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Bericht
09.04.2019
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Kamingespräch mit Dr. Wolfgang Peiner

Junger Wirtschaftsrat

„Niemals von der Politik abhängig sein“
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Dieses Mal war Hamburgs ehemaliger Finanzsenator Dr. Wolfgang Peiner der Einladung gefolgt. Als Initiator und Treiber des über alle Parteigrenzen hinweg gelobten Leitbilds „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ prägte er die Entwicklung der Wirtschaftsmetropole an der Elbe maßgeblich. Neben dem durchsetzungsstarken und weitsichtigen Politiker Peiner gab es noch eine zweite Persönlichkeit, den Unternehmenslenker Peiner. Von 1984 bis 2001 war er Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Gothaer Versicherungen. Seine Erlebnisse und Erfahrungen aus beiden Sphären schilderte er dem Jungen Wirtschaftsrat.

Ohne eine gesicherte berufliche Basis in die Politik zu gehen, davon hält der ausgebildete Steuerberater und Wirtschaftsprüfer nichts. Von der Politik habe er „niemals abhängig“ sein wollen. Man sei nicht mehr Herr seiner eigenen Entwicklung, da die Politikkarriere vielfach von Faktoren abhänge, die der Einzelne nur schwer beeinflussen könne – z.B. von parteiinternen und -externen Wahlen. Auf der anderen Seite könne er nur jedem empfehlen, der in der Wirtschaft tätig sei, auch ein Standbein in der Politik zu haben und zu wissen, wie Entscheidungsprozesse abliefen. So lerne der junge Manager im Politikbetrieb, über den Tellerrand hinauszuschauen und in größeren Zusammenhängen zu denken. In der Wirtschaft sei der Blick allzu häufig auf das unmittelbare Tätigkeitsfeld beschränkt.

 

Moderiert vom Landesvorsitzenden des Jungen Wirtschaftsrates, Michael Semder, entwickelte sich im weiteren Verlauf des Abends eine lebhafte Diskussion über die Stadt- bzw. Landespolitik. Dabei ging es u.a. um die Notwendigkeit, die norddeutsche Zusammenarbeit auszubauen, um die Infrastrukturprojekte der Stadt und um die Clusterpolitik. In diesem Zusammenhang kam die Sprache auch auf Hamburgs ganzen Stolz, den Hafen. Wolfgang Peiner machte keinen Hehl daraus, dass er dessen Zukunft kritisch sieht. Seiner Ansicht nach müsse sich Hamburg neu ausrichten und zu einer Wissenschaftsmetropole wandeln. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Forderung des Wirtschaftsrates nach einer „Technologie- und Wissenschaftsagenda 2030“.

Intensiv diskutiert wurde auch die Frage, wie Energiewende, Glasfaserausbau und wichtige Infrastrukturprojekte umgesetzt werden sollen, wenn sich regelmäßig hartnäckiger Protest in Form von Bürgerinitiativen bildet – getreu dem Motto „Energiewende ja, aber nicht in meinem Garten“. Die Tatsache, dass sich aus der bürgerlichen Mitte immer häufiger Protest formiert, beobachtet Wolfgang Peiner mit Sorge. Immer mehr Menschen hätten das Gefühl, dass sich „um den steuerzahlenden Leistungsträger keiner kümmert“. In der deutschen Politik fehle derzeit die starke politische Stimme für die Mitte.