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Pressemitteilung 25.10.2018
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Bildungslage in Niedersachsen

Hannover 26.10.2018, Kultusminister Grant Hendrik Tonne erkennt nach eigenen Angaben weder das Risiko eines „Abitur-Light“, noch dass jemals die Gefahr drohe, dass unser Abitur qualitativ abdriften könne. Im Rahmen der 70-Jahr-Feier des „Verbands der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens“ in Hameln am 20.10.2018, betonte der Kultusminister, dass das niedersächsische Abitur hohen Ansprüchen genüge und die Prüfungen hinreichend und umfangreich sein.

 

Thorsten Bund, Vorsitzender der Landesfachkommission Bildung des Wirtschaftsrates Niedersachsen, stellt die Frage, ob Herr Tonne die Realität anders deute, als die niedersächsischen Unternehmen? Die beklagen seit Jahren, dass es massiv an Anschlussfähigkeit der Schülerinnen und Schüler mangelt. Sie verfügen häufig weder über ausreichend mathematische oder orthografische Grundkenntnisse, noch über angemessene Lesekompetenzen, die zwingend zum Beginn einer Ausbildung benötigt werden. Über die mangelnden lebenspraktischen Kenntnisse und Fertigkeiten möchte sich in der Öffentlichkeit kaum jemand äußern: Die lieben Kleinen sind zwar von Rechts wegen volljährig und wahlberechtigt, aber leider sind sie in der Masse weder reif noch willens, pünktlich ihre Ausbildungsplätze aufzusuchen. Dass auch ein Smartphone über eine Weckfunktion verfügt, ist ihnen gänzlich fremd. Es wird viel mehr zur nonverbalen Kommunikation genutzt, die allerdings wenig aufs Leben vorbereitet.

 

Betrachten wir die Studienanfänger, so beklagen Dozenten auch hier häufig mangelnde Studierfähigkeit, weil u. a. weder das große Einmaleins beherrscht wird, noch die einfache Wiedergabe eines Versuchsaufbaus misslingt gelingt.

Bei allem Respekt für die rhetorischen Fähigkeiten des Ministers, wo bleibt der Blick für die Wirklichkeit? Die Wirtschaftsunternehmen Niedersachsens - und mit Verlaub auch der öffentliche Dienst auf allen Ebenen - zeigen deutliche Tendenzen auf, die im Ergebnis leider von wenig Qualität in der schulischen Bildung berichten.

 

Hier sollen nun beileibe nicht die Lehrkräfte kritisiert werden und schon gar nicht die, die sich regelrecht opfern, um annähernd Unterrichtsqualität an die jungen Menschen zu bringen. Aus unserer Sicht kann auch den jungen Menschen Kein Vorwurf für die aktuelle Situation gemacht werden, letztendlich haben wir alle als Gesellschaft für diese Situation gesorgt. Umso mehr sind wir als Gemeinschaft gefordert, umfassend Programme zu entwickeln, die gesellschaftspolitisch für eine andere Basis sorgen: Die Unternehmen in Niedersachsen fordern eine prozessorientierte Bildungsreform, die auf allen Ebenen die handelnden Personen in den maßgeblichen Bildungseinrichtungen (Kitas, Regelschulen, Sonderpädagogischen Schulen, Berufs- und Hochschulen, Universitäten) entlastet und im Schulterschluss mit der Wirtschaft Konzepte entwickelt, die schlussendlich Kontinuität in der Bildung sicherstellen. Das Kultusministerium hat langangelegte Prozesse anzustoßen, die für eine gute Grundbildung sorgt. sorgen. . Warum muss das Lernen ständig reformiert werden, wo doch fast das gesamte europäische Ausland das deutsche Bildungssystem adaptiert? Warum ist ein Diktat in der Grundschule nicht wichtig. Die Ganzwortmethode lässt unsere Kinder erst etwas Falsches lernen, um sie ans Lernen zu gewöhnen!? Dabei weiß jeder, dass es weitaus schwieriger ist, etwas falsch Gelerntes zu korrigieren und umzulernen!

 

Der Wirtschaftsrat fordert vom Kultusminister Fakten, die gute Lernsituationen schaffen und die Lehrkräfte entlasten, statt mit sich regelmäßig widersprechenden Erlassen weiter zu belasten.