Hamburger Jahresempfang mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
Mehr als 300 Mitglieder, hochkarätige
Gäste und Freunde des Wirtschaftsrates kamen im Hotel Atlantic zum Hamburger
Jahresempfang zusammen, der aufgrund der Pandemie in diesem Jahr nicht als
Neujahrsempfang stattfinden konnte. Im Großen Festsaal des Hotels erlebten die
Teilnehmer mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer einen Ehrengast,
der klare Worte fand.
Thies Goldberg, seit Ende
des letzten Jahres neuer Landesvorsitzender des Hamburger Wirtschaftsrates,
kritisierte in seiner Eröffnungsansprache u.a. die Politik der Ampelkoalition:
„Es gibt keine wirkliche wirtschaftspolitische Agenda, die sich mit der
Sicherung, der Fortentwicklung und der Neuerfindung von Wertschöpfungsketten
und damit dem Einkommenspotenzial der Zukunft beschäftigt.“ Der
Landesvorsitzende warnte davor, dass sich die Koalition in vielen Fragen
gefährlich uneins sei, was zu Stillstand statt Fortschritt führe. "Pragmatismus
und Vernunft statt Ideologie und gutmenschliches Wünsch-Dir-Was, realistischer
Sinn für Machbarkeit sind die Gebote der Zeit, um den aktuellen politischen,
ökologischen und ökonomischen Bedrohungen zu begegnen."
Die Präsidentin des
Wirtschaftsrates Astrid Hamker warnte vor einer der größten Versorgungskrisen
seit 1995. Europa müsse sich bei der Sicherstellung der Energie- und
Rohstoffversorgung breiter und vor allem abgestimmt aufstellen. Sie forderte
eine vollständige Neuausrichtung der deutschen Energiearchitektur: „Wir müssen
feststellen, dass Gas nicht die Brückentechnologie auf dem Weg zur
Klimaneutralität 2045 ist und sollten technologieoffen überlegen, auf welches
Fundament wir unsere Energieversorgung in den kommenden Jahren stellen wollen.“
Ministerpräsident Michael
Kretschmer ging ausführlich auf die aktuelle Situation Deutschlands in Europa
ein. Man erlebe derzeit eine Energiepreisverteuerung, die für Deutschland
toxisch sei, aber erst den Anfang darstelle. In anderthalb Jahren könnten
Mehrkosten für Gas in Höhe von 500 Mrd. Euro auf Deutschland zukommen. Außerdem
sei das Land nur mit Windkraft und Solarenergie nicht sicher zu versorgen. Im
vergangenen Dezember habe es erstmalig die Situation gegeben, dass in
Deutschland nicht mehr genügend grundlastfähige Energie aus Atomkraft und Kohle
zur Verfügung gestanden habe. Da Gas als Ersatz nun ebenfalls nicht mehr
nutzbar sei, müsse die Bundesregierung dringend eine neue Energiewende
konzipieren. „Für ein Industrieland wie Deutschland ist die Stromversorgung essentiell
und die Achillesverse unserer Volkswirtschaft. Selbst kleinste Blackouts wirken
sich standortgefährdend aus, da u.a. Mikroelektronik und Chemieindustrie auf
eine gesicherte Versorgung angewiesen sind“, so Kretschmer.
Das Schlusswort des
Abends übernahm Eva van Pelt, Co-Vorstandsvorsitzende der Eppendorf SE. Sie hob
die Bedeutung des Industrie- und Forschungsstandorts für Hamburg hervor und
wünschte sich von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen. Das Hamburger
Unternehmen mit weltweit über 5.000 Mitarbeitern konnte für 2021 einen
Rekordumsatz von 1,1 Mrd. Euro erwirtschaften.
Beim anschließenden Get-together ließ es sich Ministerpräsident Kretschmer nicht nehmen, mit den Teilnehmern ins Gespräch zu kommen.