Aus den Ländern (Niedersachsen): "Auch ohne Lockdown hätten wir jetzt eine Rezession"
Die Sektion Hannover des Wirtschaftsrates Niedersachsen lud zu einem exklusiven Gespräch über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Europäische und Weltwirtschaft. Gastredner war der renommierte Wirtschaftswissenschaftler, Prof. Gabriel Felbermayr, Ph. D.
Die globale Ausbreitung des Corona-Virus hat auch Folgen für die Europäische und die Weltwirtschaft. Produktionen mussten ausgesetzt und Lieferketten unterbrochen werden. Insbesondere für exportorientierte Länder wirkt sich die Corona-Krise negativ aus. Länder wie Deutschland sind nicht nur darauf angewiesen, dass Staaten, mit den enge Handelsbeziehungen bestehen, ihre Produkte kaufen. Wann eine Rückkehr zur Normalität möglich ist, bleibt also ungewiss.
Welche Folgen wird dies jedoch für die globale Wirtschaft haben? Um darüber zu diskutieren, sprach die Sektion Hannover des Wirtschaftsrates Niedersachsen mit dem Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Prof. Gabriel Felbermayr. Nach einer Begrüßung durch Anja Osterloh, Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Niedersachsen, begrüßte Marius Quintus Jäger, Sprecher der Sektion Hannover, die anwesenden Mitglieder und Gäste und leitete in das Thema ein.
Prof. Felbermayr, Ph.D. gab den Anwesenden zu Beginn seiner Ausführungen einen umfassenden Überblick über die derzeitigen Infektionszahlen in den wirtschaftlich relevantesten Staaten. Insgesamt schneide Deutschland insbesondere in Hinblick auf die tatsächlich Infizierten sowie bei der Mortalitätsrate sehr gut ab. Dagegen sei die Sterblichkeitsrate vor allem in Großbritannien sehr hoch. Weiterhin verdeutlichte Prof Felbermayr Ph.D. die Wirkungen der Lockdownmaßnahmen in einzelnen Staaten. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten habe Deutschland dabei im Mittelfeld der Ausprägung gelegen, dagegen aber wesentlich weniger Infizierte und Tote zu verzeichnen gehabt. Allmählich würden sich jedoch sowohl die europäische als auch weitere Wirtschaftsnationen hinsichtlich ihrer Maßnahmen anpassen. Dennoch verdeutlichte der Wirtschaftswissenschafter, dass es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen kommen wird, so auch in Deutschland, daher werde sich der Verlauf der Kurve noch lange nicht der 0 annähern.
Ferner sprach er über die Maßnahmen der Bundesregierung, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. „Den Haushalten mehr Geld zu geben, wird nichts bringen“, so Felbermayr. Vielmehr herrsche derzeit ein Sparrekord, die Konten der Haushalte seien voll mit Geld. Die jetzige Nachfrage leide an der Sorge, dass das Geld in Zukunft fehle. Besser seien Überbrückungskredite gewesen, verdeutlichte Prof. Felbermayr.
Im weiteren Verlauf seines Vortrags ging er auch auf die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands ein. Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008/2009 seien nun auch Schwellenländer betroffen, was sich insbesondere auf den Export auswirken wird. Einzig China würde derzeit unter keiner Rezession leiden. Felbermayr fasste dabei zusammen, dass sich nun die Kräfteverhältnisse auf den globalen Märkten verschieben könnten. Dennoch stehe es um Deutschland nicht so schlecht, da sich der Stellenwert des Binnenmarktes seit einigen Jahren verstärkt habe, Deutschland sei daher weniger auf den Export angewiesen als noch 2008/2009.
Weiterhin sprachen die Anwesenden z. B. über die globalen Finanzmärkte, die Förder- bzw. Unterstützungsprogramme verschiedener Staaten sowie über die Gefahr weiterer Krisen.
Wir danken Herrn Prof. Felbermayr für seine sehr interessanten Ausführungen.