Digitalisierung der Medien wird zunehmen
Sektionssprecher Lars Fiele freute sich die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, Julia Becker, als Gast im Düsseldorfer Industrie-Club begrüßen zu können. Das Unternehmen mit Sitz in Essen hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der großen Medienkonzerne Deutschlands mit einem Umsatz von rund 1,2 Mrd. Euro entwickelt.
Frau Becker warf einen Blick zurück in die Unternehmensgeschichte. Das Medienhaus wurde 1948 von Erich Brost und Jakob Funke als gleichberechtigte Teilhaber gegründet. In den 1970 Jahren kaufte man zahlreiche kleinere Zeitung auf. Diese blieben journalistisch unabhängig und so hielt der Konzern die publizistische Vielfalt aufrecht, der seinen Schwerpunkt im Ruhrgebiet hatte. In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen nach dem Tod der Gründer. Diese vermachten ihre Anteile ihren Familien. Damit trat eine Zersplitterung des Besitzes ein. Oft haben sich die beiden Erbengemeinschaften gestritten und so waren unternehmerische Entscheidungen nicht einfach, bis gar unmöglich. Diese Situation konnte die Mutter von Frau Becker 2011 durch den Kauf von Anteilen der Familie Brost lösen. Seitdem gehören 2/3 der Familie Funke. Seit 2013 firmierte man um zur Funke Mediengruppe GmbH & Co. KG und seit 2021 sind die restlichen Anteile auch gekauft worden. 2014 übernahm man von der Axel Springer SE die Regionalzeitungsgruppen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sowie die Programm- und Frauenzeitschriften. Ebenso besitzt der Konzern Anteil an Radiosendern, Buchverlagen und Online-Angeboten. Frau Becker wies aber auch auf bestehende Probleme hin. Die Frage, wie sich junge Menschen informierten, treibe sie nicht nur aus unternehmerische Sicht um. Viele Jugendliche würden keine Printausgaben mehr lesen, sondern sich auf – meist kostenfreie – Online-Nachrichten verlassen. Auf der anderen Seite stünden die älteren Zeitungsleser, die eine haptische Zeitung bevorzugten. Insbesondere in ländlichen Region führe dieses zu Problemen nicht nur beim Finden von Zeitungszustellern, sondern auch bei den Preisen. Hier hoffe sie auf Unterstützung durch den Staat. Demokratie ohne unabhängige und fachlich-journalistisch Medien werde es nicht geben. Daher sei es sinnvoll, wenn die Verlage bei der Zustellung der Printausgaben unterstützt würden. Sehr klar war aber auch ihr Statement zur Digitalisierung. Ohne sie würde es in Zukunft nicht gehen. Der Trend spreche gegen die gedruckte Zeitung, die zudem viele Ressourcen verbrauchte. Zugleich aber brauche es Online Qualitätsjournalismus. Es sei festzustellen, dass über alle Altersgrenzen hinweg, das Vertrauen, dass Medien Fakten und verlässliche Informationen lieferten schwinde. Jüngere sehen die traditionellen Medien nicht mehr als primäre Informationsquelle, sondern nutzen Instagram, Tikkok und anderes. Lokale Medien verlieren an Relevanz. „Das heißt für uns: Auf diesen Plattformen müssen wir stattfinden. Wir müssen diese Formate verstehen und unsere Inhalte entsprechend aufbereiten. Unser Anspruch muss aber auch hier sein, qualitativ hochwertigen Journalismus zu liefern.“ Selbstkritisch zu den Verhalten der Medienbranche, sagte sie, dass es auch zum verantwortungsvollen Journalismus gehöre, nicht durch die Berichterstattung den Eindruck zu vermitteln, dass die Meinungen von Kleinen- oder Kleinstgruppe eine Mehrheitsmeinung sei.