Aus den Ländern (Hamburg): Die China-Brücke: Basis für eine neue deutsch-chinesische Zukunft?
Online-Talk
Kaum ein Thema der internationalen Handelspolitik wird zurzeit so kontrovers diskutiert wie die Beziehungen zu China. Der CHINA-BRÜCKE e.V. hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Verbindung zwischen den Kulturen zu fördern. Der Vorsitzende, Dr. Hans-Peter Friedrich MdB, sprach im Online-Talk über Arbeitsinhalte und Ziele des Vereins.
Die Idee einer analog zur Atlantik-Brücke aufgebauten China-Brücke sei ihm 2019 nach einer längeren Reise durch China gekommen, erläuterte Dr. Hans-Peter Friedrich MdB, Vizepräsident des Deutschen Bundestages und Innenminister a. D. Zwar sei er selbst kein ausgewiesener China-Experte, jedoch habe ihn die unglaubliche Fülle an Gesprächsthemen und Kontakten, gepaart mit den eher verschlafenen Formaten auf politischer Ebene, aufmerksam und neugierig gemacht. Zusammen mit einigen Freunden und in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden habe er gemeinsame Interessen zusammengetragen und Ende 2019 den CHINA-BRÜCKE e.V. gegründet.
Während man sich in der Gründungs-Phase mithilfe interner Diskussionsrunden, geführt mit Journalisten, Politikern und Wirtschaftsexperten, zunächst einen Überblick über den Bedarf und die Erwartungen der Öffentlichkeit an die China-Brücke beschäftigt habe, hätten sich nach mittlerweile über einem Jahr erfolgreicher Vereinsarbeit nun drei klare Säulen gebildet, auf denen der Verein gründet: So sehe sich der CHINA-BRÜCKE e.V. erstens als Plattform für zahlreiche Aktivitäten in Kultur und Wirtschaft, zweitens wolle er jede Art von Austausch und Vernetzung hinsichtlich der China-Thematik ermöglichen und drittens als Gesprächskanal unabhängig von tagespolitischen Geschehnissen agieren und funktionieren.
Aktuell zähle der Verein in etwa 50 Mitglieder, wobei ein beidseitiger Mehrwert die Grundvoraussetzung für eine Mitgliedschaft darstelle: „Wir definieren uns selbst als lernendes System, das jedem, der mit Initiative kommt, auch die Möglichkeit geben möchte, diese umzusetzen“, sagte Friedrich. Entsprechend dieses Prinzips hätten sich innerhalb des Vereins bisher einige vielseitige Dialogforen und Arbeitsgruppen zusammengefunden. Bereiche wie Wissenschaft, Finanzen, Digitalisierung oder Politik seien nur einige der dabei diskutierten Themen. Themenbezogen veranstalte der CHINA-BRÜCKE e.V. zudem Veranstaltungen, bisher beispielsweise zur E-Mobilität oder Digitalisierung und KI.
Neben Kontakten zu unterschiedlichen Organisationen und Think Tanks pflege der Verein auch eine enge Partnerschaft mit der China Association for Science and Technology und verfüge über Kontakte zu internationalen Abteilungen der Kommunistischen Partei Chinas.
Dabei sei aber immer klar, dass man mit dem Verein chinesische Interessen und Machtstrategien in Deutschland weder vertreten noch verbreiten wolle. Der CHINA-BRÜCKE e.V. habe keine chinesischen Mitglieder und erhalte auch keine finanziellen Unterstützungsleistungen von chinesischer Seite. Im Fokus der Vereinsarbeit stehe vielmehr eine kontroverse Diskussion zu China.
„Dieses Land mit 1,4 Milliarden Menschen, das inzwischen ganz geschickt einen Wirtschaftsraum mit sogar 2,2 Milliarden Menschen geschaffen hat, wird spätestens die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts dominieren und deswegen braucht es unbedingt Gesprächskontakte“, erklärte der Politiker und brachte sein Anliegen zum Ausdruck, die Idee der China-Brücke auf die EU-Ebene auszuweiten: „Die EU muss in einer globalisierten und multipolaren Welt eine eigene Rolle spielen, eigene Interessen definieren und diese einheitlich vertreten.“ Die China-Brücke biete die Möglichkeit, einen Beitrag dazu zu leisten.
In der Folge entspann sich eine angeregte Diskussion mit Hans-Peter Friedrich zu diversen Themen mit China-Bezug, die Michael Pietz, Vorsitzender der Landesfachkommission „Hamburg – Internationale Beziehungen“ moderierte.