Von den fünf A über den Anklamer Dreiklang zum Tourismusmagneten
Im Wirtschaftsdialog der Sektion Vorpommern-Greifswald unter der Moderation von Andreas Heinz berichtete Anklams Bürgermeister Michael Galander eindrucksvoll über die Entwicklung seiner Stadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Seit seiner Wahl im Jahr 2002 hat sich Anklam von einer vom Strukturwandel geprägten Region zu einer lebendigen, zukunftsorientierten Hansestadt entwickelt.
Zu Beginn seiner Amtszeit stand die Stadt noch für die fünf A: Armut, Alt, Arbeitslosigkeit, Abwanderung – Anklam. Rund 30 Prozent der Einwohner verließen die Stadt – die Bevölkerung sank von 19.000 auf etwa 13.000 Menschen und war Sinnbild für wirtschaftliche Stagnation. Mit einer klaren Strategie und großem Engagement leitete Galander den Stadtumbau ein. Im Rahmen der „Initiativen für Anklam “ entstand ein gemeinschaftliches Stadtentwicklungsprojekt, das in Mecklenburg-Vorpommern bis heute als beispielhaft gilt. Das historische Stadtzentrum wurde über Jahrzehnte hinweg grundlegend erneuert, teils abgerissen und im hanseatischen Stil mit gotischen Giebeln neu aufgebaut.
Prägend für den Wandel der Stadt war der „Dreiklang“ von zentralen Projekten. Dieser umfasste den Bau eines neuen Schwimmbads, einem Schulcampus und das IKAREUM, ein beeindruckendes Denkmal für den Flugpionier Otto Lilienthal in der Nikolaikirche. Das Luftfahrtmuseum ist das Leuchtturmprojekt der Stadt und soll zukünftig Urlauber von der Ostseeküste nach Anklam locken.
Heute präsentiert sich Anklam als lebendige Stadt mit moderner Infrastruktur. Ein besonderes Aushängeschild ist das Vier-Sterne-Hotel „Anklamer Hof“, das mit Konferenzräumen, Wellnessbereich und Schwimmbad auch überregionale Gäste anzieht – ein Angebot, das Städte vergleichbarer Größe kaum vorweisen können. Zudem hat sich in Anklam eine aktive Unternehmerlandschaft etabliert: Wöchentliche Unternehmerfrühstücke fördern den Austausch, schaffen Netzwerke und tragen zur wirtschaftlichen Belebung bei.
Ein wichtiger Schwerpunkt liegt inzwischen auf nachhaltiger Energie und Bioökonomie. Mit der Ansiedlung eines Instituts für Plasmaforschung sowie der Entwicklung von Biogas- und biobasierten Betrieben ist Anklam zu einem Zentrum innovativer Technologien im Nordosten geworden. Zusammen mit der Cosun Beet Company (Zuckerfabrik Anklam) als einer der größten Verarbeiter von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in der Region und dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie wurde ein Netzwerk von über 25 Partnern sowie weiteren Akteuren mit gemeinsamen Entwicklungszielen aufgebaut. Es verbindet renommierte Forschungseinrichtungen mit Verarbeitern von landwirtschaftlichen Produkten und Biogaserzeugern sowie Technologieentwicklern und -anbieter.
Für die Zukunft setzt Galander große Hoffnungen in die Metropolregion Stettin, die er als eines der bedeutendsten Entwicklungsprojekte der kommenden 20 bis 30 Jahre sieht.
Insgesamt profitierte die Stadt in den vergangenen Jahren stark von Fördermitteln, was viele der Projekte überhaupt erst möglich machte. Gleichzeitig kritisierte Galander, dass es auf kommunaler Ebene zunehmend an Partnern für eine konstruktive wirtschaftliche Entwicklung fehle. Das Landratsamt zeige sich wenig unterstützungsbereit, und in der Gemengelage Stadtpolitik - Stadtverwaltung gibt es wachsende Herausforderungen, da viele Mandatsträger noch unerfahren in kommunalpolitischen Prozessen sind.
Im kommenden Jahr steht in Anklam die Wahl des Bürgermeisters an. Michael Galander kündigte an, erneut zu kandidieren – bislang ohne Gegenkandidaten. Angesichts der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre wünscht er sich, dass der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird.