Cookie-Einstellungen

Medienresonanz
03.06.2023
Drucken

Habeck-Konzept verärgert die Tourismusbranche

Wirtschaftsminister stößt mit Strategie für klimafreundlicheren Urlaub auf Widerstand in MV

©None

Samstag, 3. Juni 2023 Ostsee-Zeitung

Von G. Kleine Wördemann

Rostock. Nach Heizungsstreit und anhaltendem Gerangel um das LNG-Terminal auf Rügen droht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Nordosten noch mehr Ärger. Sein Konzept einer „Nationalen Tourismusstrategie“ stößt im Urlaubsland MV auf heftigen Widerstand. „Das geht kilometerweit an der Realität vorbei“, sagt Dehoga-Landeschef Lars Schwarz. Vor einer „Pleitewelle“ warnt Thilo Naumann, Hotelier und Inhaber der Usedom Reisen GmbH.

In einem ersten Entwurf geht es um klimafreundliches Reisen durch mehr ÖPNV, weniger Flugreisen und die Anrechnung des CO2 -Ausstoßes bei Jugendreisen. Für Empörung sorgte Habeck vor wenigen Tagen, als er Vertretern der Tourismusbranche bei der Vorstellung der Strategie den Verzicht von Flugreisen nahegelegt haben soll. Ginge es nach dem Politiker, dürfte man nur noch „mit dem Rad oder dem Zug“ in den Urlaub fahren, sagt Schwarz, der dabei war. Am besten sollten die Leute gleich „ganz zu Hause bleiben“.

Ursprünglich sollte es bei der Tourismusstrategie um Unterstützung für die Branche nach der Corona-Krise gehen, so jedenfalls die Erwartung. Thilo Naumann, der Flugreisen auf der Insel Usedom organisiert, reagiert nun aufgebracht: „Es ist richtig, etwas für die Umwelt zu tun. Aber mit dieser Verbotspolitik strangulieren wir den gesamten Tourismus.“

Die Zahl der Flugreisen auf die Insel sei seit der Pandemie eingebrochen, von den einst jährlich 5000 bis 8000 Urlaubern vor allem aus Süddeutschland und der Schweiz sei man weit entfernt. Naumann bietet inzwischen auch Bahnreisen an. Die seien wegen der schlechten Anbindung aber kaum gefragt. Insgesamt spielen Flugreisen für den MV aber nur eine kleine Rolle.

"Der Entwurf atmet den Geist der Zeit und zeigt die gesellschaftlichen Änderungen auf“, sagt dagegen Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Landestourismusverbands. Für MV bedeute das nicht automatisch Schlechtes. Die vermeintliche Schwäche, nur drei Prozent der Urlauber kommen aus dem Ausland, könnte sogar zu einer Stärke werden. Nötig seien aber bessere Zugverbindungen, um den Auto-Anteil von mehr als 90 Prozent beim Anreiseverkehr zu senken.

„Das kann eine Chance sein“, meint auch Vera Hirte. Die Inhaberin des Speicher-Hotels am Schweriner Ziegelsee ist Tourismus-Koordinatorin beim CDU-Wirtschaftsrat. Der hatte das Habeck-Papier zuvor noch in einer Pressemitteilung als „grüne Ideologie“ gegeißelt, die dem wichtigen Wirtschaftszweig schade.

Hirte warnt ebenfalls vor Beschränkungen für das Gastgewerbe. Die Branche leide bereits an Mitarbeitermangel, Heizkosten und Nachfolger-Not. Mit dem geplanten MV-Tourismusgesetz käme noch eine Landesabgabe dazu, und nun kündige Habeck weitere Stellschrauben an. Hirte: „Die Unternehmen wissen nicht, wie sie noch belastet werden. Was jetzt gebraucht wird, ist Planungssicherheit.“