Welche Zukunft hat die Krankenhausstruktur im Münsterland?

An einen besonderen Ort hatte Sektionssprecher, Dr. Friedrich Helmert, eingeladen, um mit den beiden großen gemeinnützigen Trägern von Krankenhäusern im Münsterland zu diskutieren. Gastgeber war die Stiftung der Alexianerbrüder, die Krankenhäuser, sowie ein Inklusionshotel in Münster-Hiltrup unterhalten. Der 1209 gegründete Orden, der stark in der Psychiatrie engagiert war, habe 2013 alles an die Stiftung übertragen, erklärte Dr. Hartmut Beiker, Vorsitzender des Kuratoriums. Ordenszweck war es, sich um die Menschen zu kümmern, die keiner haben wollte. Dieser Geist, so Dr. Beiker weiter, sei heute noch spürbar. Wie bedeutend die Stiftung sei, macht er an Kennzahlen deutlich. Der Umsatz werde in diesem Jahr bei rund 2,6 Milliarden € liegen, die in 130 Einrichtungen in sechs Bundesländern und acht Bistümern mit 34.000 Mitarbeitern erwirtschaftet werden.
Anschließend leitete Dr. Nils Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster, thematisch ein. Zuvor verwies auch er auf die lange Tradition der Stiftung. 1844 hätten die Mauritzer Franziskanerinnen ein Krankenhaus gegründet. 2005 sind fünf Krankenhäuser an die Stiftung übertragen worden. Der Grundauftrag laute: sich um Menschen in jeder Lebensphase zu kümmern. Mittlerweile betreibe die Stiftung 18 Krankenhäuser und erziele mit rund 18.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Milliarden €. Zuletzt habe man den Verbund der katholischen Kliniken in Düsseldorf übernommen. Damit wurde allen klar, dass in Münster große Player im Krankenhausbereich angesiedelt seien. Dr. Brüggemann führte aus, dass die Krankenhäuser unter drei Herausforderungen leiden: 1. einer systematischen Unterfinanzierung, 2. den Rahmenbedingungen einer hochregulierten Branche und 3. dem Fachkräftemangel. Durch unterschiedliche Ansätze in der Landes- und Bundespolitik bei der Krankenhausreform käme es zu negativen Auswirkungen. Dr. Brüggemann versuchte, Lösungen aufzuzeigen. So sah er fünf Punkte, mit denen man dem jetzigen Trend entgegenwirken könne: 1. Eine regionale Clusterversorgung, 2. Sektorenübergreifende Versorgung, 3. Trägerübergreifende Plattformen für sekundär und tertiäre Leistungen, 4. Digitalisierung und 5. Stärkung der Arbeitgebermarke.
Starke Unterstützung erhielt er von Dr. Christian von Klitzing, Sprecher der Hauptgeschäftsführung der Alexianer GmbH. Seiner Ansicht nach habe der alte Bundesgesundheitsminister indirekt eine Verstaatlichung der Krankenhäuser angestoßen. „Wenn wir die Fachleute von den Aufsichtsbehörden zurückbekämen, hätten wir keinen Fachkräftemangel“, ergänzte er. Beide waren sich einig, dass es zu Wettbewerbsverzerrungen durch kommunale Krankenhäuser käme, deren Defizite ausgeglichen würden.