Führen mit Auftrag: Was kann die Wirtschaft von der Bundeswehr lernen?
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Der in Hamburg studierte und promovierte Jurist stellte das Prinzip zunächst in den historischen Kontext und erklärte, dass sich Führen mit Auftrag zwar in der Bundeswehr herausgebildet habe, historisch aber nicht im luftleeren Raum stehe, sondern über 150 Jahre lang aus der preußisch-deutschen Militärtradition entstanden sei. Es sei dadurch gekennzeichnet, dass der militärische Führer den Geführten nur das Ziel und die Rahmenbedingungen vorgebe. Der Geführte verfolge auf dieser Basis das Ziel eigenständig. Diese Auftragstaktik stehe im Gegensatz zur Befehlstaktik, die den genauen Weg zum Ziel vorgibt, und erlaube gerade in sich schnell ändernden Lagen die nötige Agilität.
Grundlegend dafür seien für die Bundeswehr die Einstellung der Führungskraft, die das Prinzip verinnerlicht haben müsse und die Vorbereitung der Untergebenen, die die übertragene Verantwortung ausfüllen können müssten. Das setze die intellektuelle Kapazität und das physische Können ebenso voraus wie Kreativität, Initiative und Vertrauen: „Man muss als Vorgesetzter darauf vertrauen können, dass gegebene Befehle umgesetzt werden und der gegebene Freiraum nicht ausgenutzt wird“, so Bischoff. Umgekehrt müsse man als Untergebener aber auch darauf vertrauen können, dass Fehler oder zweitbeste Lösungen nicht zu Strafen führen.
Voraussetzung für Führen mit Auftrag sei für die Führungskraft die eindeutige Formulierung der eigenen Absicht verbunden mit einer realistischen Zielsetzung. „Die Untergebenen erfahren, wie ein Problem gelöst werden soll und erhalten dann ihren Auftrag zur Umsetzung eines Ziels innerhalb dieses Gesamtbildes“, erklärte der Oberstleutnant und ergänzte: „Damit der Untergebene den Auftrag eigenständig umsetzen kann, braucht er Mittel, Zeit und Informationen.“ Die Gesamtverantwortung verbleibe aber immer beim Auftraggeber.
Danach werde in der Entscheidungsfindung vom Untergebenen erwartet, dass er seinen Auftrag im Lichte der Absicht des übergeordneten Auftraggebers sieht. „Er muss verstehen, was erreicht werden soll, um sein Ziel umsetzen zu können und prüfen, welchen Spielraum er zur Durchführung hat und ob es eine grundlegende Lageänderung gegeben hat, die das Lösen vom Ursprungsbefehl nötig macht.“
Damit könne die Bundeswehr auch Vorbild für die Wirtschaft sein: „Ich glaube schon, dass der Grundgedanke von Führen mit Auftrag der richtige ist. Wenn man gut ausgebildetes Personal hat und diesem Freiräume gewährt, lassen sich Kräfte entfesseln und schneller bessere Ergebnisse erzielen“, so Bischoff. Das setze aber immer die Bereitschaft voraus, Informationen zu teilen und das Personal müsse mit den gewährten Freiheiten umgehen können.