei die Verkehrsanbindung schwierig zu realisieren.
Weiss hält es für sinnvoll, den alten Campingplatz zu einem „Startup Campus im Grünen“ zu entwickeln, um junge, innovative Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Dienstleistung anzuziehen. Er betonte jedoch, dass das dazwischenliegende Naturschutzgebiet unangetastet bleibe.
Die Entwicklung des Science Parks in Bremen-Grohn in Kooperation mit der Jacobs University Bremen sei zusätzlich als Ergänzungsstandort zum Technologiepark sinnvoll. Ebenfalls seien die Gewerbeflächen Oslebshausen und Hemmstraße sowie die Schaffung gemischt-genutzter „urbaner Stadtquartiere“ sehr attraktive Gewerbegebiete.
Generell würde es in Bremen zwar sehr viele kleine Gewerbeflächen geben. Diese seien in den meisten Fällen jedoch bereits vergeben, oder es würden lange Wartelisten existieren. Daher könnte es sinnvoll sein, Flächen im Bremer Umland zu nutzen. Bürokratische Hürden bei der Vergabe von Gewerbeflächen würden den Prozess zusätzlich noch hinauszögern.
Neben der Verfügbarkeit von
Gewerbeflächen würde es weitere relevante Standortfaktoren für die Ansiedlung
von Unternehmen geben. Gröninger betonte, dass neben den knappen Gewerbeflächen
die Willkommenskultur und die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften
ebenfalls entscheidende Gründe für die Ansiedlung von Unternehmen seien.
Für einen prosperierenden
Industrie- und Wirtschaftsstandort seien
daher, neben der Bereitstellung von geeigneten Gewerbeflächen, eine
unternehmerfreundlichere Politik und die Investition in Bildung erforderlich