Veränderungen unserer Innenstädte nach Corona - am Beispiel der Hansestadt Stade
In vielen Innenstädten Deutschlands machen sich die Einzelhändler*innen aufgrund der Corona-Pandemie Sorgen um ihre Existenz. Angesichts der wachsenden Konkurrenz des Online-Handels und der zunehmenden Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einzelhandel dem bequemen Onlineeinkauf gegenüber im Nachteil zu sein scheint. Bezüglich der Frage danach, wie der Einzelhandel in der Stadt Stade zukünftig die Kaufkraft vermehren und halten kann, sprach die Sektion Elbe-Weser in einem digitalen Gespräch über neue Möglichkeiten und Lösungsansätze.<br />
In der digitalen Vortragsveranstaltung der Sektion Elbe-Weser zum Thema: „Einzelhandel in der Krise - Sterben unsere Innenstädte aus?“ hat Sophie Hohmeister in ihrem Impulsvortrag einen Einblick in die derzeitige Situation der Stadt Stade gegeben.
Zunächst gab Frau Hohmeister Auskunft über die Lage der Gastronomie und des Handels in Stade. Dabei erklärte Frau Hohmeister, dass einige Gastronom*innen Essen außer Haus lieferten, dies für andere Gastronom*innen nicht profitabel gewesen sei. Frau Hohmeister beschrieb dies als eines der klassischen Probleme einer Kleinstadt, da viele Menschen noch zu Hause kochen. Des Weiteren berichtete Frau Hohmeister, dass einige Einzelhändler*innen digital nicht gut aufgestellt seien und es wenig Initiative gebe, einen Online-Shop einzurichten. Die Option "Click and Collect" wurde in Stade unterschiedlich genutzt. Was gut lief, war die Beratung der Kundschaft bei den Bekleidungshändler*innen am Telefon oder per WhatsApp.
Stade ist seit 2016 Teilnehmer am Projekt „Vitale Innenstädte“. Im Jahr 2020 zeigte das Projekt, dass die Menschen in Stade zunehmend online bei großen Konzernen eingekauft haben, die Corona-Pandemie jedoch deutlich gemacht hat, dass die Unterstützung des lokalen Einzelhandels für die Region von großer Bedeutung sei. So kauften auch viele Menschen in Stade bewusst bei lokalen Einzelhändler*innen ein.
Die Hansestadt stehe vor vielen Herausforderungen. Zum Beispiel müssten der Tourismus und die Digitalisierung gestärkt werden. Laut Hohmeister hält der Tourismus die Stadt am Leben und ist sehr wichtig für die Gastronomie. Außerdem muss das Freizeitangebot steigen, damit die Stadt für Tourist*innen attraktiver wird. Mit einem konkreten Aktionsplan soll die Innenstadt mehr werden als nur ein Ort zum Einkaufen. Die Innenstadt muss die Menschen zusammenbringen und das Einkaufen zum Erlebnis machen.
Frau Hohmeister betonte die notwendige Unterstützung durch die Politik, da die Einzelhändler*innen dringend einen Plan benötigen. Eine Öffnungs- und Langzeitperspektive seien notwendig, damit der Einzelhandel eine Perspektive hat und sich entsprechend vorbereiten kann. Demnach müsse die finanzielle Unterstützung weitergehen, denn erst in ein bis zwei Jahren werden alle Folgen der Corona-Pandemie sichtbar sein.
Die kommunalen Ausgaben müssen, laut Hohmeister, erhöht werden, um wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben zu können.
In der Diskussionsrunde waren sich die Anwesenden einig, dass sich die Innenstädte aufgrund des starken Frequenzrückgangs dringend dem Strukturwandel stellen sollten. Mehr Bewegung und ein Umdenken seien dabei wichtige Schwerpunkte. Um diesen Wandel zu bewerkstelligen, müssten Vorschriften, Bauvorschriften und Bürokratie abgebaut werden. Die Innenstädte sollten in Zukunft gemischter werden, dabei wäre neben Pop-Up Stores und mehr Wohnungen in den Stadtzentren auch eine Überlegung, handwerkliche Betriebe in die Innenstädte zu bringen.
Zum Thema Förderprogramme sagte Frau Hohmeister, dass es eine Reihe von Förderprogrammen gebe, jedoch konkrete Förderprogramme fehlten, die die Kooperation von unterschiedlichen Händler*innen stärken.
Am Ende berichtete Frau Hohmeister, dass gemeinsame Öffnungszeiten der einzelnen Händer*innen sehr schwierig durchzusetzen sei, da es in Stade viele privatwirtschaftliche Unternehmen gibt, die jeweils selbst über die Öffnungszeiten bestimmen können.
Wir danken Sophie Hohmeister recht herzlich für den umfangreichen Einblick in ihr Aufgabenfeld und dem spannenden Vortrag sowie Michael de Reese für die gelungene Moderation.
Text von Teresa Book