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Bericht
15.07.2021
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Hannover von einer anderen Seite kennenlernen

Die Sektion Hannover hat ihre Mitglieder zu einer Veranstaltung der anderen Art eingeladen. Ziel war es, die Stadt Hannover und ihre Menschen besser kennenzulernen.

Sozialer Stadtrundgang der Sektion Hannover
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Wie viele Städte, ist die Landeshauptstadt Hannover durchsäumt von zahlreichen schönen Straßen und Häuserfassaden, vielen historischen Gebäuden und mondänen Geschäften. In der Innenstadt sehen Sie geschäftiges Treiben, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.

Sehen Sie jedoch genau hin, wird Ihnen auffallen, dass die Innenstadt auch das Zuhause viele Menschen ist, sie leben auf diesen Straßen, in Hauseingängen und Parks.

Denn auch das hat Hannover mit vielen deutschen Städten gemein, zahlreiche Menschen ohne ein Obdach.

Um Menschen, die vom Lebensweg abgekommen sind, zu helfen, existiert seit 1994 das Straßenmagazin Asphalt. Menschen mit brüchigen Biografien, die von Armut und von Wohnungslosigkeit betroffen sind oder waren, können durch den Verkauf des Straßenmagazins wieder Struktur für ihr Leben zurückgewinnen. Die Hälfte des Verkaufspreises des Magazins können sie selbst behalten und so auch der Armut entgegenwirken. Mittlerweile gibt es knapp 200 Verkäuferinnen und Verkäufer des Straßenmagazins niedersachsenweit.

 

Die Sektion Hannover des Wirtschaftsrates Niedersachsen hat ihre Mitglieder zu einem sozialen Rundgang geladen, um die Stadt und ihre Menschen aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Zu Beginn des Rundgangs hat der Geschäftsführer des Straßenmagazins, Georg Rinke, den Anwesenden die Geschichte und die Arbeit des Magazins näher gebracht. Dabei ging er auch auf die besondere Situation durch die Corona-Pandemie ein. Die „Asphalter*innen“ konnten von einem auf den anderen Tag nicht mehr verkaufen. Um zumindest die Grundbedürfnisse kaufen zu können, hat das Asphaltmagazin Gutscheine vergeben, was einen finanziellen Kraftakt darstellte, da sich das Magazin ausschließlich über den Verkauf des Magazins und Spenden finanziert. „Wir lassen hier aber niemanden allein“ so Georg Rinke.

Grundsätzlich stehe die Würde des Menschen an erster Stelle beim Asphalt. So gebe es seit einiger Zeit auch eine letzte Ruhestätte für die Verkäuferinnen und Verkäufer.

 

Nach dem Einblick in die Arbeit des Magazins übernahm der Stadtführer Thomas. Er führte die Anwesenden zu verschiedenen Anlaufstellen für bedürftige Menschen in der Innenstadt Hannovers. Dabei ging er auch auf seine eigene Geschichte ein. Thomas, der viele Jahre in Berlin erfolgreich in der Gastronomie beschäftigt war, trafen einige Schicksalsschläge. Er sei sehr froh, dass er die Möglichkeit hat, ein „Asphalter“ zu sein und so ein Stück weit Normalität in sein Leben zurückbekommen zu haben. Auch nahm er damals die Angebote für Wohnungs- und Obdachlose in Anspruch. Es gäbe zwar schon einige Anlaufstellen, dennoch reiche der Platz nicht für alle Bedürftigen. Das Leben auf der Straße sei auch oft gefährlich, Überfälle seien keine Seltenheit, erläuterte Thomas.

 

Der Rundgang führte die Mitglieder der Sektion Hannover auch an die Plätze, an denen sich die Menschen am Tag aufhalten. Die Sucht nach Rauschmitteln sei ein sehr großes Problem. Um den Menschen dafür einen sicheren Raum zu bieten, gibt es auch einen sogenannten Konsumraum, in dem Drogen insbesondere unter hygienischen Bedingungen konsumiert werden können.

 

Thomas zeigte den Anwesenden einige Stationen, die sich alle in Bahnhofsnähe befinden. Einige der Anwesenden stellten fest, dass sie diese bisher noch nie bewusst wahrgenommen hätten. Im Anschluss kehrten die Stadtrundgänger im SOS Bistro ein. Das Bistro ist ein Tagestreffpunkt für süchtige und obdachlose Menschen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen berichtete hier Reinhard Grammlich, Dipl. Sozialarbeiter, über die Arbeit um SOS Bistro und im Bauwagen, eine weitere Anlaufstelle. Der Fokus liege bei ihm auf der Arbeit mit Süchtigen.

 

Alle Teilnehmer waren sehr froh, an dem Stadtrundgang teilgenommen zu haben und berichteten, dass eine solche Betrachtung das Bewusstsein für die Menschen in der Stadt verändere.

 

Wir danken Georg Rinke, Reinhard Grammlich und vor allem Thomas für diesen sehr einzigartigen Stadtrundgang.