Wirtschaftsrat: Norddeutsche Zusammenarbeit nicht auf Metropolregion Hamburg reduzieren
Norddeutschland als einen großen Wirtschaftsraum verstehen
Die Ergebnisse der neuen OECD-Studie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregionen muss nach Ansicht der Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein des Wirtschaftsrates Anlass sein, nicht nur die Defizite in der Metropolregion Hamburg aufzuarbeiten, sondern die gesamte Zusammenarbeit in Norddeutschland kritisch auf den Prüfstand zu stellen.
Dazu der Hamburger Landesvorsitzende Dr. Henneke Lütgerath: „Das allzu starre Festhalten am Föderalismus wirkt als Bremsklotz für die länderübergreifende Zusammenarbeit im Norden. Viel zu selten sind die Länder bereit, eigene Souveränitätsrechte zurückzustellen. Ohne gemeinsame Ziele, ohne einen gemeinsamen Plan wird in fünf Ländern fünfmal Politik für Bildung, Gesundheit, Energie, Infrastruktur usw. gemacht. Ressourcen werden verschwendet. Gerade deswegen sind länderübergreifende Innovationsallianzen wie NEW 4.0 von großer Bedeutung. Davon braucht es mehr.“
Ob Energiewende-Industrie, Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrtindustrie, maritime Wirtschaft, Logistik oder Ernährungsindustrie: Die Hanseregion ist als Wirtschaftsraum breit aufgestellt und verfügt zudem über eine sehr günstige geographische Lage an der Nord- und Ostseeküste. „Wir müssen Norddeutschland als einen großen Wirtschaftsraum verstehen. Zusammen bringen die unterschiedlichen Regionen alle Voraussetzungen mit, um in der globalen Wirtschaft auch in Zukunft ein Drehkreuz zu sein. Dafür müssen wir es aber schaffen, die Wirtschaftskraft der verschiedenen Branchen und Teilregionen besser zu bündeln. Wir brauchen eine über die Ländergrenzen hinweg koordinierte Flächenpolitik, mehr Kooperationen in der Clusterförderung, eine gemeinsame und beschleunigte Infrastrukturplanung und eine übergreifende Strategie zur Fachkräfteanwerbung und -bindung“, fordert der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Dr. Christian von Boetticher.
Für eine effektive norddeutsche Zusammenarbeit setzt sich der Wirtschaftsrat mit dem „Norddeutschen Wirtschaftstag“ ein. Die nächste und 7. Auflage der Veranstaltung findet in der nächsten Woche am 1. Oktober 2019 in Osnabrück statt.
Der Norddeutsche Wirtschaftstag wurde 2006 von den fünf norddeutschen Landesverbänden ins Leben gerufen. Ziel ist es, auf die institutionelle Zersplitterung durch die Ländergrenzen hinzuweisen und das Verständnis der Hanseregion als einen global relevanten Wirtschaftsraum zu stärken.