"Jeder sollte im Leben einmal über das Gründen nachgedacht haben"
Die Sektion Köln und der Junge Wirtschaftsrat luden zur ersten gemeinsamen Podiumsdiskussion zur Lage der Startup-Szene in der Region Köln ein und die drei Moderatoren, Eldach-Christian Herfeldt, Anné Schwarzkopf und Ferdinand Herfeldt freuten sich über eine rege Teilnahme. Mit den vier Impulsgebern aus der Startup- und Gründer-Szene, Franziska Schaal, Prof. Dr. Kai Thürbach, Alexander T. Müller und Mathias Härchen, diskutierten die Teilnehmer über die Chancen und Herausforderungen des Gründens im Zusammenhang mit dem Standort Köln.
Prof. Thürbach, Professor für Unternehmensführung und Entrepreneurship an der Technischen Hochschule Köln, machte deutlich, dass es in Köln bereits verschiedene Angebote zur Unterstützung der Startup-Szene gäbe. „Eine wichtige Rolle für die Gründerszene spielen die Universitäten. Das hat sich bereits bei anderen erfolgreichen Startup-Regionen, wie etwa dem Silicon Valley, gezeigt. Mit über 100.000 Studierenden hat Köln hier eine sehr gute Ausgangsposition.“ Die verschiedenen Hochschulen in der Stadt förderten die Startup-Kultur aktiv durch Kurse und Möglichkeiten zum Vernetzen. Zudem gäbe es Foren abseits der Hochschulen, wie den Entrepreneurs Club Cologne.
Die Referenten waren sich aber auch einig, dass trotz dieser Angebote eine zentrale Informationsplattform für etablierte und neue Startup-Unternehmen und Gründer in Köln fehle, und freuten sich über die Möglichkeit zum Austausch im Rahmen der Wirtschaftsrat-Veranstaltung. Franziska Schaal, Gründerin der feelfood GmbH, erklärte, dass sie von den Erfahrungsberichten anderer Startups hätte profitieren können: „Da geht es zum einen um den finanziellen Aspekt und die Frage, wo kann man welche Förderungen beantragen. Aber auch die persönlichen Erfahrungen aus der Gründerphase können zukünftigen Unternehmensgründern helfen.“ Müller, der bereits in den 90ern Teil der Kölner Gründerszene war und heute Geschäftsführer der SK Gaming GmbH ist, unterstützte dieses Argument. Er selbst habe in den ersten Jahren auch negative Erfahrungen gemacht, die er gerne mit anderen teile.
„Der fehlende Austausch macht es neuen Gründern in Köln besonders schwer“, betonte Härchen, stellvertretender Geschäftsführer bei der IHK. Neben der Etablierung eines regelmäßigen Austauschs müsse sich aber auch das Mindset ändern, so Härchen. Noch immer sei die abhängige Beschäftigung das in Schulen und Universitäten vorherrschende Ideal. Das müsse sich ändern. Prof. Thürbach ergänzte, jeder Mensch sollte in seinem Leben zumindest einmal über das Gründen nachgedacht haben. Diesen Gedanken scheinen in der Coronakrise immer mehr Menschen zu beherzigen: die Zahl der Gründungen in Köln sei in dieser Zeit deutlich gestiegen.