KI für Unternehmen wertschöpfend einsetzen
Künstliche Intelligenz eröffnet Unternehmen vielfältige Chancen – doch wie lässt sich ihr Potenzial gezielt, effektiv und gewinnbringend ausschöpfen? Diese und weitere Fragen behandelte das Netzwerk „Digitales & Innovation“ des Wirtschaftsrats Hamburg bei seiner Auftaktveranstaltung zu Künstlicher Intelligenz (KI) als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Die Impulsgeber Dr. Daniel Graewe, Rechtsanwalt/Partner | MARTIUS, Andreas Renner, Direktor | Steinbeis Augsburg Business School und Rebecca Heintz, Geschäftsführerin | Destineo setzten dabei prägnante Impulse und zeigten, wie tiefgreifend KI bereits heute Unternehmenswelten verändert und welche Dynamik künftig noch zu erwarten ist.
Dr. Daniel Graewe eröffnete den Nachmittag mit einer klaren Aussage: „KI wird die Wirklichkeit von Unternehmen verändern.“ Er machte deutlich, dass KI längst nicht mehr nur in operativen Prozessen eingesetzt wird, sondern zunehmend auch Management- und Organisationsstrukturen beeinflusst. Entscheidend sei dabei, dass Unternehmen KI nicht nur technisch implementieren, sondern strategisch und verantwortungsvoll integrieren. Mit Blick auf den transatlantischen Vergleich wies Dr. Graewe auf ein deutliches Gefälle hin: Während die USA mit dem Ansatz eines „One Big Beautiful Bill“ frühzeitig Raum für Innovation geschaffen hätten, sei die Europäische Union stärker auf Regulierung fokussiert gewesen, was in vielen Bereichen zu einer verlangsamten Entwicklung geführt habe. Zwar setzten auch die USA inzwischen Grenzen, beispielsweise bei „Social Scoring“-Systemen, doch bleibe die Innovationsdynamik dort führend. Sein Fazit lautete: „Ein Mensch muss immer noch irgendwo die Kontrolle haben.“ Regulierung sei notwendig, dürfe aber nicht zum Hemmschuh für Fortschritt werden.
Andreas Renner knüpfte daran mit einer praxisnahen Perspektive an und stellte die Frage: „Wie bekommt man mit KI die PS auf die Straße?“ Er betonte, dass die Leistungsfähigkeit von KI exponentiell zunimmt und sich ihr Entwicklungstempo nur schwer prognostizieren lässt: „Wir haben keine Ahnung, was nächstes Jahr möglich ist.“ Daher müssten Unternehmen klare Entscheidungen treffen und sich aktiv positionieren. Gleichzeitig warnte er: „Ohne eine robuste Infrastruktur, welche sich von Rechenleistung über Energieversorgung bis hin zu Kommunikationsnetzen erstreckt, bleibe viel Potenzial ungenutzt.“ Schon heute, so Renner, könne KI in zahlreichen Anwendungsfeldern effizienter arbeiten als Menschen, weshalb er den Anwesenden riet: „Versuchen Sie, KI im Alltag einzubinden – KI ist Ihr Copilot.“
Rebecca Heintz rundete die Diskussion mit einer organisations- und kulturbezogenen Perspektive ab. Sie erinnerte daran, dass KI durch Anwendungen wie ChatGPT erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich geworden sei. Ihre zentrale Botschaft lautete: „KI braucht in erster Linie Prozessklarheit.“ Ihre Vision ging dabei über den Status eines reinen Werkzeugs hinaus: Künftig könnten KI-Systeme als aktive Teammitglieder fungieren, die Ziele eigenständig verfolgen, Auslöser („Trigger“) erkennen und selbstständig handeln, sofern Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Sie identifizierte drei wesentliche Voraussetzungen: erstens klare und transparente Prozesse, zweitens eine tragfähige Daten- und Wissensinfrastruktur und drittens eine strategisch abgestimmte technologische Orchestrierung. Ebenso wichtig sei es, Mitarbeitende einzubinden, ihre Motivation zu fördern und Vertrauen in den Umgang mit KI-gestützten Tools zu schaffen.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass KI längst kein Zukunftsszenario mehr ist, sondern ein fester Bestandteil des unternehmerischen Alltags. Während die USA durch regulatorische Freiräume Innovationsvorsprünge sichern, steht Europa stärker im Spannungsfeld zwischen Regulierung und Fortschrittsdruck. Der Weg nach vorn erfordert daher Investitionen in moderne Infrastruktur, klar definierte Prozesse und ein Arbeitsumfeld, in dem Mensch und Maschine partnerschaftlich zusammenwirken.