Cookie-Einstellungen

Bericht
04.11.2018
Drucken

"Niemand mag gerne Quotenfrau sein!"

Immer mehr Frauen wagen erfolgreich den Schritt in die Selbstständigkeit oder tragen als Führungskräfte maßgeblich zum Erfolg von Unternehmen bei. Dieser Tatsache hat der Wirtschaftsrat Hamburg Rechnung getragen und Ende 2017 den als Landesfachkommission angelegten „Beirat der Unternehmerinnen“ ins Leben gerufen.
©None

Abseits jeglicher „Quotendiskussionen“ setzt dieser Beirat sich für eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen der Wirtschaft ein. Ganz wichtig dabei: Seine Veranstaltungen richten sich an alle Mitglieder, nicht nur an Frauen. So auch eine mittägliche Podiumsdiskussion, die Anfang November im Strauchs Falco in der HafenCity stattfand.

 

Dort waren Astrid Hamker, Aufsichtsrätin der Nord/LB und Schatzmeisterin des Wirtschaftsrates, sowie Prof. Manuela Rousseau, Aufsichtsrätin der Beiersdorf AG, zu Gast und gaben einen Einblick in ihren beruflichen Werdegang. Moderiert wurde die Diskussion von der Vorsitzenden des Beirats, Ellen Lackner, und der Unternehmerin Christina Block, ihrerseits Mitglied im Landesvorstand des Hamburger Wirtschaftsrates.

 

Hamker begrüßte es, dass mit Hamburg – nach Baden-Württemberg und Niedersachsen – nun ein dritter Landesverband über ein eigenes Unternehmerinnen-Netzwerk verfüge. Das reiche aber noch nicht. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass wir im Wirtschaftsrat mehr weibliche Mitglieder haben, gerade auch in aktiven Gremien“, so die Schatzmeisterin.

Rückblickend auf ihren eigenen Karriereweg ermutigte sie junge Frauen, dass Karriere und Familie sehr wohl unter einen Hut zu bringen seien. Als Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Töchtern wisse sie, welche Herausforderungen die Entscheidung, eine Familie zu gründen, mit sich bringe. Mit einem gut organisierten Zeitplan und dem Mut, sich die notwendigen Auszeiten für die Familie zu nehmen – und sei es nur das tägliche Telefonat mit den Kindern nach der Schule – ließen sich Synergien schaffen.

 

Manuela Rousseau kandidierte bereits 1994 für ihr erstes Aufsichtsratsmandat. Obgleich Sie anfangs nicht direkt gewählt wurde, hielt sie an ihren Plänen fest und gehört seit 1999 dem Aufsichtsrat der Beiersdorf AG an. Diese Hartnäckigkeit legte sie anderen Unternehmerinnen nahe: „Irgendjemand muss anfangen. Auch wenn es beim ersten Mal vielleicht nicht geklappt hat, sie haben ja nichts zu verlieren.“ Frauen sollten derartige Mandate mutig, ohne zu zögern annehmen und sich der Herausforderung stellen.

 

Eine klare Absage erteilte Rousseau einer Frauenquote in Aufsichtsräten. Quoten führten zu keiner Lösung des Problems. „Niemand mag gerne Quotenfrau sein!“, sagte sie. Was sich ändern müsse, seien die Rahmenbedingungen, welche die Entscheidungen und die Mitarbeit von Frauen eingrenzten. Nur die persönliche Erfahrung und die Qualifikation – nicht das Geschlecht – dürften ausschlaggebend sein, wer ein Mandat erhalte.

Ihrer eigenen Erfahrung nach sei für die Wahl in einen Aufsichtsrat eine strategische Vorbereitung ganz entscheidend, erläuterte Manuela Rousseau. Früh habe sie sich Sie sich ehrenamtlich im Unternehmen engagiert. Essentiell sei es, Präsenz im Unternehmen auszustrahlen und sichtbar für die Belegschaft zu werden.

 

In der offenen Diskussion kam noch einmal deutlich heraus, wie wichtig es für Frauen ist, sich Herausforderungen im Unternehmen selbstbewusst zu stellen, getreu dem Motto „Ich kann das!“. Das Fundament für die eigene Karriere sollte außerdem möglichst früh gelegt werden. Manuela Rousseau drückte es so aus: „Wenn man das Saatkorn nicht setzt, dann ändert man nichts!“. Wobei, wie Frau Hamker bemerkte, sich auch eine gewisse Geduld im Laufe der Karriere bezahlt mache.

 

Nach Podium und Diskussion gab es beim anschließenden Mittagessen genug Gelegenheit für den persönlichen Austausch.