Wie werden die Innenstädte und der Einzelhandel nach der Corona-Pandemie aussehen?
In vielen Innenstädten Deutschlands machen sich die Einzelhändler*innen aufgrund der Corona-Pandemie Sorgen um ihre Existenz. Angesichts der wachsenden Konkurrenz des Online-Handels und der zunehmenden Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einzelhandel dem bequemen Onlineeinkauf gegenüber im Nachteil zu sein scheint. Bezüglich der Frage danach, wie der Einzelhandel in der Stadt Oldenburg zukünftig die Kaufkraft vermehren und halten kann, sprach die Sektion Oldenburg-Wilhelmshaven in einem digitalen Gespräch über neue Möglichkeiten und Lösungsansätze.<br />
In der digitalen Vortragsveranstaltung der Sektion Oldenburg-Wilhelmshaven zum Thema: „Einzelhandel in der Krise - Sterben unsere Innenstädte aus?“ hat Gastredner Steffen Trawinski über die Projekte und Lösungsansätze der Stadt Oldenburg gesprochen und einige Ideen erläutert, die der Oldenburger Innenstadt und dem dortigen Einzelhandel zu Gute kommen sollen.
Herr Trawinski kommt aus Oldenburg, arbeitet im Innenstadtmanagement im Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg und beschäftigt sich in seinem Job u.a. mit Innovationen im Handel, adäquate Raumnutzung und Vermietungsmodelle für Eigentümer*innen, um dem Einzelhandel in der Innenstadt während und nach der Pandemie nachhaltige Chancen für die Zukunft zu bieten.
Zu Beginn seines Vortrags machte Herr Trawinski darauf aufmerksam, dass sich die Innenstädte bereits seit 2018, u.a. aufgrund zunehmender Digitalisierung, im Umbruch befinden und es eine veränderte Wahrnehmung der Innenstädte gibt. Die Corona-Pandemie hat diesen Umbruch und seine Auswirkungen auf die Innenstadt beschleunigt, weshalb es wahrscheinlich sei, dass der Handel in der Innenstadt aufgrund der starken Konkurrenz des Online-Handels auch in Zukunft weiter abnehmen wird. Die Folgen sind bedrohte Existenzen und mehr leerstehende Gebäudeflächen in der Innenstadt. Diese Beobachtungen betreffen dabei nicht nur konkret die Innenstadt Oldenburg, sondern können auch auf andere Innenstädte Deutschlands bezogen werden.
Zwar stellt das Land Niedersachsen und der Bund finanzielle Hilfen für die Einzelhändler*innen der Stadt Oldenburg bereit, jedoch sagten viele Einzelhändler*innen, dass die Hilfe zu spät oder gar nicht bei ihnen ankämen. Aus diesem Grund sind laut Herrn Trawinski weitere Förderprogramme der Politik auch in Zukunft sehr wichtig.
Damit die Innenstädte wieder an Attraktivität gewinnen, sind Herrn Trawinski zufolge kommunale Aktionspakete, wie z.B. Gutscheine, welche die Kaufkraft in der Region und in der Innenstadt ankurbeln sollen sowie weitere Kampagnen zur Unterstützung des lokalen Handels, von großer Bedeutung.
Herr Trawinski wies darauf hin, dass es zukünftig mehr Bewohner*innen in der Innenstadt geben wird und sich deshalb um das Raumpotential der Innenstadt Oldenburg Gedanken gemacht werden muss.
Da nur jetzt die Chance besteht, auf den Wandel einzuwirken, braucht der Handel Innovationen und muss sich ebenfalls mit dem Wandel mittransformieren. Hierbei wäre es laut Herrn Trawinski für die (Wieder-)Belebung der Innenstadt wichtig, dass alle beteiligten Akteur*innen der Stadt Oldenburg gemeinsam die Zukunft ihrer Innenstadt gestalten. Die Innenstadt wird auch weiterhin wichtig sein, da sich viele Menschen aufgrund des Angebots einer Innenstadt überlegen, ob sie in dieser Stadt wohnen wollen oder nicht. Aus diesem Grund möchte die Stadt Oldenburg gezielt attraktive Veranstaltungen in die Innenstadt bringen bzw. sie dorthin verlegen, um Touristen anzulocken.
Herr Trawinski sagte, dass der Umbau von Gebäudefläche zu Wohnungen teuer und eine große Aufgabe sei, die dringend angegangen werden muss und mehr Bereitschaft von Eigentümer*innen braucht. Als weitere Frequenzbringer für die Oldenburger Innenstadt wurden Pop-up Stores, Start-Ups, Handwerk, sowie Kinderbetreuung und Kindergärten genannt.
An dieser Stelle muss jedoch gefragt werden, auf welchem Weg die Innenstadt erreichbar sein soll. Damit eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt sichergestellt werden kann, sind mehr Fahrradabstellanlagen und ein zukunftsfähiges Park-& Ride-System unabdingbar.
In der Diskussionsrunde wurde die Initiative „Stadtretter“ erwähnt, welche im Sommer 2020 gegründet wurde und dem deutschlandweiten Austausch zwischen Einzelhändler*innen, Gastronom*innen, Stadtmanager*innen etc., zu aktuellen und spezifischen Themen dient.
Am Ende der Veranstaltung kam das Thema Lieferservice für die Stadt Oldenburg auf. Herr Trawinski berichtete, dass dafür gerade ein Projekt in Planung sei. Die Händler*innen sollen neben der „Click and Collect“-Möglichkeit auch die Möglichkeit haben, über einen gemeinsamen Lieferservice ihre Waren an die Kund*innen austragen zu lassen.
Wir danken Steffen Trawinski recht herzlich für den umfangreichen Einblick in sein Aufgabenfeld und dem spannenden Vortrag sowie Arend Cobi für die gelungene Moderation.
Text von Teresa Book