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Bericht
17.11.2022
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Wohin steuert die Immobilienbranche?

Tour d’Horizon zur Immobilienwirtschaft mit Jens Lütjen
©Wirtschaftsrat Bremen

Beim Business Lunch der Sektion Bremen in der Havanna Lounge Bremen konnte deren Sprecher Matthias Blümel mit Jens Lütjen einen ausgewiesenen Experten für den Immobilienmarkt nicht nur in Bremen sondern deutschlandweit begrüßen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Robert C. Spies Gewerbe & Investment GmbH & Co. KG blieb dann in der Folge auch keine Antwort schuldig, wie er die Zukunft der Immobilienwirtschaft einschätzt.

Natürlich unterliege auch seine Branche einem aktuellen Dauerstress, bestehend aus Geopolitik, Pandemie, (De-)Globalisierung und Demografie. Zu letzterem Punkt konstatiert Lütjen: „Es wird teurer, alt zu werden.“ Manche Herausforderungen seien aber auch hausgemacht wie Mietpreisbremsen oder -deckel, Anforderungen an sozial gebundenes Bauen, lange Bewilligungszeiten und somit viel Zeitverlust vom Erwerb eines Grundstücks bis zum Baubeginn. Zeit, die den Investor Geld koste.

Geld sei aber mittlerweile nicht mehr kostenlos verfügbar, Zinssätze jenseits von vier Prozent seien die Regel. Und die Banken verschärften ihre Konditionen auch an anderer Stelle: So gebe es mittlerweile vereinzelt Eigenkapitalanforderungen von 30 bis 40 Prozent. Die Bauwirtschaft kämpfe zudem mit einem Fachkräftemangel, dem vereinzelt mit KI begegnet werde, im schlimmsten Fall aber auch mit Abwanderung.

Der Wohnbereich leide unter der Baukostensteigerung, für viele Unternehmen würden die kommenden sechs Monate entscheidend sein, prognostiziert Lütjen. Mit Blick auf soziales und bezahlbares Wohnen forderte er, die Öffentliche Hand müsse (wieder) verstärkt in die Förderung einsteigen und Impulse geben für die Kalkulationsfähigkeit. Auch das altersgerechte Wohnen werde immer relevanter. Positiv hob er den Bremer Bebauungsplan für die Innenstadt hervor, der Nachverdichtungen und Aufstockungen vorsehe; dies seien gute Initiativen, die aber leider keine Lobby hätten.

Werden Büros noch gebraucht? Die Aussage, alle würden doch mittlerweile ohnehin nur noch mobil arbeiten, teilt Lütjen nicht. Der Umsatz der Büroflächen sei im Jahr 2021 vielmehr um 50 Prozent gestiegen. Probleme werde es aber für Altbestände geben; gefragt seien innovativ gestaltete „New Work Objekte“.

Große Chancen sieht der Immobilienexperte in der Entwicklung von campusorientierten Quartieren wie dem Spurwerk, das von Peper & Söhne auf einem alten Bahngelände entwickelt wird. Hier ließen sich auch Forschung und Wissenschaft ansiedeln, ein Segment, das stark wachse und in dem auch die Mieten nach wie vor stiegen.

Der Logistikbereich sei geprägt von interkommunalen Projekten, wie sie in Bremen mit den Gemeinden Achim und Weyhe zu besichtigen seien. Logistikgebäude würden zudem verstärkt mehrgeschossig errichtet.

Lütje schloss mit einem Appell an die politischen Akteure. Was aus seiner Sicht fehle, sei eine Vertrauenskultur zwischen der Politik und der Immobilienwirtschaft. So werde bei der Entwicklung neuer Quartiere gefordert, bereits zu Beginn der Planung sämtliche Anforderungen an die künftige Struktur zu erfüllen. Manche Entwicklungen ließen sich aber erst während des Entstehungsprozesses absehen, von den kalkulierten Kosten und den zu realisierenden Mieten in der Zukunft ganz zu schweigen. Vertrauen auf beiden Seiten könnte diese Lücke schließen und mehr Projekte ermöglichen.