Bericht
24.09.2025
Drucken

Herausforderung Wohnraum – Wege für eine zukunftsfähige Wohnungspolitik

Zwischen Bürokratie und Fachkräftemangel: Bremsklötze beim Wohnungsbau in den Fokus gerückt
©None

Wie gelingt schneller, effizienter und bedarfsgerechter Wohnungsbau in Mecklenburg-Vorpommern? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung des Wirtschaftsrates der CDU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern und der Konrad-Adenauer-Stiftung in Neubrandenburg. Nach der Begrüßung durch Andreas Groger, Vorsitzender der Landesfachkommission Bau- und Wohnungswirtschaft, diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die strukturellen Hürden und notwendigen Reformen.

Andreas Groger.jpegAndreas Groger, (Foto: Wirtschaftsrat der CDU e.V.)  

Bauzeiten von bis zu acht Jahren – ein unhaltbarer Zustand

„Wenn es vom Grundstückskauf bis zum Richtfest acht Jahre dauert, ist das Wahnsinn“, brachte Andreas Breitner, Verbandsdirektor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), die Frustration der Branche auf den Punkt. Die Ursache sieht er vor allem in überbordender Bürokratie und ausufernden Genehmigungsverfahren. Besonders kritisierte er die Vielstimmigkeit in den Bauämtern und rief die Verwaltungen zu mehr Entscheidungsfreude und Pragmatismus auf.

Bundesbauministerium stellt Gesetzesnovelle vor

Annett Jura, Abteilungsleiterin für Wohnungswesen im Bundesbauministerium, stellte die Reformvorhaben des Bundes vor. Mit dem sogenannten „Bau-Turbo“ – einem Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus – sollen Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Die sogenannte Zustimmungsfiktion könnte künftig Projekte automatisch genehmigen, wenn Behörden nicht innerhalb von zwei Monaten entscheiden. Jura kündigte zudem eine umfassende Baugesetz-Novelle an, die im Frühjahr 2026 in den Bundestag eingebracht werden soll.

Foto 2.jpegFoto: Wirtschaftsrat der CDU e.V. 

Skepsis in der Praxis bleibt – Baukosten und Fachkräftemangel als zusätzliche Hürden

René Gansewig, Vorstandssprecher der Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft (Neuwoba), begrüßte die politischen Ansätze, äußerte jedoch Zweifel, ob die beschlossenen Maßnahmen auch in der Praxis Wirkung zeigen werden. Er verwies auf massiv gestiegene Bau- und Materialkosten – laut VNW um bis zu 70 Prozent in den letzten zehn Jahren – und den akuten Fachkräftemangel in der Branche.

Ein zentrales Problem: Der drastische Rückgang an Bauingenieuren. In Neubrandenburg beschäftigt die Neuwoba derzeit nur noch zwei Bauingenieure – Folge der demografischen Entwicklung und einer jahrelangen Ausdünnung entsprechender Studienangebote. Erst seit wenigen Jahren kann in Neubrandenburg wieder ein Teil des Bauingenieur-Studiums absolviert werden. Gerd Teschke, Rektor der Hochschule Neubrandenburg, betonte die Bedeutung dieses Neustarts und die Notwendigkeit, regionale Bildungsangebote besser mit dem Arbeitsmarkt zu verbinden.

Der Wirtschaftsrat fordert: Praxisnahe Lösungen statt politischer Ankündigungen

Die Veranstaltung hat gezeigt: Der Wohnungsbau steht unter hohem Druck. Neben dringend nötigen Entlastungen bei Bürokratie und Genehmigungen braucht es verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren sowie eine Ausbildungsoffensive im technischen Bereich. Der Wirtschaftsrat wird diesen Dialog weiterführen und die Anliegen der Wirtschaft auch künftig mit Nachdruck in die politische Debatte einbringen.

KAS.jpegFoto: KAS

Einen Presseartikel des Nordkuriers zu der Veranstaltung finden sie hier: Presseartikel Nordkurier