Unternehmerfrühstück der Sektion Hannover mit Elke Maria van Zadel
Heute konnten wir Maria van Zadel, Vorstandsvorsitzende für Technik, IT, Infrastruktur und Marketing der ÜSTRA AG, bei unserem Jour Fixe der Sektion Hannover begrüßen. Sie berichtete von zahlreichen spannenden Projekten, erzielten Erfolgen und den aktuellen Herausforderungen, mit denen sich das Unternehmen konfrontiert sieht.
Ein großes Problem, das die ÜSTRA immer wieder beschäftigt, ist die Graffitibeschädigung ihrer Bahnen. Jedes Jahr werden über 100 Fahrzeuge mit Graffiti besprüht und müssen vor ihrer erneuten Nutzung aufwendig gereinigt werden. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen daran, seine Fahrzeugflotte zu modernisieren. Die alten Stadtbahnen, die teils seit fast 50 Jahren im Einsatz sind, werden bald durch moderne Fahrzeuge ersetzt. Auch im Bereich des Busverkehrs gibt es Fortschritte: die ÜSTRA betreibt insgesamt 169 Stadtbusse, die jedoch nicht für den Betrieb mit Wasserstoffenergie geeignet sind.
Ein besonders innovatives Projekt ist der Testbetrieb eines autonomen Busses, der mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h fahren kann. Dieses Fahrzeug hat das Potenzial, den Nahverkehr grundlegend zu verändern. Dennoch steht es aufgrund bürokratischer Hürden seit über einem Jahr ungenutzt auf dem Betriebshof. Dabei handelt es sich um eine bedeutende Investition, denn der Wert eines solchen Busses wird auf 800.000 bis 1 Million Euro geschätzt.
Die Digitalisierung ist ein weiteres zentrales Thema für die ÜSTRA. Alle Fahrzeuge sind mittlerweile mit WLAN ausgestattet, wodurch ihre Standorte genau erfasst und die Fahrzeiten in Echtzeit in der ÜMO-App angezeigt werden können. Diese App bietet den Nutzern zudem eine intelligente Funktion, die auf Basis ihrer eingegebenen Fahrten automatisch das günstigste Ticket vorschlägt. Ein Beispiel für nachhaltige Technologien ist die Nutzung von zurückgewonnener Energie aus den Stadtbahnen, die den Betrieb der Busse ermöglicht.
Auch für den ländlichen Raum hat die ÜSTRA innovative Lösungen entwickelt. Mit dem sogenannten Sprinti stehen den Bewohnern der Zone C 120 Fahrzeuge zur Verfügung, die flexibel eingesetzt werden, um auch abgelegene Gebiete besser anzubinden. Besonders ältere Menschen profitieren von diesem Angebot, da die Haltestellen strategisch so geplant wurden, dass sie maximal 100 Meter von Supermärkten entfernt liegen. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule organisiert die ÜSTRA außerdem Schulungen, die Senioren den Umgang mit der App erleichtern sollen. Beeindruckend ist, dass mittlerweile auch viele Menschen über 80 Jahre Smartphones nutzen und mit dem Sprinti ihren Alltag organisieren. Ergänzt wird das Angebot durch das sogenannte Sprint-Rad, mit dem die Nutzer bis zu 30 Minuten kostenlos fahren können.
Eine der größten Herausforderungen, die die ÜSTRA in den nächsten Jahren bewältigen muss, ist der drohende Mitarbeitermangel. Im 2025 werden etwa 1000 neue Mitarbeiter benötigt, da viele Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Dies ist besonders angesichts der vergleichsweise kurzen Ausbildungszeit für Straßenbahnfahrer von nur einem halben Jahr bemerkenswert. Aktuell beschäftigt die ÜSTRA 2434 Mitarbeitende, die jährlich rund 162 Millionen Fahrgäste befördern. Trotz der Herausforderungen sind die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren stabil geblieben, mit Ausnahme der Corona-Pandemie, während der es zu einem deutlichen Rückgang kam.
Die ÜSTRA zeigt, dass sie sich mit nachhaltigen Technologien, digitalen Lösungen und innovativen Anforderungen einer modernen Mobilität stellt. Doch gleichzeitig steht das Unternehmen vor großen Hürden, die nicht nur bürokratische, sondern auch personelle und infrastrukturelle Herausforderungen mit sich bringen. Wir bedanken uns bei Frau van Zadel für den spannenden Vortrag und Austauschrunde.