Jour Fixe der Sektion Hannover mit Lukas Reinken, MdL,
Am 6. November 2025 trafen sich Mitglieder und Gäste der Sektion Hannover zum regelmäßigen Jour Fixe. Nach einer kurzen, wie immer sehr informationsgeladenen Begrüßung durch Sektionssprecher Karl-Heinz Ohms übernahm Lukas Reinken, MdL, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, das Wort.
Im Zentrum stand die Berufsorientierung aus bildungspolitischer Perspektive. Niedersachsen liegt aktuell mit einer Schulabgängerquote von 15,4 % am Ende des Bundesvergleichs – gemeint sind junge Menschen, die nach der allgemeinbildenden Schule weder in Ausbildung noch in ein Studium einmünden. Das sei eine erhebliche Herausforderung, zugleich aber auch ein ungenutztes Potenzial für die Fachkräftesicherung.
Reinken verwies auf Ergebnisse einer Bertelsmann-Studie: 78 % der Schülerinnen und Schüler können sich grundsätzlich eine Ausbildung vorstellen, 45 % verfolgen dieses Ziel konkret. Die entscheidende Frage laute daher, wie der Übergang in die passende Ausbildung gelinge. Ein Kernproblem sei weniger fehlende Information als vielmehr deren Qualität und Passgenauigkeit. Dynamische Berufsprofile machten die Landschaft unübersichtlich, an vielen Schulen fehle es an praxisnaher Orientierung.
Als besonders wirksam hob Reinken Berufspraktika hervor, dicht gefolgt von Betriebsbesichtigungen. Karrieremessen punkteten häufig in der Breite, blieben in der Tiefe aber hinter persönlichen Formaten zurück – etwa wenn Ausbilderinnen und Ausbilder direkt in die Schulen kommen und Berufe konkret erlebbar machen.
Aus Oppositionssicht skizzierte Reinken mehrere Vorschläge: Ein digitales Matching-Angebot (beispielsweise mit KI-gestützten Kurzbefragungen) könnte Schülerinnen und Schüler zielgerichtet mit Berufsfeldern und konkreten Unternehmen verknüpfen. Zugleich brauche es engere Kooperationen zwischen Berufskammern, Berufsschulen und allgemeinbildenden Schulen, um vorhandene Praxiskompetenz tatsächlich in die Klassenräume zu bringen.
Zwei zusätzliche Handlungsfelder sieht Reinken direkt an den Schulen: Erstens sollten Elterngespräche systematisch um den Baustein Berufsorientierung erweitert werden – das Elternhaus ist ein zentraler Wegweiser in der Berufsentscheidung. Zweitens wäre es sinnvoll, Lehrkräfte zu verpflichten, bei fehlenden Perspektiven frühzeitig die Agentur für Arbeit einzubinden; das Angebot existiere, werde aber in der Praxis noch zu selten genutzt.
Im Anschluss setzte sich der Austausch bei einem gemeinsamen Mittagessen fort.
Der Wirtschaftsrat bedankt sich herzlich bei Lukas Reinken, MdL, für den Einblick in seine Arbeit und die aktuellen Herausforderungen rund um die Berufsorientierung.