Hintergrundgespräch der Sektion Lüneburg-Nordheide zum Thema KI und Verteidigung

Am 25. September 2025 traf sich die Sektion Lüneburg-Nordheide mit Prof. Dr. Patrick Glauner, Professor für Artificial Intelligence an der Technischen Hochschule Deggendorf, und Saskia Buschmann, MdL, Mitglied der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag und im Ausschuss für Inneres und Sport. Nach der Begrüßung durch Vorstandsmitglied Steffen Moldenhauer eröffneten die beiden Referenten die Veranstaltung mit Impulsvorträgen zu den Themen Künstliche Intelligenz in der Verteidigung sowie Technologieeinsatz bei der Polizei.
Prof. Glauner beschäftigt sich seit fünf Jahren intensiv mit KI-Anwendungen im Verteidigungsbereich und gilt international als ausgewiesener Experte. So wurde er 2022 vom CDO-Magazine als einer der weltweit führenden Professoren im Datenbereich ausgezeichnet und trat unter anderem beim AI House Davos sowie als Sachverständiger vor der EU und verschiedenen nationalen Parlamenten auf. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass das deutsche Verteidigungsministerium bei der Nutzung von KI noch erhebliche Kompetenzlücken aufweist. Durch den häufigen Personalwechsel gehe vorhandenes Wissen verloren, zudem fehle es an einem grundlegenden Governance-Konzept. Glauner plädierte für eine klare Strategie und den Aufbau einer eigenen KI-Laufbahn im Verteidigungsministerium, um den Anschluss nicht zu verlieren. Künstliche Intelligenz könne, richtig eingesetzt, sogar zu einer präziseren und humaneren Entscheidungsfindung beitragen.
Anschließend sprach Saskia Buschmann, MdL, über die Situation bei der Polizei. Bis 2022 war sie selbst im Polizeidienst tätig, zuletzt beim Zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund. Aus dieser Erfahrung heraus schilderte sie praxisnah die aktuellen Herausforderungen. Strenge Datenschutzrichtlinien verhindern vielerorts den Einsatz moderner Technologien wie Live-Videoauswertungen oder Fotoabgleiche im Außendienst. Auch einfache mobile Anwendungen, etwa die Abfrage von Kennzeichen, seien bislang unzureichend umgesetzt.
Erste Erfahrungen mit KI gebe es jedoch bereits. So setzt das LKA Niedersachsen Software wie den „KiPo-Analyzer“ oder „Tracebook KiPo“ zur Sichtung von kinderpornographischem Material ein. Diese ermögliche eine deutlich schnellere Auswertung großer Datenmengen. Buschmann plädierte zudem für den Einsatz moderner Analysesoftware wie jener Palantirs, die in anderen Bundesländern bereits erfolgreich genutzt wird. Eine deutsche Alternative wäre wünschenswert, hierfür müssten allerdings die komplexen Ausschreibungsverfahren vereinfacht werden, da es an fachlicher Kompetenz im Land nicht fehle.
Im Anschluss nutzten die Mitglieder die Gelegenheit zu einer offenen Diskussion mit beiden Referenten.
Der Wirtschaftsrat bedankt sich herzlich bei Prof. Dr. Patrick Glauner und Saskia Buschmann, MdL, für die spannenden Einblicke sowie der beechwood.agency GmbH für die Gastfreundschaft.