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Bericht
26.01.2021
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Ägypten: Potenzial für deutsche Unternehmen

Online-Talk

Im Gespräch mit dem ägyptischen Botschafter S. E. Khaled Galal Abdelhamid
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Mit einem Handelsvolumen von rund 4,5 Milliarden Euro ist Deutschland nach China der zweitgrößte Handelspartner von Ägypten. Und mit 1,8 Millionen Besuchern stellten deutsche Touristen 2019 auch die größte Gruppe ausländischer Gäste aus der EU. Geht es nach S. E. Khaled Galal Abdelhamid, dem Botschafter der Arabischen Republik Ägypten in Deutschland, sollte diese gute Partnerschaft weiter ausgebaut werden. Im Rahmen eines Online-Talks mit der Landesfachkommission „Hamburg – Internationale Beziehungen“ sprach er über die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes, über wegweisende Reformen in den letzten Jahren und wichtige Infrastrukturprojekte.

 

Eines davon ist der Bau des landesweit ersten Hochgeschwindigkeitssystems für den Schienenverkehr. Im ersten Abschnitt wird zwischen Ain Sochna am Roten Meer und New Alamein an der Mittelmeerküste eine 460 Kilometer lange Schnellzugverbindung entstehen. Dass Züge und Signaltechnik für das prestigeträchtige Großprojekt – laut Medienberichten beläuft sich das Gesamtauftragsvolumen auf sieben Milliarden US-Dollar – von Siemens geliefert werden, untermauert das ägyptische Vertrauen in deutsche Technik und Zuverlässigkeit.

 

Obwohl die Bundesrepublik der zweitgrößte Handelspartner Ägyptens ist, besteht in Sachen deutscher Direktinvestitionen in dem Land noch viel Luft nach oben, wie S. E. Khaled Galal Abdelhamid etwas kritisch anmerkte: „Unfortunately the German foreign direct investment in Egypt has not been as expected or desired. Germany has something like 650 million dollars invested in Egypt. […] This puts Germany at the number 22 in terms of investors in Egypt. I think this is really a disappointing figure – given the amount and given the potential of cooperation that I can see. […] There is a lot more that can be done“. Als Beispiel nannte der Botschafter den Energiesektor, konkret Kooperationen im Bereich der Wasserstofftechnologie. Das Potenzial sei riesig.

 

Einen Grund für das eher zurückhaltende Investitionsverhalten deutscher Unternehmen in Ägypten machte der Botschafter an der Wirtschaftsstruktur fest. Großkonzerne wie Daimler, Siemens oder Thyssenkrupp seien zwar internationale Aushängeschilder, getragen aber werde die deutsche Wirtschaft vom Mittelstand. Schon „by definition“ würden familiengeführte Unternehmen es vermeiden, Investitionsrisiken einzugehen. Dieser Tatsache müsse Ägypten Rechnung tragen „in terms of export guarantees, in terms of the ease of doing business, in terms of size of the investments that is offered to them“. Der deutsche Mittelständler brauche Sicherheit, dass ein Markt vorhanden und Ägypten ein verlässlicher Kunde sei. „This reflects very well the current situation“, resümierte S. E. Khaled Galal Abdelhamid und appellierte, die bereits exzellenten politischen Beziehungen auf die Wirtschaft zu übertragen.