Bericht
08.09.2025
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"Das transatlantische Verhältnis in Zeiten der Unsicherheit" mit Eckhart Nürnberger der Sektion New York, Webtalk der Sektion Braunschweig-Wolfsburg

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Am 8. September 2025 kam die Sektion Braunschweig-Wolfsburg zu einem gemeinsamen Webtalk mit Eckhart Nürnberger, dem Vorsitzenden der Sektion New York, zusammen. Nürnberger, Jurist mit über 20 Jahren Erfahrung in den USA, zunächst als Partner bei den Big 4 und aktuell als Senior Counsel bei Rödl & Partner, bot dabei einen tiefgehenden Einblick in die aktuellen transatlantischen Beziehungen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Das Gespräch fokussierte sich auf politische, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte. Besonders spannend waren die Ausführungen zur Mentalität und Denkweise in den USA, die sich deutlich von der deutschen Herangehensweise unterscheiden.

Während in Deutschland in Krisensituationen häufig auf bewährte Strukturen und risikoaverse Strategien gesetzt wird, prägt in den USA eine andere Haltung den Umgang mit Herausforderungen: Das Motto lautet dort „trial and error“. Fehler werden als Teil des Lernprozesses gesehen und schnelles Ausprobieren wird gefördert. Diese Bereitschaft, Risiken einzugehen, ist tief in der amerikanischen Arbeitskultur verwurzelt. Entscheidungen werden oft kurzfristig getroffen, um schnell auf Veränderungen zu reagieren. Diese Agilität hilft Unternehmen und Politik, flexibler und pragmatischer mit Krisen umzugehen, im Gegensatz zu eher langwierigen Abstimmungsprozessen in Deutschland.

Auch die Denkweise, die hinter diesen Prozessen steht, unterscheidet sich deutlich: In den USA wird häufig pragmatisch und zielorientiert vorgegangen, mit einem starken Fokus auf wirtschaftlichen Erfolg und Innovation. Risiken gelten nicht als Hindernis, sondern als notwendiger Teil des Wachstums. Gleichzeitig ist die politische Landschaft auf Bundesstaatsebene oft praktischer und unternehmensfreundlicher als die eher bürokratisch wahrgenommene Bundesebene („Washington“). Diese dezentrale Struktur führt zu vielfältigen Lösungsansätzen und erlaubt es, schnell auf regionale Anforderungen einzugehen.

Trotz dieser kulturellen Unterschiede bleiben deutsche Unternehmen auf dem US-Markt weiterhin sehr erfolgreich. Ihre hohe Produktqualität und technische Präzision sind unverzichtbare Wettbewerbsvorteile. Gerade in einem Markt, der durch Preisprämien gekennzeichnet ist, bieten deutsche Produkte eine attraktive Kombination aus Qualität und Wert.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war der aktuelle Zollstreit, der nach wie vor eine große Rolle in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen spielt. Insbesondere für deutsche Unternehmen bleibt die Entwicklung hier von zentraler Bedeutung.

Abschließend wurde die politische Situation vor den US-Midterm-Wahlen 2026 beleuchtet. Dabei wurde herausgestellt, dass die Republikaner eine größere Anzahl von Sitzen verteidigen müssen als die Demokraten, was die politische Balance stark beeinflussen könnte. Hinzu kommt, dass die Unsicherheit der Verbraucher aufgrund der wechselnden Zollregelungen die politische Stimmung beeinflusst und möglicherweise einen Mehrheitswechsel im US-Senat begünstigen könnte, vorausgesetzt, die Demokraten finden eine gemeinsame strategische Linie.

Das Gespräch machte deutlich, wie wichtig ein tiefes Verständnis für die kulturellen und politischen Besonderheiten der USA ist, um die transatlantische Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten.

 Wir danken Herrn Nürnberger herzlich für die spannenden Eindrücke.