Unsere Innenstädte brauchen wichtige Ankerpunkte
In vielen Innenstädten Deutschlands machen sich die Einzelhändler*innen aufgrund der Corona-Pandemie Sorgen um ihre Existenz. Angesichts der wachsenden Konkurrenz des Online-Handels und der zunehmenden Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einzelhandel dem bequemen Onlineeinkauf gegenüber im Nachteil zu sein scheint. Bezüglich der Frage danach, wie der Einzelhandel in Südniedersachsen zukünftig die Kaufkraft vermehren und halten kann, sprach die Sektion Südniedersachsen in einem digitalen Gespräch über neue Möglichkeiten und Lösungsansätze.<br />
Die Sektion Südniedersachsen veranstaltete am Donnerstagabend eine digitale Vortragsveranstaltung mit Mark Alexander Krack, Hauptgeschäftsführer, Handelsverband Niedersachsen-Bremen e.V. und Torsten Bauer, Bürgermeister der Stadt Uslar zum Thema: "Einzelhandel in der Krise - Sterben unsere Innenstädte aus?“.
Herr Krack stellte zunächst seinen Arbeitgeber, den Handelsverband Niedersachsen-Bremen e.V., vor und berichtete, dass die Corona-Pandemie die Arbeit des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbandes stark verändert hat, z. B. bietet der Handelsverband neben der Beratung in sämtlichen betriebswirtschaftlichen Sach- und Rechtsfragen seit Frühjahr 2020 auch die Beratung des Einzelhandels zum Infektionsschutz an. Des Weiteren kamen aufgrund der Corona-Krise die Notbetreuung der Kinder von Einzelhandelsmitarbeiter*innen und die Erstellung eines Hygienekonzepts mit Hilfe fachlicher Expertise für den Handel hinzu, um der Politik ein Öffnungskonzept vorlegen zu können.
Es sei wichtig, dass die Innenstädte zu Orten der Begegnung werden und der Handel aktiv an den Digitalisierungsprozessen teilnimmt. Durch die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den einzelnen Bundesländern hat sich ein enger Austausch mit der Politik ergeben, wurden als positiv bewertet. Herr Krack betonte die Unterschiede zwischen Online- und Einzelhandel, indem er auf das Weihnachtsgeschäft hinwies, an dem im letzten Jahr eigentlich nur der Online-Handel profitierte. Laut einer Umfrage des Handelsverbandes sagten 65% der Innenstädtler*innen, dass sie ohne weitere Hilfe in diesem Jahr ihr Geschäft aufgeben würden. Aus diesem Grund sei notwendig, jetzt die richtigen Weichen für den Handel in den Innenstädten zu stellen. Herr Krack bemängelte an der neuen Öffnungsstrategie der Bundes- und Landespolitik, dass zu viel Augenmerk auf die Landesebene gelegt wurde, statt den Blick auf die einzelnen Städte/Gemeinden zu richten. Das Terminshopping hielt Herr Krack für eine gute Idee, sagte aber, dass auch hier die regionale Sichtweise wichtig sei.
Der Bürgermeister der Stadt Uslar, Torsten Bauer, nannte konkrete Maßnahmen der Stadt, die bereits vor der Corona-Krise getroffen wurden. Vor zwei Jahren erstellte die Stadt einen Masterplan mit strategischer Ausrichtung, zu dessen Zielen die Förderung des Tourismus und der Stadtumbau gehören, um das Wohnen in der Altstadt und im Zentrum zu ermöglichen sowie die Verschönerung des Stadtbildes und die Schaffung von mehr Grünflächen.
Darüber hinaus sollen die Verkehrsströme gemanagt und die Entwicklung des neu eingerichteten Online-Kaufhauses in die Hand genommen werden. In Uslar wurden an verschiedenen Plätzen Selfie-Stationen aufgestellt, damit sowohl Tourist*innen als auch Bewohner*innen Uslars die Stadt aus einer neuen/anderen Perspektive wahrnehmen können.
Als Übergangslösung für Leerstände wurden in Uslar Schaufenster mit Folien beklebt, die die Menschen auf den Leerstand aufmerksam machen. Für die Zukunft sei es wichtig, dass eine nachhaltige Nutzung der leerstehenden Gebäude gebe, weshalb auch Dienstleistungen und Büros in die Innenstadt ziehen sollten und junge Menschen in die Gestaltung und Entwicklungsplanung der Innenstadt einbezogen werden sollten und insgesamt die Bewohner*innen noch mehr beteiligen und engagieren sollten, so Herr Bauer.
Wir danken Mark Alexander Krack und Torsten Bauer für ihre spannenden und interessanten Vorträge und Jan N. Machunsky für die gelungene Moderation.
Text von Teresa Book