Mittagsveranstaltung mit Erstem Bürgermeister a.D. Klaus von Dohnanyi
Als einziges noch lebendes Regierungsmitglied im Kabinett Brandt I ist er Zeitzeuge einer wichtigen Epoche Deutschlands und Europas. Er ist ein geschätzter Außenpolitiker und Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft. Beim Wirtschaftsrat sprach der frühere Hamburger Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi über aktuelle außenpolitische und wirtschaftliche Entwicklungen Deutschlands und Europas.
In Zeiten von Pandemie,
Klimawandel und Krieg in der Ukraine sprach er sich für mehr deutsche
Eigenverantwortung aus, um dem Umschwung in der Welt Rechnung zu tragen: „Die
deutsche Politik folgt gegenwärtig ausgetretenen Pfaden und ist nicht dabei –
weder in der EU, noch in der NATO – zu erkennen, dass diese tiefgreifenden
Veränderungen in der Welt auch eine neue Politik erfordern.“ Deutschland müsse
für seine Interessen und für die Interessen Europas entsprechende Positionen
finden. In der gegenwärtigen Lage sei es dabei zentral, auf die Folgen der
Außenpolitik für die Wirtschaft und den Sozialstaat zu achten, die unmittelbar
zusammenhingen.
Als größte Bedrohung
identifizierte er dabei den Klimawandel und zeigte sich pessimistisch: „Wenn
wir uns China, Australien, Lateinamerika oder Russland ansehen, dann ist es
äußerst unwahrscheinlich, dass wir das 1,5 Grad-Ziel einhalten können. Und
selbst wenn es gelingen sollte, wird es trotzdem erhebliche Klimafolgen geben.“
Die EU müsse sich so anpassen, dass die Mitgliedsstaaten mittels großer gemeinsamer Projekte Antworten auf diese Bedrohungen finden könnten. Als Beispiel führte er eine gemeinsame Wasserstrategie an, die Europa viel mehr helfen würde als aktuelle kleinräumige Maßnahmen.