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Bericht
17.09.2019
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"Das Sicherheitsdenken bremst uns aus"

Zu Gast bei der Landesfachkommission Wachstum & Innovation war der neue Präsident der HafenCity Universität Hamburg (HCU) und Professor für Ökonomie und Digitalisierung, Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow. Zum Themenkomplex „Digitalisierung & Ausgründung“ diskutierte er mit den Mitgliedern über Herausforderungen und Versäumnisse.
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„Das zentrale Problem ist, dass junge Leute gründen wollen“, so Müller-Lietzkow, „aber vom deutschen Sicherheitsdenken ausgebremst werden.“ Das grundlegende Problem hierzulande sei Angst. Darüber hinaus habe man in Deutschland zwar viele kluge Köpfe, scheitere aber am viel zu langsamen Gründungsprozess. Die größten Fehler seien, dass man Gründern in Exist-Förderprogrammen zu wenig Geld zur Verfügung stelle und sie dann ein halbes Jahr lang nur denken und nicht gründen lasse. Zudem seien sie häufig erst auf einen Leadinvestor angewiesen, um weitere Investoren zu gewinnen.

Zusammen mit der Tatsache, dass potenzielle Gründer in Deutschland schnell vom Arbeitsmarkt abgeschöpft würden, stellten diese Faktoren ein massives Hemmnis für Hightech-Gründungen dar.

 

Die Digitalisierung werde viel zu häufig als Hexenwerk dargestellt, obwohl diese schon vor mehr als einem halben Jahrhundert begonnen habe. „Neu ist nur“, erklärte der Ökonom, „dass der Rohstoff Daten in Unmengen zur Verfügung steht und wir Software entwickelt haben, die uns einen anderen Zugang zu digitalen Welten erlaubt.“ Dadurch sei die Entwicklung von leistungsstarker Künstlicher Intelligenz möglich geworden. Die erstmalige Niederlage eines „Go-Weltmeisters“ gegen eine KI im Jahr 2016 habe eine Revolution in der Digitalisierung ausgelöst und stelle einen Wendepunkt für das strategische Denken von Maschinen dar. In den nächsten fünf Jahren sei in nahezu jedem Wirtschaftszweig eine Disruption zu erwarten.

 

Müller-Lietzkow mahnte, dass man sich in Deutschland diesem Thema viel stärker stellen müsse, da es um die Festsetzung neuer Weltstandards gehe. Er kritisierte, dass die Bundesrepublik im internationalen Vergleich viel zu wenig in die KI-Forschung investiere. Das größte Hindernis in Deutschland seien aber nicht fehlende Mittel oder unzureichende Forschung, sondern die überbordende Regulierung. „Die Künstliche Intelligenz ist Treiber im Feld der Digitalisierung und Deutschland ist dabei, diese Entwicklung zu verschlafen“, so das abschließende Urteil des Wissenschaftlers. 

 

Zwei Tage vor seinem Besuch beim Wirtschaftsrat machte der neue HCU-Präsident mit einem Paukenschlag auf sich und seine Universität aufmerksam: Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, überreichte Müller-Lietzkow einen Förderbescheid über zehn Millionen Euro für das Projekt „Level 5 Indoor Navigation“. Dessen Ziel ist es, auf Grundlage des neuen Mobilfunknetzes 5G Lösungen für Indoor-Navigation mittels Smartphone zu entwickeln.